Ich hab´s getan, ich war wieder einkaufen. Den Lesern meiner letzten Kolumne sei gesagt: es war kein rosa Knackpo in Sicht. Dafür ging es in der Wurstabteilung richtig heiß her.

Wenn sich Avocados vermehren

Allerdings war mein Weg bis zur Wurstabteilung mit zahlreichen Fallen bestückt. Mein Ziel: Eine Avocado. Einkaufswagen: unnötig! Man merke: das war Fehler Nummer Eins. Immerhin gab es zwei Avocados zum Preis von einer. Da musste ich einfach zwei nehmen. Also rein in eines dieser Obstsackerl und ab durch die Mitte. Denkste. Wer konnte auch ahnen, dass sie meine geliebten Cashew-Nüsse wieder haben. Also, da mussten mindestens zwei Packungen mit, geworden sind es dann doch drei, sicher ist sicher. Und wer weiß, ob ich für den Kuchen noch genug Mehl zu Hause habe, von den Eiern ganz zu schweigen. Es wäre wirklich äußerst sinnvoll, mitten im Geschäft, ein paar Einkaufswägen für Menschen wie mich bereit zu stellen. Vor allem wegen den Eiern hat mir meine Stapeltechnik dann nämlich etwas Sorgen bereitet.

Echte Männer und erotisches Einkaufen

Wobei echte Männer (also die, die glauben, welche zu sein) nehmen ja auch nie einen Einkaufswagen. Ist viel zu weiblich, hab ich mir mal sagen lassen. Erinnert irgendwie an Kinderwagenschieben. Nur blöd, dass sich Lebensmittel so schlecht stapeln lassen. Ich spreche da ja aus langjähriger Erfahrung; als erfolgreiches Mitglied der Gruppe: „ich brauche nur diese eine Sache“. Wieso sich diese eine Sache im Geschäft immer vermehrt? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Obstsackerl keine zwei Liter Mandelmilch standhalten. Das versuch ich nie wieder, glaubt mir. Und die Stapeltechnik endet meist nach dem vierten Produkt im Desaster. Zumindest bei mir. Und wenn nicht, ernte ich bis zur Kassa außer belustigten Blicken einen Muskelkater par excellence. Vielleicht sollte ich einmal einen dieser echten Männer fragen. Die, die ganz ohne Einkaufswagen durch das Geschäft jagen. Wobei, die haben ja auch gleich mehrere Vorteile. 1. Männer finden ja bekanntlich nie alles was sie suchen. 2. Springen den Männern sicher nicht ein paar zusätzliche „auch das brauche ich ja auch noch“ Lebensmittel in die Arme. Ergo häufen sich dann natürlich nicht so viele Dinge an, wie bei uns Frauen. Ganz abgesehen davon, dass wir Frauen 3. neben den ganzen Lebensmitteln auch noch unsere Handtasche jonglieren müssen.

Muskelberg im Blumenwahn

Natürlich läutet bei mir das Handy. Und natürlich genau in dem Augenblick als ich die Eierschachtel kunstvoll auf der Mehlpackung drapiert habe, gekrönt von meinen drei Cashew-Nusspackungen, ganz abgesehen von den beiden Avocados, die unablässig an meinem Arm hin und her schwenken und mit meiner Handtasche in Konkurrenz treten. Ich weiß ehrlich nicht, was mich mehr gestört hat, die rutschende Eierschachtel oder das Grinsen des Muskelbergs, der gerade an mir vorbeischlenderte. Er selbstverständlich ohne Einkaufswagen. Und dann das. Nein, der Typ war nicht so nett mir zu helfen. Wieso auch, er hatte ja alle Hände voll mit ihr zu tun. Ganz unschuldig hing sie da an seiner nackten Armbeuge. Ja richtig gelesen, nackte Armbeuge. Der Typ war aus unerfindlichen Gründen im T-Shirt unterwegs. Aber das hat alles nichts genützt – ich hab nur sie gesehen, diese zart geblümte, Einkaufstasche aus Stoff. Bitte Jungs: keine Einkaufstaschen mit Blümchenmuster in der Armbeuge. Lasst das! Da ist ja der Einkaufswagen noch erotisch dagegen. Aber das wichtigste meine Eier haben überlebt, bis zur Wurstabteilung, da wurde es noch einmal richtig eng.

Liebesakt in der Wurstabteilung

In der Wurstabteilung bleibt Mr. Muskelberg samt Blümchentasche nämlich abrupt stehen. Sein Blick spricht Bände. Der Beginn des ultimativen Liebesaktes. Ja richtig gelesen ein Liebesakt mitten im Lebensmittelgeschäft. Ich komme mir vor wie ein Voyeur. Ganz langsam nähert er sich der kleinen schlanken Schönheit von hinten. Er streicht über ihre Haut. Spitzt die Lippen. Schließt leicht die Augen. Öffnet seine Lippen. Saugt ihren Duft ein. Um die angeschmachtete Salamistange dann vorsichtig in die Blümchentasche zu legen. Ein Romantiker. Alles mit viel Gefühl. Ich bin beeindruckt. Dass sich meine Eierpackung so ganz langsam dem Boden nähert, bringt mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Ab jetzt nehme ich einen Einkaufswagen. So ein Supermarktbesuch ist einfach zu spannend.

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Silvia Jelincic

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