Ist Politik eine Hirn- oder Gefühlssache?

Ist Politik eine Hirn- oder Gefühlssache?

Die typische Antwort auf diese Frage ist, dass die eigene Politik eine Konsequenz von Überlegungen ist und die der anderen sei eine Gefühlssache.

Platon argumentierte, dass unsere Seele dreigeteilt sei: Logos, Thymos und Eros. Logos ist der Teil in uns der denkt, der vernünftig ist. Thymos ist der Teil, der fühlt. Eros der Teil der begehrt.

Eros ist der animalische Teil, der sich nehmen will, was er eben gerade in dieser Sekunde haben will. Wenn Jemand seinen Finger in eine frische Torte steckt und dann abschleckt, ist das der Eros Teil in ihm der ihn so agieren hat lassen.

Der Logosteil in uns hält uns davon ab so etwas zu machen, weil wir „wissen“, dass wir das nicht tun sollen. Eros und Logos sind in einem ständigen Kampf und je siegreicher Logos ist, desto zivilisierter sind wir. Dominiert Logos aber komplett, landet man in Systemen die Menschen nur noch als Zahnräder sehen. Systeme wie Faschismus und Kommunismus sind Logos lastig, obgleich sie auf nachweislich fehlerhaften Überlegungen basieren, was uns zur Schwäche des Logos führt: man kann via Vernunft zu falschen Resultaten kommen und reine Vernunft führt zu Systemen in denen Menschlichkeit keinen Platz hat.

Es ist aber eine gängige Ansicht, überall im politischen Spektrum, dass „man selber vernünftig ist und die anderen Hass, Angst, Neid udgl. folgen“ Sprich die Theorie ist „Ich folge Logos, die andren dem Eros“.

Kürzlich wurde aber in einer Debatte argumentiert, dass der gern übersehene Thymos aber in der Realität ein heißer Kandidat für den tatsächlichen politischen Spielemacher darstellt.

Der Kern des vorgebrachten Arguments war recht interessant: er meinte, dass die Bewegung die wir als „links Außen“ wahrnehmen extrem Logoslastig ist aber die Politik die wir als „rechts Außen“ bezeichnen hat keine Manifeste oder klar definierte Ziele. Die Linke hat das, weil ihre Ziele auf rationalen Überlegungen basieren, die sich zwar häufig als unrealistisch entpuppen, aber die Basis der linken Politik sind dennoch gefühllose, kalte und rationale Überlegungen.

Hier gilt es aber zu verstehen, dass es einen massiven Unterschied zwischen denen gibt die die Politik definieren und jenen die sie tragen. Die meisten die besagte linke Ideen tragen, verstehen nicht was sie da mittragen sondern haben das Gefühl (wieder Thymos) dass das „das Richtige“ ist.

Die Politik von rechts Außen dreht sich aber eben nur um Gefühle, um Ideen die sich mit „wir gehen in die falsche Richtung, wir müssen etwas ändern“ beschreiben lässt. Das ist kein Logos Argument. Das ist auch kein Eros Argument. Das ist reiner Thymos, auf dem Level der Konzeption genauso wie auf der Ebene derer die diese Politik tragen.

Diese Überlegungen legen also die Schlussfolgerung nahe, dass in Wirklichkeit die meisten Menschen in einer Demokratie sich vom Thymus leiten lassen. Manche folgen Ideen, die selber auf Thymos basieren (Sie haben das Gefühl dass das Gefühl der Anführer dieser Bewegung gut sind) und andere folgen Logosideologien (Diese haben das Gefühl, dass das die Logik der Anführer dieser Bewegung gut sind).

Ich selber finde diese Idee recht interessant, sie beschreibt Politik nicht vollständig aber doch einen wesentlichen Teil und legt nahe dass die Demokratie das System des Thymos ist und das wirft die Frage auf ob nicht genau dieser Umstand die Demokratie zu einem so guten System macht, denn Thymos ist am Ende des Tages der Teil in uns der menschlich ist, der mitfühlt und der versteht dass ein Nachbar mehr ist als ein Zahnrad in einem System.

Der Teil der uns also zu guten Menschen macht und so die Demokratie zum besten System das wir zur Verfügung haben.

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