Firmen haben einen Lebenszyklus. Am Beginn der Existenz erfolgreicher Unternehmen geben üblicherweise Personen den Ton die mit dem Produkt der Firma intim vertraut sind. Man hält engen Kontakt zu den Kunden und tut was auch immer man tun muss um das Produkt an die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Für solche Firmen ist der Kunde König und das, zumeist kleine Team, ist sich darüber im Klaren dass es ihr Job ist das beste Produkt zu liefern das sie liefern können.

Wächst die Firma werden aber diese Personen in den Hintergrund gedrängt. Es folgt die Epoche der Controller die hinter jeder Rechnung „Verschwendung“ wittern. Der Kunde wird nicht mehr in die guten Lokale eingeladen, die Pizzaria ums Eck tuts ja auch und irgendwann bestellt man dann eben Brötchen für einen Kunden der sich überlegt wohin er seine hundert Millionen tragen soll. Man lebt von der Substanz und wenn sich ausreichend herumgesprochen hat dass es völlig egal ist wie viel Mist man baut, weil der Ruf der Firma eben noch immer Einkünfte produziert, beginnt der letzte Akt: die Epoche der PR Abteilungen und Blender.

In dieser Phase dominieren die übelsten und verlogensten Personen die Firma. Das Betriebsklima geht den Bach runter, die Kunden sind unzufrieden und der aufstrebende Mitbewerb reibt sich die Hände. Der Staat rettet den Konzern dann noch ein paar Male, schleust als Gegenleistung noch ein paar weitere Zuversorgende ein und irgendwann bricht dann das Kartenhaus zusammen und die Firma ist dann eben Geschichte.

Diese Entwicklung verläuft immer nur in eine Richtung und ein erstaunlich guter Indikator um zu erkennen dass es gerade auf das Ende zugeht sind Motivationsposter.

Eine junge Firma mit zehn Mitarbeitern beauftragt keine "Motivations Coaches" die an jede Wand im Unternehmen ein Plakat kleben auf dem steht dass die Firma gut zu den Kunden, den Mitarbeitern und den Planeten sind. In einer kleinen Firma weiß ohnehin jeder welcher der Mitarbeiter Uran im Klo entsorgt, wer die Kunden (zu transparent und ungeschickt) übers Ohr haut und wer seine Mitarbeiter schlecht behandelt. Firmen die gerne Erfolg haben möchten korrigieren diese Muster, wobei manche üblen Muster Teil der Betriebsphilosophie werden. Niemand ist perfekt.

In einem großen Konzern weiß man es auch aber es werden erhebliche Anstrengungen unternommen diese Dinge unter einen Teppich zu kehren. Bis dort eben kein Platz mehr ist.

Activision Blizzard etwa sieht sich jetzt mit dem Problem konfrontiert dass unter dem Teppich kein Platz mehr war und nun all das Zeug zu Tage tritt das man dorthin geschoben hat. All diese fürchterlichen Dinge stehen aber im krassen Gegensatz zu dem was der Konzern gern von sich behauptet und stolz in Regenbogenfarben auf Twitter verbreitet.

Immer wenn Konzerne darauf pochen wie ach so gut sie doch sind kann man also davon ausgehen dass es unter dem Teppich eng wird.

Ein Konzern der seine Mitarbeiter mit Workshops und Slogans bombardiert die das „gute Arbeitsklima“ loben hat fast immer ein fürchterliches Arbeitsklima und je mehr knuffige Tierchen von den Postern grinsen desto mehr giftiges Zeug schütten sie ins Klo.

Ein Konzern der aktiv Geld aufwendet um zu sagen dass er etwas ist, ist diese Sache mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben nicht. Die Bahn ist nicht pünktlich, die Bank nicht verlässlich und das umweltfreundliche Handy hat mehr Menschen unter die Erde gebracht als ein durchschnittlicher Wirbelsturm in den USA. Wenigstens unterbewusst wissen wir das auch.

Die Idee dass Konzerne im Juni ihre Twitteravatare in Regenbogenfarben gestalten um etwas für die LGBTusw+ Personen zu tun ist absurd. Das Thema ist modern und die PR Abteilung hat die Geschäftsleitung davon überzeugt dass man damit Geld machen kann. Beweise gefällig? Kein Problem. Man muss hierzu nur in den nahen Osten blicken und sich die entsprechenden Twitterhandles dort ansehen. Keine Regenbogenfarben wo man damit keine Kunden gewinnt sondern eventuell verlieren könnte.

twitter.com twitter.com

Es geht dem Konzern nicht um die Sache sondern es geht darum „einer der Guten“ zu sein und das bedeutet eben in Europa anders zu wirken als im Nahen Osten. Was „Gut“ ist alle 50km und alle 20 Jahre etwas Anders und die Konzerne werden immer versuchen in diesem Sweetspot zu sein. Das war auch nie anders. Dank des Internets können wir uns aber plötzlich daran erinnern was Personen und Konzerne vor 10, 20 oder gar 50 Jahren gesagt haben.

Wir (also Personen die googlen können) wissen welche Politiker, Firmen und Künstler sich in den 80igern gegen Homosexuellenehe gestellt haben und jetzt so tun als wären sie immer dafür gewesen. Wir wissen welche Konzerne am einen Ende der Welt das eine sagen und am anderen Ende das Gegenteil. Und wir wissen es in Echtzeit und das Bild ist recht eintönig.

Keiner der Konzerne der darauf pocht aus irgendeinem Grund besonders gut zu sein meint es ernst und wie eben gerade im Falle von Activision sehen wir dass genau jene Firmen die besonders auf ihre progressiven Tugenden pochen besonders viele Leichen unter dem Teppich liegen haben. Und wehe man betritt den Keller.

Woke ist im Moment schick. Jedenfalls glaubt man das in den PR Abteilungen. Würden diese Leute denken dass das Christentum gerade schick ist würden überall Kreuze in Twitterhandels herumschweben und in der Werbung Bibelzitate verwurschtet werden.

Und genau wie jetzt die Linken den Konzernen zujubeln würden es in so einer Situation die Christen tun und denken dass nun „ihr Zeitalter“ angebrochen ist.

Die Wahrheit ist aber dass Mode sich ändert und die Konzerne mit der Mode gehen werden. Ihre Praxis wird aber immer gleich bleiben.

Je mächtiger Konzerne werden desto mehr Platz ist für fürchterliche Menschen die fürchterliche Dinge tun und damit durchkommen.

Je mehr von diesen Menschen da sind desto schlechter das Betriebsklima, die Kundenbeziehungen und die Qualität. Genau das führt zum Ende des Konzerns und dazu dass die Kleinen nachrücken können.

Konzerne haben einen Lebenszyklus und wenn du vom Bildschirm aufblickst und ein Poster vorfindest dass dich überzeugen möchte wie gut, menschlich, progressiv, inklusiv, progressiv oder divers deine Firma ist, sei dir darüber im Klaren dass deine Firma bereits im Sterben liegt.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 03.08.2021 13:30:19

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