Viele von euch glaubten jahrelang, Donald Trump sei derjenige, der das korrupte System aufdeckt, die „Kinderschänder-Eliten“ zur Rechenschaft zieht und die Wahrheit ans Licht bringt. Ihr habt ihn als Kämpfer gegen die Machenschaften jener gesehen, die angeblich auf Epsteins Insel verkehrten. Doch was sagt ihr heute, da bekannt ist, dass Trump selbst mehrfach auf den Flightlists nach Little Saint James auftaucht? Wie erklärt ihr euch, dass er behauptete, er habe 2006 jeden Kontakt zu Epstein beendet, obwohl er 2017 noch auf einer Halloween-Party von Epstein zu Gast gewesen sein soll?

Noch merkwürdiger wird es, wenn das Weiße Haus offiziell mitteilt, der Donald Trump, der in diesen Dokumenten erwähnt wird, sei gar nicht derselbe Donald Trump, der Präsident wurde. Wie genau passt diese bizarre Erklärung in euer Weltbild? Würdet ihr solche Ausflüchte akzeptieren, wenn sie von Joe Biden oder Hillary Clinton kämen, oder würdet ihr sie als Lüge und Vertuschung bezeichnen?

Lange hieß es, Trump werde die „Epstein-Files“ veröffentlichen, damit endlich die Wahrheit ans Licht kommt. Heute wissen wir: Er tat es nie. Warum schweigt ihr dazu? Warum verteidigt ihr einen Mann, der angeblich Licht ins Dunkel bringen wollte, nun aber jede Aufklärung verhindert?

Und wie geht ihr damit um, dass Trump inzwischen genau das Verhalten zeigt, das ihr einst den Demokraten vorgeworfen habt? Er pflegt enge Beziehungen zu Milliardären, attackiert Justiz und Medien, stellt sich über Untersuchungen, inszeniert sich als Opfer und nutzt die gleiche Manipulationsrhetorik, die ihr früher verachtet habt.

Diese Widersprüche offenbaren eine kognitive Dissonanz, die schwer aufzulösen ist: Einerseits möchtet ihr an das Bild des starken, moralischen Kämpfers glauben; andererseits müsstet ihr zugeben, dass er längst Teil jenes Systems ist, das er angeblich bekämpft. Vielleicht wäre es an der Zeit, diesen Widerspruch ehrlich zu betrachten – ohne Ausflüchte, ohne Projektionen, sondern mit dem Mut, Irrtümer zu erkennen. Denn wer Wahrheit fordert, darf nicht wegsehen, wenn sie sich gegen das eigene Idol richtet.