Gesellschaftlicher Konsens, Propaganda und Mitläufer

Propaganda kommt in unterschiedlichen Formen, ihr Ziel ist aber immer weitgehend ident: einer Idee zu einem gesellschaftlichen Konsens zu machen. Die übliche Methode ist sehr laut und sehr oft zu wiederholen, dass alle anständigen, klugen und guten Menschen X denken und nur üble, dumme und niederträchtige Menschen Y sagen. Das Ziel der Propaganda ist dann üblicherweise eine Autorität als den Verteidiger dessen das eh alle denken zu etablieren und einen Machttransfer zu rechtfertigen.

Der Begriff der Propaganda ist recht neu, das Konzept nicht. Jedes System das irgendwann einmal Macht gehabt hat, stützte sich, zumindest teilweise, auf diese Methoden. Ein klassisches Beispiel ist die religiöse Methode. Hierbei stopft man einen Haufen Menschen, die lieber anderswo wären, in einen Raum und beschallt sie im oben beschriebenen Muster.

Der Staat macht es genauso, je autoritärer der Staat, desto lauter plärren die Propagandisten.

Das Ziel der Propaganda ist also immer einen Konsens zu etablieren der nicht seinen Ursprung in echten Denkprozessen des Volkes hat. Es herrscht etwa ein unbestreitbarer Konsens in der Bevölkerung, dass es unklug ist in ein tiefes Loch zu springen. Dieser Konsens basiert auf Vernunft. Ein vergleichbarer Konsens herrscht, wenn es um Mord, Diebstahl und so weiter geht.

Und hier ist der Stolperstein: kein gesellschaftlicher Konsens ist absolut, es wird immer jemanden geben der es für eine gute Idee hält in Löcher zu springen, Leute umzubringen oder zu bestehlen.

Diese Menschen, die gegen den Konsens arbeiten, sind die Basis auf der Propaganda konstruiert werden kann.

Jeder weiß, dass es diese unangenehmen Menschen gibt und keiner mag sie. Die Propaganda setzt diese Menschen also ins Rampenlicht, übertreibt die Bedrohung und konstruiert dann, zumindest halbwegs glaubwürdige, Verbindungen zu Menschengruppen die dem Propagandisten den Weg zur Macht versperren. „Wenn es die nicht gäbe, dann gäbe es XY nicht mehr“ und „Wenn uns nicht die Hände gebunden wären, würden wir euch vor denen beschützen“ sind typische Blaupausen der politischen Propaganda, benutzt von Linken, Zentristen wie Rechten.

Aber warum funktioniert das so gut?

Die Antwort liegt vermutlich in Gruppendynamiken. Die meisten Menschen wollen „dazu gehören“ und werden daher brav sagen was alle sagen. In einem steinzeitlichen Setup macht das vermutlich auch Sinn, da wussten eben alle welche Beeren man isst und welche nicht, weil es halt alle sagen. Das Mitläufertum hat also einen Sinn.

Das Mitläufertum wird erst dann zu einem Problem wenn eine charismatische Person es schafft, durch geschickte Verwendung von Sprache oder aber durch den ebenso geschickten Einsatz spitzer Stöcke, eine Idee in die Köpfe der Menschen zu hämmern die nicht ihren Ursprung in vernünftigen Überlegungen hat, wie etwa dass nur der Typ der sich selber „Priester“ die Kontrolle über den Regen hat und deswegen ein Anrecht auf einen Teil der Ernte habe oder aber dass der Tribe da drüber, der noch nie angegriffen hat, plötzlich eine Bedrohung darstellt und man sie daher angreifen müsse.

In unserer Zeit liegen Schichten über Schichten von Propaganda übereinander. Wir „wissen“ eine erstaunliche Menge an Dingen die allesamt irgendwann einmal Propaganda waren und häufen weiter Schicht über Schicht auf. Jeden Tag aufs Neue.

Ein wesentlicher Teil jeder Kultur ist genau dieses Sediment aus Ansichten, Ideen, Weltsichten und all diese Dinge sind erheblich durch Propaganda geprägt, wenn nicht vollständig aus ihr konstruiert.

Kann man sich davon lösen? Vermutlich nicht, aber es ist gut zu verstehen welche Mechanismen auf uns einwirken und dass unser Weltbild, zu einem erheblichen Teil, massiv von unserem eigenen Bild von der Welt entkoppelt ist und wir stattdessen Dinge glauben die uns ein anderer eingeredet hat.

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SusiK

SusiK bewertete diesen Eintrag 18.04.2023 11:42:49

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