Menschen haben sehr unterschiedliche Ideen was in der Gesellschaft passieren soll. Die einen wollten Wohlstand optimieren, die anderen die Nähe zu Gott, die nächsten wollen „ihre Gruppe“ fördern und die übernächste will Lebensraum im Nachbarland sichern während einer ganz anderen Gruppe den Untergang der eigenen Gruppe fördern möchte.

Diese Ziele sind ihrer Natur nach widersprüchlich, wobei die Widersprüchlichkeit maßgeblich vom Grad der äußeren Bedrohung abhängt. Wenn eine glaubwürdige Bedrohung da ist, wird das „gemeinsame überleben“ plötzlich so wichtig, dass alle diese Gruppen ihre Gegensätze ruhen lassen und an einem Strang ziehen. Ist keine Bedrohung da, treten genau diese Gegensätze in den Vordergrund.

Die Realität liegt dazwischen, es gibt immer Dinge die vereinen und Dinge die trennen aber die zentrale Frage „wohin die Gesellschaft soll“ bleibt immer im Raum stehen. Da man nicht gleichzeitig nach recht und nach links kann muss man herausfinden wohin die Reise geht. Eine Manifestation der Richtung ist der Häuptling, König, Führer oder die Partei. Menschen stellen ihre Unterstützung hinter die Entität die ihre Wunschrichtung bestmöglich verkörpert und die Entität versucht an die Macht zu kommen. Das bedeutet immer Krieg, aber mit extrem unterschiedlichen Intensitätsgraden.

Krieg ist ein Nummernspiel: wer mehr hat, gewinnt, wobei „mehr“ eben die Summe aus Qualität, Soldatenzahl, Unterstützung, Munition, Moral und so weiter darstellt.

Das bedeutet, dass der an die Macht kommt der am meisten Unterstützung hatte. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit der meisten Unterstützung im Volk. Nicht selten in der Geschichte herrschte ein Herrscher nicht, weil er die Rückendeckung seines Volkes hatte, sondern die eines anderen Herrschers, welcher dann das Volk quasi im Auftrag eines anderen, unterdrückte.

Die zivilisierte Lösung ist den Krieg am Papier auszutragen. Man trifft sich am Schlachtfeld zu einer vorher definierten Zeit und zählt einfach wer wie viel Unterstützung im Volk hat. Das Resultat ist im Idealfall, dass jene Gruppe die, in den Augen einer Mehrheit, das beste Ziel verfolgt das ganze Volk zu eben diesen Ziel hinleitet. Nach einer gegebenen Zeit trifft man sich wieder für den Krieg am Papier und wenn die herrschende Gruppe verliert, gibt sie kampf- und widerstandslos ihre Macht an den Gewinner ab.

Das funktioniert solange gut solange Vertrauen in das System da ist. Schwindet dieses Vertrauen, verschwindet die zivilisierte Form des Bürgerkrieges und wird durch die konventionelle Version ersetzt. Das bedeutet Tote.

Das Problem an der Demokratie ist aber nun, dass an jeder Stelle Menschen sitzen und das Vertrauen in das System nur so groß ist wie das Vertrauen in die Menschen die das System am Laufen halten und genau dieses Vertrauen ist im sinken. Dazu hat das Trennende im Moment die Nase weit vor dem Verbindenden, eine gefährliche Kombination.

Dazu kommt die immer größer werdende Bedrohung durch Manipulation von außen und die damit verbundene Angst, dass nicht der gewinnt der wirklich die größte Unterstützung im Volk hat sondern der den machtvolle Menschen und Gruppen im In- und Ausland an der Macht sehen wollen.

Ob das berechtigt ist oder nicht ist den Gefühlen der Menschen egal und am Ende sind es eben die Gefühle die Menschen zu irrationalen Handlungen bringen.

Demokratie ist nicht fair, sauber oder schön. Das liegt daran, dass sie am Ende des Tages eine Form von Krieg ist. Das sollte man verstehen. Sie ist aber die zivilste und mit Abstand beste Version des Krieges und ihre Alternative ist fürchterlicher, unfairer, hässlicher und um Größenordnungen brutaler.

Jede Manipulation, sei sie auch noch so klein, mag einen politischen Vorteil bringen, aber beschädigt das Vertrauen in diese Institution und rückt uns unweigerlich näher an echten Krieg. Deswegen sollte jede Form von Manipulation und sei sie noch so klein, mit ausgesprochener Härte bestraft werden und jede Form der Wahl die Zweifel aufkommen lassen könnte, wie etwa die nicht wirklich geheime Briefwahl, auf ein absolutes Minimum reduziert werden.

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