Von Fabelwesen und den vier Elementen … 1 Das Element Erde

Fabeln und Märchen gab es zu allen Zeiten. Oft waren sie auch religiös gefärbt.

Wer kennt sie nicht? Die Märchen der Gebrüder Grimm oder Märchen aus 1001 Nacht.

Als Kinder haben wir sie meist geliebt, im Erwachsenenalter geraten ihre Weisheiten jedoch leider oft in Vergessenheit.

Was wir aus Mythen und Sagen alles lernen können, möchte ich anhand der Beispiele zu den vier Elementen aufzeigen, die auf indianischen Ursprung zurückgehen. Ich wünsche euch ein hohes Lesevergnügen.

Wie die Schildkröte half, unser Land zu errichten

Vor langer Zeit blickte der Große Geist auf die Erde nieder, die er gemäß seiner Vision geschaffen hatte, und eine große Traurigkeit überkam ihn. Die Mineralien, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen hatten alle das Gesetz der Einheit vergessen, nach dem sie zu leben hatten. Schon die geringfügigsten Anlässe lösten Streit und Uneinigkeit unter ihnen aus. Sie betrachteten die Kräfte und Fähigkeiten, die ihnen gegeben worden waren, als ihren persönlichen Besitz und verhielten sich dementsprechend. Eifersucht, Hass und Gier schien ihr Leben zu bestimmen. Der Große Geist beschloss, dass es auf der Erde so nicht weiter gehen konnte. Er versuchte, den Erdenkindern zu übermitteln, dass sie andere, bessere Pfade einschlagen sollten, aber nur wenige der Materialien, Pflanzen und Tiere hörten auf seine Botschaft, und die Menschen stellten sich taub. So beschloss er, all jene, die ihn nicht hören wollten, in andere Reiche zu entsenden, wo sie ihn hören und ihre Lektionen lernen würden. Er rief alle Geister des Wassers zusammen und schickte sie hinab auf die Erde. Der große Regen setzte ein und ergoss sich in Strömen über die ganze Erde. Die Fluten stiegen auf und überschwemmten das ganze Land. Nur die Mineralien und ein paar Pflanzen und Tiere überlebten.

Und doch verspürte der Große Geist eine tiefe Traurigkeit, denn eine Erde ohne Menschen war nicht die Erde, die die Vision, die er erhalten hatte, erfüllen konnte.

Hoch in den Wolken lebte eine Frau des Geistes, die einst auf der Erde geweilt hatte. Da fast alles Leben auf der Erde verschwunden war, gab es nichts mehr für sie zu beobachten und niemanden, dem sie helfen konnte, und so überkam auch sie eine große Traurigkeit. Sie bat den Großen Geist, ihr einen Mann des Geistes zu senden. Dies geschah, und sie taten sich zusammen und zeugten ein Kind. Der Mann des Geistes nahm nun, da er seinen Zweck erfüllt hatte, seinen Abschied und ließ sie alleine im Himmel zurück.

Auch die Tiere auf der Erde waren einsam und sehnten sich nach der Kameradschaft, die sie in vergangenen Zeiten, als das Gesetz der Einheit noch befolgt worden war, mit den Menschen erfahren hatten. Sie sahen die Frau im Himmel und beschlossen, sie auf die Erde einzuladen. Aber sie waren unsicher, denn sie wussten, dass die Frau Land brauchen würde um gehen zu können, und damals stand noch alles unter Wasser. Während sie auf einigen Felsen, die aus dem Wasser heraus ragten, im Rat zusammen saßen und überlegten, was sie tun sollten, kam die Riesenschildkröte und streckte den Kopf aus dem Wasser.

»Freunde«, sage die Riesenschildkröte, »ich habe einen großen, starken Rücken. Vielleicht würde die Himmelsfrau zu uns kommen, wenn ich ihr meinen Rücken als Unterkunft anbieten würde«.

»Wunderbar«, sagte der Bär, der Häuptling der Versammlung. »Das wäre die perfekte Lösung. Wir werden sie bitten zu kommen und bei uns zu bleiben und ihre Kinder hier zur Welt zu bringen, damit sie mit uns aufwachsen und schon in jungen Jahren die Harmonie erlernen können, in der wir leben sollten. Und vielleicht werden sie es wiederum ihre Kinder lehren«.

So hob die Riesenschildkröte ihren Rücken aus dem Wasser, und die Tiere verließen alle ihre Felsen und kletterten auf diese neu erstandene Insel. Sie rannten und hüpften und sprangen darauf herum, denn sie waren glücklich, wieder genügend festen Grund unter den Füßen zu haben. Auch wollten sie sich davon überzeugen, dass dies der Schildkröte keinen Schaden zufügen würde, denn sie wussten, wie viel mehr Unruhe und Bewegung die Menschen mit sich bringen würden. Als sie befriedigt feststellten, dass es ein guter Platz war, riefen sie die Himmelsfrau an und baten sie, herunterzukommen und bei ihnen zu leben. Sie nahm glücklich das Angebot entgegen, denn sie wusste, dass sie von nun an nicht mehr einsam sein würde.

Als sie herabkam, schritt sie den ganzen Rücken der Schildkröte ab und erkannte, dass es ein wirklich schönes und geräumiges Zuhause war. Dies beanspruchte viele Tage, denn die Schildkröte war sehr groß. Als sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt im Osten zurückgekehrt war, sagte sie: »Schildkröte, du bist ein tapferes und starkes Tier, dass du mir und allen Menschen, die von mir und meinen Kindern abstammen werden, deinen Rücken anbietest. Wenn du jedoch für immer meine Heimstätte bleiben willst, wirst du nie wieder Gelegenheit haben, die Dinge zu tun, die einer Schildkröte bestimmt sind, und so will ich Dir helfen. Tiere des Ozeans, geht und sucht das Land auf dem Grund des Ozeans und bringt etwas davon zu mir herauf«.

Alle Wassertiere tauchten unverzüglich hinunter und machten sich auf die Suche. Einigen von ihnen gelang es, einige Krümel Erde heraufzutauchen, aber es reichte bei weitem nicht aus. Als sie schließlich alle schon fast aufgegeben hatten, tauchte die Bisamratte mit einem ganzen Maul voll Schlamm auf und legte ihn der Himmelsfrau zu Füßen, bevor sie erschöpft zusammenbrach. Nachdem die Himmelsfrau mit ihrer Medizin die Bisamratte wieder ins Leben zurückgerufen hatte, nahm sie die Erde und schritt noch einmal den ganzen Rücken der Schildkröte ab, wobei sie überall Erde fallen ließ. Als sie an ihren Ausgangspunkt zurückgekommen war, blies sie den Atem des Lebens über die Erde, und diese vervielfältigte sich und bedeckte schließlich den ganzen Rücken der Schildkröte.

»Schildkröte«, sagte die Himmelsfrau, »Du kannst nun zu deinem Pfad zurückkehren. Aber zur Ehre des Opfers, dass du uns so bereitwillig gebracht hast, soll dieses Land „Schildkröteninsel“ genannt werden, und obgleich du eher ein Wesen des Wassers bist, wird man deiner auch als Wesen dieses Landes – dieses Teils der Erde – gedenken«.

Und so wurde die Schildkröte zum Totemtier des Erdklans.

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Quelle: Sun Bear & Wabun Das Medizinrad - Eine Astrologie der Erde

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