Die postfaktische Tautologie am nördlichen Rand der Eifel

Eine Tautologie ist eine Aussage, die stets wahr ist. Beispielsweise ein weißer Schimmel.

Oder eine einfache Rechnung: 2+3=5! 2+3 ist bereits 5, noch bevor der Erstklässler die Rechnung beendet. Sprachwissenschaftliche Beispiele bereiten Schwierigkeiten:

Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist (Lenin). Dieser „Gottesbeweis“ wird in der DDR von Schülern so lange wiederholt, bis er sich die Gehirne festgefressen hat und sich dort heute als Wahrheit erachtet wird. Die Anspielung auf eine Pfarrerstochter ist rein zufällig.

Eine postfaktische Tautologie ist kein Wiederspruch in sich, obwohl postfaktisch = lügnerisch und die Tautologie immer wahr ist. Doch die Tautologie ist nur in der Gedankenwelt wahr, nicht unbedingt in der Realität (s. Lenin).

Eine postfaktische Tautologie ist eine erweiterte Tautologie! Um A=A zu beweisen (sic!), wird A mit B gleichgesetzt, danach verstohlen und geschickt in A zurückverwandelt. Die mathematisch und philosophisch Versierten unter den Lesern erkennen sofort das Ablenkungsmanöver: B braucht nicht A zu sein, damit A=A ist.

Nun zu den Tatsachen, die leicht überprüfbar sind, denn es geht nicht nur um reale Dinge, sondern auch um postfaktisches Gerede. Richtig, es geht um die Dürener Zeitung, die in Aachen als Aachener Zeitung AZ verkauft wird.

Auf der von der Zeitungsredaktion der AZ/DZ als wichtig erkorene „Seite 3“ steht ein langer, die ganze Seite ausfüllender Artikel. Er richtet sich gegen Falschmeldungen, die Flüchtlinge betreffen, was noch en vogue zu sein scheint. Als Ort der Falschmeldungen werden die nicht kontrollierbaren asozialen Netze ausgemacht, als Ort der Korrektur der Falschmeldungen die bezahlten Medien wie DZ/AZ. Ein mehr oder weniger junges Pärchen aus dem Osten der Republik, welches vernünftigerweise im Westen der Republik lebt, hat eine „Hoaxmap“ entwickelt und versucht nun mit Hilfe der Publicity, damit ein Auskommen zu finden. Das englische „hoax“ bedeutet auf Deutsch eigentlich „Scherz“, wird jedoch als „Falschmeldung“ missbraucht. Die Hoaxmap weist nach einem Jahr des Sammelns momentan 441 bewiesene Falschmeldungen über Flüchtlinge auf. Wenn wir realistischerweise annehmen, dass die Zahl negativer Meldungen über Flüchtlinge alleine in den bezahlten seriösen Medien im selben Zeitraum bei niedrigst geschätzten 4.400 liegt, so bedeutet dies, dass nur 10% der Verbrechensmeldungen über Flüchtlinge sich als falsch, oder anders herum, dass 90% der Verbrechensmeldungen über Flüchtlinge sich als richtig erweisen. Wir wissen natürlich nicht, ob die 90% wahren Meldungen sich als „hoaxes“ herausstellen würden, wenn das junge Pärchen wissenschaftlich korrekt arbeiten würde. Doch darum geht es in der DZ nicht. Die DZ gibt dem Leser das postfaktische Gefühl, dass die meisten (?) / eine große Anzahl (?) der Flüchtlingsverbrechensmeldungen gehoaxt sind.

Um einen Hoax zu bewerten, ist es von Vorteil, über die Details im Bilde zu sein. Wie der Zufall es will, wird eine Falschmeldung aus Drove bei Düren in der Hoaxmap erwähnt. Zufälligerweise gibt es über Drove einen der Öffentlichkeit zugänglichen Artikel unter

https://numeri249.wordpress.com/2015/11/06/araber-von-drove/

der nicht zufällig von mit stammt. Es geht unter anderem um ein Pflegeheim, welches in ein Flüchtlingsheim umgewandelt wird. Ich zitiere auszugsweise aus dem öffentlich zugänglichen Artikel:

... In einem Drover Pflegeheim werden 42 alte Menschen bis zum 30. November 2015 pflegerisch liebevoll umsorgt werden. Dann müssen die alten Menschen, die nicht damit gerechnet haben, vor ihrem Tod erneut umzuziehen, eine neue Bleibe finden. Die Pflegeheime im nahen Nideggen sind nicht ausgelastet und somit willig, die verdienstreiche Aufgabe zu übernehmen.

Die unbestechliche Journaille aus Düren DZ verteidigt die Schließung des Pflegeheimes mit der überzeugenden Artikel-Überschrift: Sensibilität ist gefragt. Denn viele Gerüchte kursieren in der Nordeifel, warum das Pflegeheim dicht macht: Krankheit des Besitzers, unbezahlbare bauliche Veränderungen für Pflegeheime, die noch vor der Flüchtlingskrise gesetzlich erlassen worden sind, Geldgier. Es besteht bereits ein Abkommen mit der Bezirksregierung in Köln, das Pflegeheim ohne Umbaumaßnahmen in ein Heim für 300 Flüchtlinge umzuwidmen. Der finanzielle Aspekt habe allerdings keine Rolle bei der Entscheidung zur Schließung des Altenheims gespielt, so die Besitzerin des zukünftigen Flüchtlingsheimes. Doch auch wenn die Bezirksregierung keine Angaben macht, wie viel Geld pro Flüchtling an die Hausbesitzer überwiesen wird, so kann sogar jeder Drover Grundschüler ausrechnen, dass 300 Flüchtlinge mehr als 42 zu Pflegende abwerfen.

Einige Angehörige der alten Leute, die ihren erhofften allerletzten Wohnort verlassen müssen, sind erbost. Die Alten selber sind nicht Imstande, sich zu wehren. Die Eifeler Einwohner von Drove sind pragmatisch. Wenn sich nicht die Hausbesitzer in Drove bereichern, dann greifen die Spekulanten aus Düren oder Köln zu. Was kann das Gebäude dafür, dass die Alten nicht genügend Gewinn abwerfen? ...

Der Herauswurf der wehrlosen Alten vor über einem Jahr, um es in ein rentables Flüchtlingsheim zu verwandeln, wird in der Hoaxmap als wiederlegte Falschmeldung dargelegt. Als Beweis dient ein Artikel, der - honi soit qui mal y pense – in der Aachener Zeitung AZ am 2. November 2015 erscheint: http://www.aachener-zeitung.de/lokales/dueren/fluechtlinge-ins-seniorenheim-ein-geruecht-erhitzt-die-gemueter-1.1215493

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Grummelbart

Grummelbart bewertete diesen Eintrag 08.01.2017 07:35:31

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