„Angebot und Nachfrage funktioniert nicht mehr“

In einer Diskussion kürzlich wurde mir gesagt, dass Angebot und Nachfrage nicht mehr funktioniert. Meine Neugier war geweckt. „Warum denn?“, fragte ich.

„Weil es dem Markt wurscht ist“ wurde mir gesagt.

„Will der Markt kein Geld mehr verdienen?“ Fragte ich dann.

„Ich weiß nicht genau wie das funktioniert, ich hab’s in einer Dokumentation halt gehört und es stimmt auch“ Wurde mir entgegnet.

„Kleider zum Beispiel haben keine Taschen obwohl jede Frau Taschen in ihren Kleidern haben möchte“

Das ist natürlich interessant.

„Sind alle Frauen bereit für den Mehraufwand zu zahlen? So eine Tasche ist ja Arbeitsaufwand und macht das Kleid gleich mal etwas teurer“

„Natürlich, Natürlich“ wurde mir entgegnet.

"Und die Chinesen schaffen es ja auch bei billigen 7€ Kleidern" sagte sie. "Warum kann es der H&M nicht?"

Ich warf ein, dass der H&M es eventuell nicht wisse.

„Hast du, oder all die anderen Frauen dem H&M schon eine Mail geschickt und dich darüber beklagt?“

Schweigen.

Funktioniert Angebot und Nachfrage also nicht mehr?

Ist es dem Markt wurscht?

Natürlich nicht.

Wenn ein Kleidungshersteller seinen Mitbewerb ausstechen kann, indem er Taschen auf Kleider näht, wird er es tun. Andernfalls tuts ein anderer und gewinnt Marktanteil und die die es nicht tun verschwinden.

Auf die Kunden zu hören macht reicht, es sei denn das, was die Kunden sagen stimmt nicht mit dem überein was sie tun.

Wenn etwa ein Hersteller beginnt Kleider mit Taschen herzustellen, die Produktion deswegen aber um 20% teurer wird und das Kleid dann 20% teurer ist als eines ohne Taschen und nicht gekauft wird weil „ich ja nicht 20% mehr zahle nur weils Taschen hat“ wird der Hersteller schnell wieder damit aufhören.

Und dann gibt’s halt keine Kleider mit Taschen. Und ich schätze genau das ist der Grund warum sie meistens keine Taschen haben. Die Kunden mögen zwar gern alle welche haben wollen, aber die meisten wollen sie nicht zahlen. So ähnlich wie ich gern einen Hubschrauber hätte, aber ihn nicht zahlen möchte, und deswegen keinen habe.

Das passiert nicht weil es dem Markt „wurscht“ ist was wir wollen, sondern weil der Markt nicht in Worten spricht sondern in Geldtransaktionen.

Wenn man was vom Markt will, muss man kaufen was man haben will.

Und manchmal ist man auch alleine mit seinen Wünschen.

Wenn ein Viertel der Frauen Taschen auf ihren Kleidern haben wollen und bereit sind dafür zu zahlen wird jedes vierte Kleid Taschen haben.

Wenn alle Frauen Taschen auf ihren Kleidern haben wollen aber nur jede Zehnte bereit ist den höheren Preis zu zahlen wird jedes zehnte Kleid Taschen haben.

So funktioniert Angebot und Nachfrage.

Nur in dem Fall indem es am Markt so ein Produkt nicht gibt kann es passieren dass alle bereit sind so ein Produkt (zum Marktwert!) zu kaufen, es das Ding aber dennoch nicht gibt. In so einem Fall muss man seine Wünsche über Worte kommunizieren. Aber nicht zu Freundinnen sondern Richtung Markt: zu Hersteller und Händler eben. Und dann, wenn der Markt auf einen gehört hat, muss man sein Geld sprechen lassen.

So funktioniert der Markt.

Der Markt ist die ultimative Demokratie, wobei Geld der Stimmzettel ist was produziert wird und was nicht und genau wie in der Politik zählt nicht das Gejammer zur besten Freundin sondern nur was gewählt wird.

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Tourix

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Matt Elger

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