Wenn die Geier kreisen, dann gibt's bald was zu fressen. Wie sich am EU-Gipfel zeigt, kreisen sie nicht länger, sondern sind längst gelandet: Jeder versucht noch ein Filetstück zu ergattern, bevor sich die EU in ihre Einzelteile auflöst. Erdogan weiß, dass er jetzt Milliarden verlangen kann, um Asylsuchende im Land zu behalten. Noch dazu hat er freie Hand gegen die PKK und Regimekritiker.

Ungarns Orban ist längst dort angelangt, wo Österreichs H.C. hin will - sein Land aus der EU führen und so lange am Fördertropf zu hängen, so lange er keine Gegenleistung erbringen muss (wie z.B. Flüchtlinge aufnehmen, Pressefreiheit einhalten etc.). But so what! Er ist der große Hero der Mehrheit der Ungarn.

Orban verwirklicht das, was Strache predigt: "Mehr für unsere Leut'". Was natürlich in einem solidarischen Europa nicht funktionieren kann, Zuhause, in Ungarn, aber gut ankommt. Sogar junge, aufgeschlossene Menschen in Budapest stimmen ihm zu: Wir haben kein Geld für Flüchtlinge. Freilich, Ungarn war bereits vor dem Amtsantritt Orbans dort angekommen, wo zum Beispiel die österreichischen Regierungen der vergangenen Jahrzehnte das Land ebenfalls hingesteuert haben und den Kurs bis heute nicht korrigieren: In den wirtschaftlichen Abschwung, in denn sozialen Herbst, in beginnende Existenzängste der Bevölkerung.

Wer nichts mehr hat, wird fürchten, selbst das noch zu verlieren: In Budapest konnten sich vor Jahren die meisten Menschen gerade noch Miete und das tägliche Überleben leisten. Der Mehrwertsteuersatz ist höher als bei uns (bei ähnlichem Preisniveau für Kleidung, Elektronik, usw), Kinderbeihilfe gibt's minimal, Arbeitslosen- oder Notandsgeld nur kurz. Otto Normal-Ungar wartete Ewigkeiten auf Arzttermine, hat kaum Aussicht auf eine Verbesserung der Lebenssituation. Außer man wandert aus oder arbeitet im westlichen Ausland. Wunschdestinationen: Österreich und Deutschland.

Orban hat längst umgesetzt, was Strache will: Wir haben nichts herzugeben (aber nehmen gerne). Wem das nicht passt - dann treten wir eben aus.

Bedenklich ist, dass sich sichtlich die Visegrad-Staaten dem Kurs Orbans nun anschließen und damit der EU den Todesstoß versetzen könnten. Ob Ungarns Premier bloß - wie die Türkei - eine Mitarbeit bei der Lösung der Asylkrise nur so teuer wie möglich verkaufen will? Oder macht er Ernst mit der Zertrümmerung Europas? Bald werden wir es wissen...

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Spinnchen

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Erkrath

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