Über die Deregulation des sexuellen Marktes und Sexroboter

Basierend auf einer Studie, veröffentlicht in der New York Times in 2020, haben über 10 Millionen Menschen schon damals versucht mit einer künstlichen Intelligenz eine Beziehung zu haben. Fast alle waren Männer. Seither hat sich aber einiges getan. Die KIs von heute sind mehr als hundertmal so gut in dem was sie tun. Jabberwacky war 2020 beeindruckend aber ChatGPT zeigte 2022 wohin die Reise wirklich geht. GPT4 erfüllt mittlerweile 5 von 6 Kriterien die Intelligenz (Definition von 1994 in „journal Intelligence, 1997, Vol24, No1“) beschreiben. GPT4 kann alles was jemand der intelligent ist auch kann. Außer zu planen.

Mit diesen Bots kann man unterschiedliche Dinge tun. Die Firma „Replika“ bietet einen „AI Freund“ an. Zahlt man das Abo dann kann man mit dem Chatbot Cybersex haben. Replika alleine hat über 10 Millionen Kunden. Im Moment haben etwa eine halbe Million Menschen ein Abo und ich denke meine Spekulation, dass der Männeranteil über 80% ist, ist eine recht sichere Wette.

Aber warum? Weshalb haben wir hier einen Gendergap?

Hier gilt es zu verstehen was hier wirklich passiert.

Fast alle diese AI Liebhaber sind jung und hier liegt der Schlüssel zum Verständnis. Die Gesellschaft mag junge Männer nicht. Die Firmen wollen einen nicht einstellen, die wollen jemanden mit Erfahrung. Frauen wollen einen in dem Alter auch nicht so wirklich. Frauen bevorzugen Männer die etwas älter sind, das eliminiert die gleichaltrigen und älteren Frauen als Optionen für die jungen Männer. Die Situation ändert sich, wenn man sich ein paar Jahre durchgewurstelt hat. Aber die frühen 20iger sind eben mühsam.

Wie stehts mit den Frauen? Wirtschaftlich teilen junge Männer und Frauen in einer freien Marktwirtschaft das exakt gleiche Schicksal. Keiner will eben die Unerfahrenen.

Am sexuellen Marktplatz sieht die Sache aber anders aus. Die durchschnittliche Zweiundzwanzigjährige hat kein Problem Männer zwischen 16 und 60 anzulocken. Entsprechend ist das soziale Leben einer jungen Frau sehr viel lustiger als das eines jungen Mannes. Diese Situation ändert sich dann blöderweise, weil die Männer, die endlich von der Gesellschaft wahrgenommen werden sich dann die plötzlich an ihnen interessierten jungen Frauen schnappen.

Sprich die Frauen die sich mit Zweiundzwanzig einen Dreißigjährigen angelten fragen sich in ihren Dreißigern was mit den Männern in ihren Dreißigern falsch läuft, weil sie auf Zweiundzwanzigjährige stehen.

Im Grunde beneiden Männer Frauen um ihre frühen 20iger und wollen das nachleben und wenn sie können, tun sie das. Wenn’s erst mit 50 geht, tun sie es mit 50, wenn sie sich den Porsche leisten können der die Zweiundzwanzigjährige anlockt.

Das führt uns zurück zum jungen Mann. Wenn man keine echten Optionen hat, dann ist ein Chatbot der einen fragt wie der Tag war und der durchaus passabel Interesse simuliert besser als Nichts. Ob dieser Umgang gesund ist, ist eine völlig andere Frage.

Replika etwa hat scheinbar durchaus eine Tendenz ihre Finger in offene psychologische Wunden zu bohren, in einer Art und Weise die geradezu sadistisch wirkt. Nicht weil die AI garstig ist, sondern weil irgendwelche Effekte zu irgendwelchen Rückkopplungen führen die dann dieses Verhalten erzeugt.

Wir wissen außerdem, dass Kinder die mit Sprachassistenten ala Siri und Alexa interagieren zu diesen recht gemein sind und dann auch im Umgang mit Menschen diese dort gelernten Muster an den Tag legen. Die Angst, dass junge Männer die ihre ersten Beziehungen mit Maschinen haben und entsprechend geprägt werden hier Dinge lernen die in echten Beziehungen kontraproduktiv sind, ist also berechtigt.

Aber der Grund für die Situation ist aber im Grunde einfach zu verstehen: Junge Männer haben am Partnermarkt verflixt schlechte Karten und Datingapps ala Tinder, in denen über 80% aller Frauen mehr als 80% der Männer als „unterdurchschnittlich“ einschätzen, hat die Sache sicher nicht besser gemacht.

Fakt ist, dass wir durch die Liberalisierung und Deregulation des sexuellen Marktes die gewohnte Ordnung (ie: monogame Ehe, also: Sexkommunismus in dem Sex und Frust gleichmäßig verteilt war) hinter uns gelassen haben und wieder beim Naturzustand sind: 80% der Weibchen konkurrieren um die 15% besten Männchen. Was „die Besten“ ausmacht ist Änderungen unterworfen.

Wirklich unangenehm wird die Sache erst wenn die AI einen Körper bekommt. Ein Roboter der einen breiten Bereich von dem abdecken kann das Menschen können wird dann in wenigen Jahren durch einen Roboter ersetzt werden der Menschen in absolut allem das uns wichtig ist übertreffen wird. Wer nimmt sich dann noch einen Menschen?

An der Stelle gilt es sich zu erinnern, dass wir nicht von hypothetischen Szenarien sprechen. Es gibt Menschen die in einer Beziehung mit einem Computer sind. Nene Anegasaki etwa heirate 2009 einen Videospielecharakter. Das ist 15 Jahre her. Wir sprechen über Dinge die grad passieren und spekulieren nicht über Science-Fiction, sondern über die nächsten Entwicklungsschritte die absolut absehbar sind.

Jedes Jahr werden mehr Menschen den Menschen den Rücken kehren und Beziehungen mit Maschinen eingehen. Der Treiber hinter dieser Entwicklung ist die Frage „Was ist das Beste das ich bekommen kann“ und beginnt logischerweise mit der Bevölkerungsgruppe die Beziehungen haben möchte aber besonders unattraktiv ist: junge Männer die gar keine Chancen bei Frauen aus Fleisch und Blut haben. Diese Entwicklung endet dann in letzter Konsequenz, wenn die Gruppe die es am leichtesten hat einen Partner zu finden, also die jungen Frauen, auch zum Roboter greifen.

Und der Punkt wird kommen. Da bin ich mir sicher.

Ich denke, dass dieses Thema die wirkliche Bedrohung für unsere Spezies darstellt. Es mag ironisch klingen aber vermutlich geht von Killerrobotern eine weniger existenzielle Bedrohung für uns aus als von Robotern die gebaut wurden uns zu lieben und uns zu umsorgen.

Und weil es verrückt klingt, redet keiner darüber, was uns jede Möglichkeit zur Planung und Vorsorge nimmt. Und das könnte ein erhebliches Problem werden.

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