Britische Rennsport-Tradition im legendären Brands Hatch

Seit über 35 Jahren bin ich Motorsport Fan. Dutzende, nein, hunderte Autorennen, insbesondere Formel 1, habe ich vor dem Fernsehapparat verfolgt. Aber noch niemals war ich live bei einem Rennen dabei. Bis zum letzten Wochenende. Da durfte ich das DEXWET Renauer Motorsport-Team zum EURO NASCAR Rennen in Brands Hatch begleiten. Ein Weltklasse-Erlebnis!

Die legendäre Rennstrecke südlich von London hat eine überschaubare Länge von gerade einmal 1,208 Meilen (= 1,944 km). Das hat den Vorteil, dass man von der Paddock Tribüne aus fast gesamten Kurs überblicken kann. Es zeigt sich aber, dass das Live-Erlebnis auch einen bedeutenden Nachteil hat: Schaut man auch nur eine Sekunde lang in die falsche Richtung, sieht man von jedem Crash nur mehr die Staubwolke. Wiederholung wie im Fernsehen gibt´s nicht …

Schon seit dem Jahr 1926 (!) werden in Brands Hatch Rennen ausgetragen. Und diese langjährige Rennsport-Tradition ist vom ersten Moment an zu spüren. Gewinner der vergangenen Jahrzehnte führen klangvolle Namen wie Stirling Moss, Jim Clark, Jack Brabham, Ayrton Senna und Jenson Button. Seit 2013 finden in Brands Hatch auch Rennen der NASCAR Whelen Euro Serie statt, dem europäischen Ableger der US NASCAR Serie.

Etwa 50.000 Besucher machten den Rennsonntag zum Volksfest. Dazu tragen sicherlich auch die – im Vergleich zu anderen Rennserien – günstigen Eintrittspreise bei (26 Pfund pro Erwachsenem = etwa 40 Euro für den ganzen Sonntag). Ganze Familien nutzen das Spektakel bei strahlendem Sonnenschein daher für einen Sonntagsausflug, grillen auf der Wiese längs der Gegengeraden inklusive.

In zwei Klassen (Profis & Junioren) wird Samstag und Sonntag jeweils ein Rennen ausgetragen. Als Zuschauer kommt man also in den Genuss von vier Rennen plus Qualifying und Rahmenprogramm. Die Technik der NASCAR-Boliden ist eher „bodenständig“: Der V8-Saugmotor mit 400 PS und einem maximalen Drehmoment von gut 500 Nm bewegt ein rennfertiges Gesamtgewicht von etwa 1.200 kg. Trotzdem wird zwischen den Rennen permanent am Auto geschraubt.

Florian Renauer, der Fahrer des DEXWET-Teams, ging am Samstag von der Pole Position aus in eines der Rennen. Wenn man so wie ich von der Tribüne aus – die rot-weiß-rote Flagge schwingend – mitfiebert, dann ist so ein Rennen mit dem „eigenen“ Auto in Führung echt nervenzerfetzend! Aber Florian hat seine Pole Position souverän ins Ziel gebracht und seinen allerersten Sieg in der NASCAR Serie gefeiert. So einen Moment mit der ganzen Boxen-Crew und natürlich dem strahlenden Sieger hautnah in der Box zu erleben, ist ein unglaubliches Erlebnis.

Am zweiten Tag lief es mit Top-Platzierungen in beiden Klassen wieder sehr gut. Und als am Ende auch noch Sepp Renauer, der Team-Chef, mit einem riesigen Pokal in die Box kam, war das Renn-Wochenende perfekt: Das DEXWET Renauer Motorsport-Team war (gemessen an den Wertungspunkten für die Meisterschaft, die es in Summe geholt hat) das erfolgreichste Team des ganzen Wochenendes! Patrioten-Herz, was willst du mehr!?

Bei dieser Gelegenheit zeigte sich dann noch ein wesentlicher Unterschied zwischen zu Hause vor dem Fernsehapparat und dem Live-Erlebnis: Mehr als die eine Flasche Champus des Siegers gibt es nicht zum Anstoßen – und eine Magnum-Flasche für 16 Leute gibt nicht wirklich viel her …

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Andreas Dolezal

Andreas Dolezal bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:09

manx fella Phil

manx fella Phil bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:09

3 Kommentare

Mehr von Andreas Dolezal