Mit dem Begriff „Prager Frühling“ in der Tschechoslowakei verbindet man zweierlei. Zunächst stehen dabei die Ereignisse des 21. August 1968 im Vordergrund: die gewaltsame Niederschlagung des „Prager Frühlings“ durch die Truppen des Warschauer Pakts. Insgesamt gesehen bezeichnet der „Prager Frühling“ jedoch die schon zu Beginn des Jahres 1968 eingeleitete Reformbewegung und ihr Bestreben, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ (Paradoxon) zu etablieren.

1967 machten sich in der CSSR zunehmend Unzufriedenheit und Unruhe breit, formuliert vor allem von Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen um Václav Havel. Als sich Novotny gegen die Stationierung sowjetischer Raketenbasen stellte, ergriff Breschnew (Generalsekretär der KpdSU) die Gelegenheit und leitete die Absetzung Novotnys in die Wege. Im Januar 1968 musste Novotny zurücktreten.
Die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSC/KPTsch) wählte im Januar 1968 – selbstverständlich mit vorheriger Genehmigung durch die Kreml-Führung – einen neuen Führer (Erster Sekretär), Alexander Dubcek, einen slowakischen Kommunisten, der zuvor in Moskau ausgebildet worden war. Die sowjetische Führung hatte bald gute Gründe, ihre Bestätigung zu bereuen, denn Dubcek beabsichtigte, einige weitreichende wirtschaftliche, kulturelle und sogar politische Veränderungen voranzutreiben. Er und die neue Führung in Prag hatten Rückhalt durch die überwältigende Mehrheit der tschechischen und slowakischen Bevölkerung, die fest und aktiv hinter den liberalisierenden Reformen stand und sah in Reformen die einzige Möglichkeit für die kommunistische Partei, die Kontrolle zu behalten – wenn auch auf eine neue, demokratischere Weise. Kein Wunder, dass er bald zwischen zwei Feuer geriet; die Bevölkerung wollte eine „vollständige“ Demokratisierung, während der Rest der alten Parteiführung und seine sowjetischen Unterstützer verängstigt, gar alarmiert waren. Der Erste Sekretär versicherte der sowjetischen Führung wiederholt, dass die Tschechoslowakei im sozialistischen Lager und Mitglied des Militärbündnisses des Warschauer Paktes (unterzeichnet 1955) bleibe. Aber Moskau – die sowjetische Führung – glaubte Dubceks Versprechungen nicht, wurde misstrauisch, begann Druck auf Prag auszuüben. Die sowjetische Führung wollte jedoch nicht einseitig handeln wie 1956, als die Rote Armee den ungarischen Aufstand blutig niederschlug.
Einmarsch des Warschauer Pakts – 20./21. August 1968
Die ersten Truppen landeten am Abend auf dem Prager Flughafen, rund 250 weitere Transport-Flugzeuge voller Waffen und Fallschirmjägern folgten auf 11 Routen in den Stunden danach. Außerdem waren 550 Kampfjets im Rahmen der „Operation Donau“ im Einsatz. Im Lauf der Nacht drangen 6.300 Panzer in die CSSR ein – aus Richtung DDR, Polen, Ungarn und der Sowjetunion kommend. Fast eine halbe Million Soldaten waren insgesamt beteiligt.
Die Niederschlagung des Prager Frühlings bedeutete nach Ungarn 1956 einen weiteren schweren Schlag für das Ansehen der Sowjetunion und das „sozialistische“ System, das, wie sich einmal mehr herausstellte, nur mit Waffengewalt aufrechterhalten werden konnte. Aber für die sowjetische Führung war es ein kleiner Preis für die Aufrechterhaltung des Bündnisses der sozialistischen Länder.
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Beim Prager Frühling kamen insgesamt etwa 108 Menschen ums Leben, 23 davon allein am ersten Tag der Invasion durch Truppen des Warschauer Paktes am 21. August 1968. Diese Zahl beinhaltet sowohl Todesopfer durch direkte Kampfhandlungen als auch solche, die infolge der Invasion durch Unfälle oder andere Umstände starben.
Die Täter und Beführworter dieser Ideologie leben unter uns!