Carinthian Fine Dining im Gasthaus von Thomas Gruber

"Gefüllte Paprika mit Bröseltopfen, Bulgur, geräucherten Kirschen & Minze" - als ich das online in der Speisekarte vom Gasthaus von Thomas Gruber in Pörtschach am Wörthersee las, war für mich klar: Da muss ich hin! Ich habe ein Faible für solche Kreationen und lasse mich liebend gerne von mutig kombinierten Geschmacksnoten überraschen. Und der Zufall wollte es, dass ich letztes Wochenende beruflich in Kärnten zu tun hatte.

Aufgefallen ist mir das vom gebürtigen Kärntner Thomas Gruber im Mai 2013 eröffnete Gasthaus in einer Zeitungsbeilage. „Frisch-natürlich-puristisch-regional“ versprach die Küche zu sein. „Es erwarten euch unverfälschte Gerichte, die ihren Ursprung in Slowenien, Italien und Kärnten haben.“, las ich auf der Internetseite. „Fernab vom kulinarischen Einheitsbrei“ gibt es „keine großen Gourmetmenüs“, sondern „Gerichte mit Herz und Verstand.“. „Lust? Auf Mehr?“, fragt der Küchenchef online. Ja, sicher!

Das Lokal selbst präsentiert sich als das was es sein will: Ein gepflegtes Gasthaus, ehrlich und bodenständig. Der empfohlene Sauvignon Blanc (1/8L € 5,90) ist als Apertiv eine ebenso gute Wahl wie das Glaserl Speckbirne (0,1L € 5,90). Was ist eine Speckbirne? Ein Schaumwein, der aus der Kärntner Speckbirne hergestellt wird, klärte mich die stets freundliche und zuvorkommende Kellnerin auf.

Der verantwortungsbewusste Autofahrer – also ich! – greift nicht zur international bestückten Weinkarte (mit angemessenen Flaschenpreisen), sondern zur separaten Saftkarte. Das „Himbeer Soda mit selbstgemachten Sirup“ (1/3L € 2,50 / 1/2L € 3,00) erfreut die durstige Kehle mit echten Himbeeren. Erfrischend gut. Kein Vergleich zum zuckersüßen Himbeer Kracherl, das wir (Wiener) vom Heurigen kennen. Zum Gedeck (€ 1,90) gehört neben drei Sorten Brot auch ein selbstgemachter Kichererbsenaufstrich. Sehr lecker, auch wenn er ein Haucherl mehr Pep vertragen könnte.

Als Vorspeise kam für mich natürlich nur der „Gefüllte Paprika mit Bröseltopfen, Bulgur, geräucherten Kirschen & Minze“ (€ 11,90) in Frage. Großartig, wie Kirschen und Minze die Fülle aus Bröseltopfen und Bulgur begleiten. Wer es traditioneller mag, genießt die kräftige „Bio Hendl Bouillon mit Grießnockerl, Gersprein & Lustock“ (€ 5,50). Gersprein & Lustock? Gersprein sind wohl die Graupen in der Suppe, und Lustock kenne ich eher als Liebstöckl. Zusammen mit dem Julienne-Gemüse eine perfekte Vorspeise für den eher kühlen Abend. Wer hingegen einen sommerlichen Salat bevorzugt, dem sei der „Sommersalat aus jungen Blattsalaten, Rohkost, Kräutern & Körndln, mit Nussöl und Sherryessig mariniert“ (klein € 5,50 / groß € 8,50) empfohlen. Sehr g´schmackig.

Samstags gibt es „Frische Fische solange der Fang reicht!“. Sowohl der  „Seesaibling mit passiertem Spinat, Kaviar & Löwenzahnbutter“ (€ 21,90) als auch der „Branzino mit Auberginen-Sesam Püree, eingelegten Zitronen & Limoncellobutter“ (€ 23,90) präsentierten sich perfekt zubereitet. Noch selten habe ich einen Fisch wie den Seesaibling so saftig und rosa auf dem Teller vorgefunden. Die eingelegten Zitronen und die Limoncellobutter machten den Branzino zu einem mediterranen Gedicht.

Wie saisonal und regional Thomas Gruber seine Küche anlegt, bekräftigt folgender Hinweis in der Speisekarte:

Wir kochen im Gasthaus frisch-natürlich-unverfälscht-regional und saisonal. Aus diesem Grund sind wir immer auf der Suche nach Köstlichkeiten und Raritäten aus dem Garten. In diesem Fall sind auch unsere lieben Gäste gefragt: An alle Hobbygärtner und Gartenliebhaber, wir kaufen sehr gerne ihr selbst angebautes Gemüse oder Kräuter (es müssen keine großen Mengen sein!) zu jeder Jahreszeit. Danke fürs Mitmachen!

Die Rechnung blieb am Ende mit gut 100 Euro im Rahmen. „Gerichte mit Herz und Verstand“, perfekt zubereitet in Top-Qualität und sehr guter Service – damit ist das Gasthaus von Thomas Gruber eine echte Empfehlung. Ich jedenfalls geh da sicher wieder hin und stürz mich auf die Fleischgerichte, zum Beispiel die „Sauerei No_3, gesurter & langsam geschmorter Schweinebauch mit Kukuruz (vulgo Mais) & hausgemachtem Chutney“.

Webpage: http://von-thomas-gruber.at/

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:10

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:10

1 Kommentare

Mehr von Andreas Dolezal