Handel, Industrie, Bauernschaft, alle geben wirklich ihr Bestes, um uns mit wertvollen, natürlichen, rein biologischen, mit größter Sorgfalt und - eh klar - nachhaltig! produzierten, hochwertigen Lebensmittel zu versorgen.

Um die Redlichkeit ihrer Bemühungen unter Beweis zu stellen, schwören sie Eide, behaupten CO2-neutral zu produzieren, lassen sich zertifizieren und kontrollieren was das Zeug hält, machen alles, um uns eben davon zu überzeugen, dass sie uns nur das Beste, das die Natur für eine gesunde Ernährung zu bieten hat, zur Verfügung stellen wollen.

Die Herkunft der Eier kann bis zur namentlich bekannten Henne zurückverfolgt werden, dem Fleisch, das sie uns verkaufen, liegen Visitenkarten von Schwein und & Co. bei. Schädlinge versucht man nach uralten Ritualen in Vollmondnächten durch lange Gespräche und gutes Zureden dazu zu bringen weiterzuziehen und die Felder zu verschonen. Das ist gut so, bei meiner Ehr'!

Doch all das scheint nicht genug zu sein, weshalb immer neue Produktlinien entwickelt werden, die alleine schon von der Bezeichnung her für Ursprünglichkeit, Regionalität, Natürlichkeit, Tradition und Wertarbeit stehen sollen.

Wer bisher geglaubt hat zu wissen Milch geben nur Kühe, Schafe, Ziegen, Kamele, Pferdestuten oder auch Kokosnüsse wird eines Besseren belehrt: Auch Bergbauern geben scheinbar Milch. Bio muss eben bis an die Grenzen gehen.

Das wirft Fragen auf: Wieviel Milch gibt so ein Bergbauer am Tag? Stammt die Milch von glücklichen Bergbauern und wie werden sie gehalten? Am Boden, oder freilaufend? Enthält Bergbauernmilch spezielle Zusatzstoffe oder wird sie nach strengem Reinheitsgebot verarbeitet? Kann sie Spuren von Alkohol oder sonstigen Schadstoffen enthalten? Kann man den wackeren Bergbauern persönlich besuchen, wenn einem seine Milch schmeckt? Warum gibt es keine Vorstandsdirektorenmilch? Auch gäbe es sicher einen nicht zu kleinen Markt für Sennerinnenmilch.

Ich stelle mir vor, wie das weiße Gold gewonnen wird, wie all die Bergbauern freiwillig und erwartungsfroh, auch ein wenig lüstern, schon lange vor der Melkzeit, mit verklärtem Blick und weichen Knien geduldig darauf warten von, ich nehme einmal an, einer zünftigen Melkerin, wegen der Ursprünglichkeit, natürlich in Handarbeit und nicht maschinell, gemolken zu werden. Selbstmelken entspricht nicht den strengen Biozertifizierungskriterien und geht gar nicht!

Ja, natürlich wollen wir mit gesunden, regionalen und ursprünglichen Lebensmitteln versorgt werden. Nur: Soweit muss Bio auch wieder nicht gehen. Mein jetzt doch leicht verunsicherter Hausverstand hofft: Bergbauern geben keine Milch!

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fischundfleisch

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gigimannheim

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Marian Eisler

Marian Eisler bewertete diesen Eintrag 14.03.2016 11:59:55

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