Von Fabelwesen und den vier Elementen … 4 Das Element Feuer

Fabeln und Märchen gab es zu allen Zeiten. Oft waren sie auch religiös gefärbt.

Wer kennt sie nicht? Die Märchen der Gebrüder Grimm oder Märchen aus 1001 Nacht.

Als Kinder haben wir sie meist geliebt, im Erwachsenenalter geraten ihre Weisheiten jedoch leider oft in Vergessenheit.

Was wir aus Mythen und Sagen alles lernen können, möchte ich an den Beispielen der vier Elemente aufzeigen, die auf indianischen Ursprung zurückgehen. Ich wünsche euch ein hohes Lesevergnügen.

Wie der Donnervogel entstand

Es war einmal ein großer Habicht, der größte Habicht, der jemals auf Erden gelebt hatte. Dieser Habicht war so groß, dass der Schatten seiner Flügel zwei Hütten verdunkelte, wenn er über ein Dorf flog. Zum Glück für die Menschen war dieser Habicht gut und freundlich zu allen, die ihn kannten.

Aber der Habicht war nicht nur groß, er war auch sehr mächtig. Sobald er ein bestimmtes Lied anstimmte, versammelten sich alle Habichte der Umgebung um ihn, um sich mit ihm zu beraten. Mit einem anderen Gesang konnte er jede Regenwolke, die sich am Himmel zeigte, einfangen und zu sich holen. Es hieß sogar, dass er ein bestimmtes Lied hatte, das Mäuse und Kaninchen direkt in seine Fänge springen ließ, wenn er tief über der Erde kreiste. Er war in de Tat ein sehr mächtiger Vogel.

Dieser Habicht war so mächtig, dass die Donnerwesen eines Tages beschlossen, ihm ein besonderes Lied zu verleihen, mit dem er sie herbeirufen konnte. Um dieses Lied richtig singen zu können, musste er zuerst eine runde Hütte bauen, die groß genug war, um ihn und all die andere Tiere, die er zu seinem Gesang einladen wollte, zu umfassen. Weiterhin musste er einen ganz besonderen runden Altar errichten, an dem er besondere Dinge aus den Mineral-, Pflanzen- und Tierreichen zu hinterlegen hatte. Ebenso hießen sie ihn, dem Großen Geist seinen Dank abzustatten, bevor er jenes Lied anstimmte um den Donnerwesen dafür zu danken, dass er ihre Kraft mit ihnen teilen durfte.

An einem Sommertag beschloss er nun, dieses Lied zu singen und traf alle Vorbereitungen, die die Donnerwesen ihm aufgetragen hatten. Er lud einige Habichte, einen Adler, zwei Raben, einen Geier und einen Seeadler in seine Hütte ein. Sie nahmen seine Einladung an und als der Gesang beendet war, und die Donnerwesen herbeigeeilt waren, verließen sie alle die Hütte in dem Wissen, dass sie durch das Vernehmen dieses Gesangs eine besondere Kraft erhalten hatten.

Großer Habicht hatte bemerkenswerte Kräfte erhalten und konnte von nun an mit einer einzigen Berührung seiner Flügel sogar die tiefsten Wunden seiner Freunde heilen. Aber mit dem Ausmaß an Kraft, dass er jetzt besaß, wurde Großer Habicht ganz und gar nicht fertig, und anstatt allmorgendlich wie geheißen dem Großen Geist seinen Dank abzustatten, verkündete er frech: »Ich bin der mächtigste aller Habichte! Ich bin der große Kaik Kaik Kaik.«

Der Große Geist schaute diesem Treiben eine Weile geduldig zu in der Hoffnung, dass sich Großer Habicht wieder an seine Anweisungen erinnern würde. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, Großer Habicht wurde immer dreister.

Im darauf folgenden Sommer beschloss Großer Habicht das Lied der Donnerwesen erneut zu singen, um noch mehr Kraft zu erhalten. Er glaubte, dass er jetzt so mächtig war, dass er sich nicht darum zu kümmern brauchte, eine Hütte zu bauen oder die Vorbereitungen zu treffen, die ihm aufgetragen worden waren. Ja, er kümmerte sich nicht einmal mehr darum, dem Großen Geist oder den Donnerwesen seinen Dank darzubringen. Und dieses Mal lud er alle Vögel und Tiere ein, um Zeuge seiner Macht zu werden.

Er stimmte sein Lied von seinem Nest im höchsten Baum der Umgebung an; putzte und plusterte sich nur umso mehr auf, je näher die Donnerwesen herankamen. Plötzlich schoss ein Blitzstrahl aus einer Wolke heraus und ging in dem Augenblick, als er die Spitze seines Flügels berührte, in einem Flammenball auf, um ebenso plötzlich mit dem Habicht zu entschwinden, bevor irgendeinem der anderen Tiere ein Leid zugefügt wurde. Sie alle blickten verwundert um sich und trauten ihren Augen nicht. Großer Habicht aber fand sich selbst im Himmel vor dem Großen Geist wieder.

»Großer Habicht«, sagte der Große Geist, »du warst zu überheblich. Du hast vergessen deinen Dank abzustatten. Du hast die Zeremonien missachtet, die dir anvertraut worden waren. Du hast die wirkliche Quelle deiner Kraft aus den Augen verloren. Da du die großen Donnerwesen durch den Missbrauch ihrer Gaben beleidigt hast, wirst du ihnen ab heute dienen. Du wirst ein großer, stattlicher Vogel bleiben, aber du wirst nicht in der Lage sein, den Donner herbeizurufen. Von nun an werden sie dich rufen. Wann immer die Donnerwesen sich aufmachen, ihre Arbeit zu verrichten, wirst du mit ihnen gehen. Und damit deine Eitelkeit nicht wieder überhand nimmt, wirst du stets hinter den Wolken verborgen sein. Einigen Menschen wirst du als seltsame Wolkenformation erscheinen, und anderen als feurige Gestalt, die vom Blitz geschaffen wurde. Nur jene, die einen sehr klaren Blick haben, werden dich als das erkennen, was du bist: als den Vogel des Feuers, den Donnervogel. Geh nun und diene jenen, die du verletzt hast, bis du die Freuden kennen gelernt hast, die daraus erwachsen können, demütig zu dienen und sich seines Platzes im Universum zu besinnen.«

Und so kam der Donnervogel zu den Menschen.

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Quelle: Sun Bear & Wabun Das Medizinrad - Eine Astrologie der Erde

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