Immer wenn man glaubt das es nicht mehr schlechter kommen kann, dann passiert etwas, dass einem das Gegenteil beweist - Murphys Law II.

So auch jetzt, wo zwei Wochen nach der BREXIT-Entscheidung der Briten und den darauffolgenden Kapitalmarktverlusten der Chef-Ökonom der Deutschen Bank an die Öffentlichkeit geht, und in einem Interview mit "Der Welt" am Sonntag meinte, daß sich die europäische Bevölkerung darauf einstellen sollte, ein neues Bankenhilfspaket auf den Weg zu bringen. Zahlen hatte er natürlich auch parat - in der bei Bankern üblichen nonchalanten Art und Weise sprach er davon, dass es ja nicht große Beträge sein müssten, mit € 150 Milliarden wären die europäischen Banken schon refinanziert.

Das Interview ist pikant, denn gerade der Deutsche Bank wurde in einer aktuellen Risikobewertung des globalen Bankensystems die wenig ruhmreiche Bewertung zugesprochen "von allen global tätigen systemisch relevanten Banken scheint die Deutsche Bank am stärksten zu systemischen Risken beizutragen".(http://www.imf.org/external/pubs/ft/scr/2016/cr16189.pdf)

Damit stellt der IWF auch klar, dass er für Deutschland das weltweit am höchsten wirkende Übertragungsrisiko im Falle einer Bankenkrise feststellt. Als abschliessendes Sahnehäubchen ist die amerikanische Tochter der Deutschen Bank eben zum zweiten Mal beim Stress-Test der amerikanischen Bankenaufsicht durchgefallen.

Epizentrum der sich anbahnenden Bankenkrise ist Italien, wo die ansässigen Banken auf faulen Krediten in Höhe € 360 (oder auch nur € 85 Milliarden wenn man nach dem italienischen Notenbank-Chef geht) sitzen. Monte di Pacia de Siena, Unicredit sie alle laborieren an den Problemen der italienischen Volkswirtschaft, deren Wirtschaftsleistung seit 2008 um 10%, die Industrieproduktion gar um 25% gesunken ist.

Das aktuelle Klima der Verunsicherung unter anderem bedingt durch BREXIT macht Kapitalerhöhungen/Börsegänge annähernd unmöglich, bzw. weniger lukrativ als notwendig.

Nach der letzten Finanzkrise hatten sich die EU-Mitgliedsländer darauf verständigt, bei Bankenproblemen prioritär Aktionäre und Gläubiger zahlen zu lassen - dies wird allerdings bereits jetzt von Bankenvertretern in Frage gestellt. Sowohl der Chefökonom der Deutschen Bank als auch der Vorstand der deutschen Commerzbank halten eine Finanzierung eines notwendigen Finanzierungspakets auf europäischer Ebene rein aus Investorenmitteln für nicht machbar. Gerade in Italien wird vom Chefökonom kommuniziert würde eine solche Regelung Kleinkunden/sparer treffen - und er nimmt vorausschauend auch schon das böse Wort vom "Banken-run" in den Mund.

Was auf gut deutsch heißt, dass es (auch auf Grund der offensichtlichen notwendigen Mittel) wohl wieder in Richtung (wenn man im Moment auch noch von "kurzfristigen";) Staats-Hilfspaketen für die angeschlagene Finanzwirtschaft.

Und dies in einer Zeit, in der europäische Volkswirtschaften schon ohne Finanzwirtschaft zum Teil drastische Sparmaßnahmen ergreifen müssen - wir dürfen die Situation in Österreich als Beispiel nehmen: Zwar hat die Regierung Faymann/Mitterlehner keine € 80 Mio zusätzlicher Uni-Finanzierung aufstellen können, doch für Hypo-Alpe-Adria rechnet man nur mehr in zweistelligen €-Milliardenbeträgen.

Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Niedergangs des Bankenwesens auf Grund eines "overbanking" der europäischen Märkte mit damit verbundener Ertragsschwäche und der sich nunmehr voll entfaltenden Wucht der Regulierungsvorschriften Seitens der EU in Hinblick auf Haftungskapital und Eigenkapitalquoten zeichnet sich ein düsteres Bild für Europa ab.

Wir haben zwar Banken, sie vergeben aber nicht genügend Kredite um die Realwirtschaft anzukurbeln - nur beim Refinanzieren, da wissen sie wo sie Hilfe suchen können

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