Burn Out...und die Bewusst-sein(s)-Werdung 1.0

Notaufnahme, 1 Uhr Früh. Weder Ort noch Zeitpunkt, um sich wohlzufühlen. Für mich aber in diesem Moment, mit 230/130 am Blutdruckmeßgerät, der vermeintlich sicherste Ort der Welt. Ich bin da, ich bin sicher. Ärzte, Schwestern, Gerätschaften um mich herum – geschafft, mir kann nichts mehr passieren. Ich bekomme ein Blutdruck senkendes Mittel unter die Zunge gespritzt. Wirkt sofort, senkt den Druck und den Puls, auch wenn ich es in meiner Panik zunächst gar nicht merke.

Rückblende: nach 3 unseligen Selbstversuchen, den Blutdruck zu bestimmen, fahre ich (!!) - meine Frau am Nebensitz - Richtung Krankenhaus. Am halben Weg spüre ich nie gekannte Angst aufsteigen, die wie mich wie ein Tsunami überrollt. Ich sage, nein presse Worte heraus: "da passiert jetzt etwas mit mir, das kann ich nicht beherrschen". Meine Frau sagt: "bleib' sofort stehen", ich: "für einen Fahrerwechsel ist es zu spät". Vollgas. Die Angst drückt das Pedal durch, aber: der Kopf funktioniert. Ich bitte meine Frau mir etwas Positives zu erzählen, etwas Lustiges. Schöne Erlebnisse, an denen ich mich momentan hochziehen und ablenken kann. Unfassbar. Ich glaube zu sterben und denke ans Leben. Sie tut was ich sage, obwohl ich am Zittern ihrer Stimme erkenne, dass sie mindestens so viel Angst verspürt wie ich selbst. Die große Welle ebbt ab, ich merke, ich habe das überlebt. Doch kein Herzinfarkt?  Aber: was war es dann...und: kommt es wieder?

Da bin ich auch schon im Krankenhaus, bleibe direkt vor der Notaufnahme mit laufendem Motor stehen, springe aus dem Auto, laufe zum Schalter und sage: ich glaube ich muss sterben, helfen Sie mir, machen Sie was!! Sofort!!

Echtzeit. Das Medikament wirkt. Ich merke, dass ich ganz langsam etwas ruhiger werde. Im, bzw. am Bett liegend und angezogen, lässt mich der Arzt zur Überwachung in ein Zimmer bringen. An einer Infusion hängend, starre ich an die Decke, oder werfe gelegentlich einen Blick auf meine Frau, die mittlerweile vor Aufregung und Erschöpfung am Sessel sitzend, eingeschlafen ist...

Ich bin so müde. Traue mich aber nicht, die Augen zu schließen. Weil ich schlichtweg Angst habe, sie nicht mehr aufzumachen. Überlege wie das ist, wenn man tot ist. Tausend Gedanken fliegen durch meinen Kopf. Im Zeitraffer fallen mir verschiedenste Situationen meines Lebens ein.

Und zum allerersten Mal überkommt mich das Gefühl, dass ich vielleicht nicht zur Tagesordnung übergehen kann...

Mir wird unbewusst bewusst, dass ich kanpp am totalen Black Out war. Ohne Licht am Ende des Tunnels...

Als ich gegen 6.30 Uhr aufwache, schrecke ich hoch. Es war kein Albtraum, es ist Wirklichkeit.

Nach einem Gespräch mit dem Arzt, der mir weitere Abklärung und natürlich Schonung empfiehlt, verlasse ich mit Rezepten und eingehängt im Arm meiner Frau, das Krankenhaus.

Knapp eineinhalb Stunden später betrete ich geduscht, rasiert und mit einem dynamischen guten Morgen an meine Assistentin gerichtet, mein Büro. Rauchen werde ich heute weniger, und Kaffee trinken auch.

Aber sonst: Business as usual. Dachte ich zumindest.

Fortsetzung 2.0 folgt.

11
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

Wulfen

Wulfen bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

Bluesanne

Bluesanne bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

Susannah Winter

Susannah Winter bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

lebe.lache.liebe.

lebe.lache.liebe. bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

fishfan

fishfan bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

saxo

saxo bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

Da Fraunz

Da Fraunz bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

tamara

tamara bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:03

25 Kommentare

Mehr von Bernhard Juranek