Zeit ist Geld! Fragt sich nur, wer profitiert davon? Durch meinen Beruf als Industriemechaniker habe ich bereits in verschiedenen Firmen gearbeitet, eine Sache ist dabei immer gleich: In der Industrie/Produktion ist Zeit Geld! Mein jetziger Job zeigt das sehr deutlich, doch für wen springt bei gehobenem Arbeitstempo am meisten raus? Viele Firmen haben schon gewisse Systeme etabliert, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und die Produktionsgeschwindigkeit (und somit automatisch den Gewinn) zu erhöhen. Allerdings gibt es immer noch verhältnismäßig mehr Firmen, die Motivationen wie Gewinnbeteiligung und Bonuszahlungen nicht nutzen. Doch auch in diesen Firmen wird ein hohes Arbeitstempo sowie auch hohe Produktqualität gefordert. Die Firma, in der ich zur Zeit arbeite, ist eine der letzteren.

Zum Nachdenken wurde ich letzte Woche animiert: Waren wir die letzten Monate voll ausgelastet und überflutet mit Aufträgen aus aller Welt, so war in dieser einen Woche ein "Loch", wir nutzten die Möglichekeit natürlich und produzierten für die nächste "Auftragswelle", die spätestens im Herbst wieder eintritt, vor. Auf meinen Kommentar zum Produktionsleiter, dass wir die nächsten Aufträge ja nur noch verpacken und absenden müssten, bekam ich folgende Antwort: "Bist du verrückt, die lassen wir mindestens eine Woche hier fertig stehen, denn wenn wir die Aufträge direkt absenden erwartet der Chef, dass wir immer so schnell sind." Und es ist einfach eine Tatsache! Je schneller wir einen Auftrag erledigen, desto mehr wird uns in den Produktionsplan geschrieben. Dass wir nur so schnell waren, weil letzte Woche ausnahmsweise mehr Zeit war, spielt dabei keine Rolle. Dieses "Phänomen" habe ich auch schon bei anderen Firmen beobachtet, in denen ich angestellt war, nur habe ich mir da noch nicht wirktlich Gedanken darüber gemacht.

Produzieren wir schneller, kann die Firma schneller mehr verkaufen und macht somit mehr Gewinn. Doch ich verdiene immer das Selbe, ganz egal ob ich zehn oder zwanzig Aufträge die Woche abarbeite. Das Plus sehen andere auf ihrem Konto!

Es ist als wäre man ein Affe, der die Aufgabe hat "Zauberwürfel" zu lösen. Er muss zehn Würfel in seiner Arbeitszeit von 6:00 - 16:00 Uhr lösen, dann darf er nach Hause - bis es am nächsten Tag von vorne los geht. Wenn der Affe sich denkt "Wenn ich die zehn Würfel in der Zeit von 6:00 - 12:00 Uhr schaffe, kann ich früher gehen. Und dann bekommt er um 12:00 Uhr einfach nochmal zehn Würfel hingestellt. Am nächsten Tag stehen von Anfang an zwanzig Würfel an seinem Platz, die es gilt zu lösen. Gute Leistung und hohes Tempo werden mit mehr Arbeit "belohnt".

Ersetzt man den Affen durch einen normalen Arbeiter in der Industrie und die Würfel durch x-beliebge Sachen, hat man den Arbeitsalltag von vielen Menschen in Produktionsfirmen.

Wie kann man sich mit diesem System zufrieden geben und einfach Tag für Tag weiter machen? Irgendwann hat man das Maximum erreicht, an dem einfach nichts mehr geht. Dann kann man sich mit Glück noch vom Chef (dem die Euros schon aus den Taschen hängen) anhören, dass sie keine Leistungssteigerung mehr wahrnehmen und das so nicht weiter gehen kann (mir persönlich schon so ergangen). Wer befürwortet solch einen Führungsstil, oder gibt sich still damit zufrieden und versucht nicht etwas daran zu ändern? Oder stellt sich die Frage "das kann doch nicht der Sinn meines Lebens sein?". Man sieht nur die wirtschaftlich gut dastehende Firma ohne zu hinterfragen, wer eigentlich dafür verantwortlich ist, dass eben diese Firma so gut läuft. Klar ist gutes Führungspersonal wichtig, aber die Posten die der Firma das Geld verdienen sind die, die in vielen Fällen nicht einmal dafür gelobt werden, dass sie gute Leistung zeigen, viel mehr das Gegenteil. Und warum macht man trotzdem weiter? Weil einem das Aussteigen aus dem System "mach deinen Job und renn im Hamsterrad" teilweise sehr schwer gemacht wird.

Das ist meine Sicht der Dinge, durch eigene Erfahrungen geprägt. Klar gibt es wie oben erwähnt auch Firmen, die es anders handhaben und auch Menschen in Führungspositionen, denen gute Arbeit auffällt und dies zu würdigen wissen. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr zum "Freigeist" entwickelt um ein Leben, vertraglich an eine Firma gebunden, zu akzeptieren. Meine Zukunft sehe ich auf jedenfall anders.

"Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."  - Jean Paul

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Unplugged 1-Stein

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fischundfleisch

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