Viele F+F User werden sich daran wohl nicht mehr erinnern können. Viele werden auch noch gar nicht auf der Welt gewesen sein. So lange ist es schon her, dass die Österreicher in einer legendären Volksabstimmung Nein zu heimisch erzeugten Atomstrom sagten.

Am 5. November 1978 stimmten die Österreicherinnen und Österreicher bei der ersten (!) Volksabstimmung der Zweiten Republik gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf. Das Ergebnis fiel denkbar knapp aus, gerade einmal 50,47% entschieden sich dagegen.

Die österreichische Regierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky erteilte die Baugenehmigung für das Atomkraftwerk schon am 22. März 1971. Ob Bürgerinnen und Bürger den heimisch erzeugten Atomstrom auch tatsächlich wollten, interessierte die Politik zu diesem frühen Zeitpunkt augenscheinlich nicht.

Das Kraftwerk wurde gebaut (Spatenstich am 4. April 1972), das ursprüngliche Budget von 5,2 Milliarden - nein, nicht Euro! - Schilling musste bis zur Fertigstellung mehr als verdoppelt werden. Dutzende Techniker wurden in Deutschland und den USA ausgebildet. Die Brennstäbe per Bundesheer-Hubschrauber eingeflogen.

Österreichs erstes Atomkraftwerk stand betriebsfertig in der Nähe von Tulln – und dann entschloss sich die Regierung Kreisky doch dazu eine Volksabstimmung durchzuführen. Das Ergebnis ist legendär. Zwentendorf wurde noch vor der Eröffnung zum Museum und Ersatzteillager – und mangels Inbetriebnahme zum sichersten Atomkraftwerk der Welt.

Politische Konsequenzen? Fehlanzeige. Kreisky fuhr für die SPÖ bei der nächsten Wahl ein Rekordergebnis ein.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 26.04.2016 23:30:52

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