Die (zumindest in Europa) verkürzte Börsenwoche verlief im Vergleich zu den Vorwochen relativ ruhig: der ATX gab im Wochenverlauf um knapp 1 % nach, der amerikanische S&P 500 lag hingegen mit 1,1 % im Plus. Die Indizes in Übersee profitierten dabei von den „Nachwehen“ der Fed-Sitzung, in der die amerikanische Notenbank die Sorgen der Investoren gut adressieren konnte. Die geplanten Zinserhöhungen (derzeit 2 pro Jahr) sollen nicht per Autopilot erfolgen, sondern von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Damit dürften auch weiterhin die Arbeitslosenzahlen sowie Schätzungen zur Inflation bei den Makrodaten in den USA im Fokus stehen.

Von der Unternehmensseite war es wie üblich zwischen den Berichtsaisonen relativ ruhig, am heimischen Markt wagte sich nur die S Immo mit recht guten vorläufigen Zahlen ins Rampenlicht. Für Spekulationen sorgte wiedermal die OMV, das Antreten einer größeren Wirtschaftsdelegation in Russland für den heutigen Freitag lässt auf Klarheit bezüglich des Asset Swaps mit Gazprom hoffen. Im Vorfeld wurde CEO Seele nicht müde zu betonen, wie wichtig der Kontrakt für die Zukunft des heimischen Energieriesens sei, insofern sind Details zu diesem Deal aus Investorensicht sicherlich zu begrüßen.

Unter dieser doch recht ruhigen Fassade lagen jedoch recht deutlich Bewegungen bei den einzelnen Sektoren. Am volatilsten war wiedermal der Rohstoffbereich, wo zweistellige Schwankungen mittlerweile zur Tagesordnung gehören. Diese Woche ging es tendenziell nach unten, nach den starken Anstiegen der letzten Wochen dürften die Investoren vorerst eine Pause eingelegt haben.

Deutlich besser lief es für die „konsumorientierten“ Bereiche wie Haushaltsgüter, Autos oder den Bausektor, bessere Makrodaten aus der Eurozone verhalfen hier wieder zu mehr Optimismus. Diese Sektorrotationen (ein Sektor wird zunehmend gesucht, während ein anderer abverkauft wird) spielen aktuell eine dominierende Rolle an den Märkten. Wir befinden uns im Moment in einer Art Pattsituation: Wenig „neues“ Geld fließt in Aktien. Wollen Fondsmanager also einen Titel oder gar einen gesamten Sektor zukaufen, müssen sie vorher Geld lukrieren, indem sie andere Bereiche ihres Portfolios abschichten.

Besonders hart traf es hier die Banken, die seit Anfang März praktisch jede Woche zu den schlechtesten Werten zählen. Die Hintergründe hierfür dürften unseren aktiven Lesern jedoch bekannt sein: Negativzinsen, die auf die Margen drücken, hohe regulatorische Kosten und mangelndes Kreditwachstum lasten auf dem Sektor. Doch bei all den Problemen, die diese Branche aufweist, muss man sich auch immer die Frage stellen, wodurch sich die Einschätzung ändern könnte. Denn immerhin kann es bei den Sektorrotationen recht schnell gehen und plötzlich ist der Sektor wieder „in“.

Im Falle der Banken könnte man so einen optimistischen Ausblick wohl auf drei Säulen aufbauen: Erstens spielt natürlich die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung eine große Rolle, da sie die Kreditnachfrage bestimmt. An dieser Stelle könnte man wohl ausschweifend über diverse EZB-Maßnahmen und ihre Sinnhaftigkeit diskutieren, am Ende des Tages sehen die Fortschritte hier im Moment jedoch recht mager aus. Zweitens könnte man auch auf Änderungen beim engen regulatorischen Korsett der Banken spekulieren, um auf diese Art und Weise die Kreditvergabe anzukurbeln. Hier gab es einige Hoffnungsschimmer, immerhin wurde das Schreckgespenst „Basel IV“ (eine weitere Verschärfung der Eigenkapitalquoten, was die Kreditvergabe weiter einschränken würde) wohl für die nächste Zeit verjagt, nachdem sich die europäische Bankenaufsicht dagegen ausgesprochen hat. Gleichzeitig will der Basler Ausschuss, der für die weltweiten Vorgaben zuständig ist, die Einschätzung des Kreditrisikos vereinheitlichen, was vor allem für einige „kreativere“ Banken wiederum zu Verschärfungen führen würde.

Insgesamt also auch hier ein gemischtes Bild. Bleibt als drittes Argument noch die Bewertung: Viele Banken handeln aufgrund der tristen Situation mit deutlichen Abschlägen zu ihren historischen Werten, mit der RBI haben wir hier am heimischen Markt wohl eines der deutlichsten Beispiele. Dementsprechend könnte man nun anführen, dass hier schon sehr viel Negatives eingepreist ist und die Institute nun eher positiv überraschen können, beispielsweise durch Kosteneinsparungsprogramme oder geringere Risikokosten. Da es allerdings für die meisten Finanzinstitute schwierig sein dürfte sich „gesund zu sparen“, könnte es sich hierbei eher um kurzfristige Gegenreaktionen handeln. Ob an dieser These wirklich etwas dran ist, werden wir allerdings erst gegen Ende April erfahren, wenn die Berichtsaison in Europa wieder Fahrt aufgenommen hat. Es bleibt also genug Zeit, sich die einzelnen Firmen durchzusehen und nach Aktien zu suchen, die im Zuge der letzten Rotation unter die Räder gekommen sind. Vielleicht findet sich ja der eine oder andere „Rohdiamant“ darunter…

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