Die Arbeitsmarktdaten der letzten Quartale haben gezeigt, dass auch ein Studium mittlerweile in Österreich nicht mehr vor Arbeitslosigkeit schützt. Manche Kommentatoren sprechen sogar davon, dass es innerhalb der EU zu einer "Überakademisierung" bestimmter Berufszweige kommt. Mit dem Effekt, dass zwar mittlerweile schon viele Berufe Universitäts/FH-Abschlüsse zum Bachelor/Master anbieten - die Realität des Arbeitsmarktes aber nicht wirklich viel mit diesen Abschlüssen anzufangen weiß. Umgekehrt wird durch diese Akademisierung erprobten Praktikern die Weiterentwicklung bzw. Jobfindung in ihren angestammten Berufsfeldern immer schwieriger gemacht, da bestimmte Berufsgruppen/Branchen nur mehr Bewerber mit Bachelor/Master-Abschluss akzeptieren. Nur, was tun, wenn man schon 10-15 Jahre beruflich tätig ist? Eine unbezahlte Auszeit nehmen, damit man ein Universitätsstudium nachholt? Wohl eher kaum, wenn man nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt ist.

Gleichzeitig wird moniert, dass den Österreichern der Gründerspirit fehlt. Man würde zuwenig Risiko eingehen, und auch nicht wirklich die Rolle des Unternehmers leben wollen.

Das mag zwar in der Conclusio stimmen, nur darf es wahrscheinlich nicht den Absolventen der Universitäten und FH´s unserer Tage vorwerfen. Denn sie leben und studieren schliesslich in einem System, welches in den 60er/70er Jahren des letzten Jahrhunderts konzipiert wurde.

Wir haben in Österreich noch immer (theoretisch) den freien Studienzugang. Theoretisch deshalb, weil über Eingangsprüfungen und STEOP-Phasen ohnehin schon zu Beginn des Studiums bei den Studienbeginnern massiv gesiebt und aussortiert wird. Die bei den FH´s anfallenden Studiengebühren sind im internationalen Vergleich auch als eher gering zu betrachten.

Der Staat hat sich im Bereich der Studenten immer schon nobel zurückgehalten (im Vergleich z.B. zu Pensionisten, Beamten und dubiosen Bankgeschäften). Die Studienbeihilfe als Mittel zur Finanzierung für Studenten aus Mehr-Kind-Familien, bzw. sozial schwächeren Familien ist bei genauerer Betrachtung sehr stark auf die Bedürfnisse bestimmter Bevölkerungsgruppen zugeschnitten. Wer heute als Student Studienbeihilfe bekommen möchte, muß entweder aus einer 3+ Kind-Familie stammen, oder Eltern haben die annähernd unter der Brücke schlafen müssen - oder eben z.B.Landwirte sind.

Gänzlich ausgelassen bei der Betrachtung der Studienfinanzierung bzw. Zuschüssen zur Studienfinanzierung wird der Aspekt der Leistung. Eine Google-Suche nach Leistungsstipendien bringt exakt ein Ergebnis - € 750-1500/Jahr beantragbar bei Erbringung gewisser ECTS-Rahmen und eines gewissen Notendurchschnitts. Doch selbst bei Erbringen der geforderten Rahmenbedingungen besteht kein Rechtsanspruch auf Gewährung dieser Leistungsstipendien.

Bedingt durch die öffentlich Struktur des österreichischen Universitäts- und FH-Systems fehlen bei uns auch die im anglo-amerikanischen Raum üblichen und von den Universitäten auch offensiv angebotenen Leistungsstipendien die schlicht auf Grund einer herausstechenden Persönlichkeit in Kombination mit intellektuellen Fähigkeiten und dem Willen etwas aus sich zu machen an Studenten vergeben werden. Wer in den USA studieren möchte, der hat in den letzten zwei bis drei Jahren vor Abschluss der High School eine klare Motivation bestmögliche Noten und entsprechende Referenzen/Empfehlungen zu sammeln, um sich dann bei der Wunsch-Universität bewerben zu können.

In den USA werden von den Bewerbern neben sehr guten schulischen Leistungen vor allem auch persönliche Initiative für die Gemeinschaft und etwas das im Englischen unter "bright mind" firmiert - einen offenen interessierten Blick auf Themen und Probleme unserer Zeit.

Dinge, die wir bei unseren Studenten und zukünftigen Absolventen wohl auch brauchen könnten - doch leider, wir orientieren uns da lieber in den ideologischen Baukästen unserer langjährigen Regierungsparteien. Dementsprechend sieht auch das Ergebnis aus - unsere Universitäten sind kaum unter den Top 100 der einschlägigen Rankings zu finden.

Und unsere SchülerInnnen und StudentInnen bekommen in ihrer Schulzeit und Studien kaum mit, dass Leistung zu erbringen etwas wünschenswertes sein kann, das auch von der Gesellschaft/Universität/Staat honoriert wird.

Und während es in den USA Praxis ist, das Schüler auch individuell nach ihren Neigungen/Fähigkeiten gefördert und gefordert werden ist der Begriff "Elite" hierzulande auf Grund jahrzehntelang falsch verstandenen politischen Dünkels ein Wort das nicht in den Mund genommen werden darf. Dabei ist es doch so klar und einfach: Wenn wir nicht die Besten und Begabtesten unserer nächsten Generationen fit machen für den internationalen Wettbewerb, dann werden diese in andere Länder abwandern und damit wird auch der Standort Österreich nachhaltig Schaden erleiden. Angesichts der kippenden Pensionspyramide und einer Überalterung unserer Gesellschaft kann es wohl kaum in unserem Sinne sein, wenn man die zukünftige Finanzierbarkeit unserer Altersversorgung an die kinderreichen Familien der Zuwanderer knüpft.

Und ernsthafterweise muß klargestellt werden: Das Geld für Leistungsanreize wäre da - sparen wir bei Privilegien(z.B. bezahlte Mittagspause für Beamte, Politikerpensionen,...), bei föderalistischen Strukturen oder schlicht im Teufelskreis privat/politischer Aktivitäten(siehe Hypo-Alpe-Adria).

In Kombination mit einer gezielt schon in der Schulzeit beginnenden Heranbildung zu Wettbewerb und Leistungsbereitschaft wären diese Mittel wohl investiertes Geld, dass unserem Land Initiative und neue Ausblicke bescheren würden.

Und das kann Österreich aktuell sehr dringend brauchen.

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MelLi

MelLi bewertete diesen Eintrag 06.05.2016 11:18:41

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