Ich höre schon den Jubel – endlich einmal wieder ein Artikel über Mutti Angela, also ich meine die Merkel. Gab es schon allzu lange nicht mehr. Und ich musste feststellen, dass ich noch gar keinen geschrieben habe. Das ist eine eindeutige Lücke in meiner Bibliographie. Nicht, dass ich mich sonderlich stark mit jener Dame auseinandergesetzt hätte, weil sie dann so aufregend auch wieder nicht ist. Sicher hat sie Fehler gemacht – jeder der was macht, macht auch Fehler, nur unsere heimischen Politiker setzen sich über dieses quasi „Naturgesetz“ hinweg und schaffen es sogar Fehler zu machen indem sie nichts machen. Eines steht fest, Deutschland ist im wirtschaftlichen Aufwind, von dem wir nicht kilometerweit, sondern sogar Lichtjahre entfernt sind, und sobald sich ein Weg öffnet dies zu ändern laufen wir ganz schnell weg. Wie weit das ihr Verdienst ist mag ich nicht zu beurteilen, nicht, dass ich beim Nachbarn Einreiseverbot erhalte wegen böswilliger Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten, und ich mag ja im August so gerne hinfahren.

Es läuft gerade ein Bericht die Medien rauf und runter, wie auf einem verstimmten Klavier, was wohl auch dem Sommerloch geschuldet sein mag, der Zeugnis davon ablegt wie bös, gemein und kalt Frau Merkel mit einem armen Einwandererkind umging. Ich habe mir die Aufzeichnung eben jenes spektakulären Vorfalls angesehen. Es handelte sich um ein Mädchen, vierzehn Jahre alt, vor vier Jahren nach Deutschland eingewandert, mit perfekten Deutschkenntnissen (da könnte sich mancher FPÖler Nachhilfe geben lassen), aber dennoch immer noch mit einem anhängigen Asylverfahren. Natürlich lässt es einen nicht ungerührt, wenn dieses Mädchen nicht mehr will als dieselben Chancen als ihre Mitschüler. Angela Merkel zeigte dafür auch durchaus Verständnis, strich ihr gar über die Wange und meinte, sie habe es doch gut gemacht. Dennoch wurde sie als Eiskönigin bezeichnet.

Eiskönigin, da denkt man normalerweise an Katarina Witt, aber nicht notgedrungen an Angela Merkel. Allerdings war hier nicht die Grazie gemeint, sondern die Kälte, die sie ausstrahlte, indem sie nichts anderes tat als dem Mädchen die Wahrheit zu sagen, dass auch Deutschland nicht ungeprüft jeden aufnehmen könne. Einzig die Asylanträge zu beschleunigen, dafür würde das Möglichste getan.

Was für Alternativen hätte sie gehabt? Hätte sie sagen sollen, für Dich mache ich jetzt eine Ausnahme und gebe Dir und Deiner Familie hier und auf der Stelle den positiven Bescheid. Aber würde sie damit nicht in geltendes Recht eingreifen und den Gleichheitsgrundsatz verletzen. So nahe einem das Schicksal dieses Mädchens auch gehen mag, es gibt tausende solcher Schicksale. Oder hätte Mutti Angela sagen sollen, nein, so ein liebes Mädchen, möchtest nicht morgen bei mir einziehen. Aber wiederum stellt sich die Frage, warum dann sie und alle anderen nicht? Weil sie so lieb ist und wegen den Tränen und den braunen Augen? Das darf den Zuschauer rühren, aber bei allem Respekt und Verständnis, sollte man doch nicht darauf vergessen, dass Frau Merkel als Bundeskanzlerin für das ganze Land zuständig ist. Abgesehen davon, dass sie ihre persönliche Betroffenheit zum Ausdruck gebracht hat. Doch selbst sie kann sich nicht einfach für einen Einzelfall über alles hinwegsetzen.

In ihrer Position ist es selbstverständlich pragmatisch und lösungsorientiert zu agieren, was sie meiner Meinung nach auch zum Ausdruck brachte. Wenn nun Pragmatik als Kälte übersetzt wird, dann hat das wohl auch sein Gutes. Sie füllt Sommerlöcher und kühlt bei Tropenhitze.

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Judith Innreither

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