Laut unserem gewissermaßen antifaschistischen Kampfmedium "Der Standard" habe die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni für Entsetzen und Empörung gesorgt.

Und der Standard zitierte auch einen angeblichen "Experten", der Meloni wegen ihrer Aussage zu dem SS-Massaker, teilweise an italienischen Partisanen in der Ardeatinischen Höhlen (Fosse Ardeatine) 1944 scharf kritisierte und sie dazu aufforderte, entweder zurückzutreten oder sich völlig von den Wurzeln ihrer Partei zu trennen und zu emanzipieren.

In Wirklichkeit hatte Meloni folgendes gesagt: "Es war ein Blutbad, das eine der tiefsten und schmerzhaftesten Wunden für unsere nationale Gemeinschaft verursachte: 335 unschuldige Italiener wurden niedergemetzelt, nur weil sie Italiener waren."

Seither wird vielfach versucht, daraus einen Skandal zu basteln.

Aber mit fragwürdigen Methoden und Maßnahmen: die Getöteten waren in der Tat Italiener, so gesehen kann man Meloni nicht vorwerfen, etwas Falsches gesagt zu haben.

Allerdings gibt es die üblichen "zu wenig, zu spät"-Vorwürfe und die Betonung eines angeblichen "antifaschistischen Grundkonsenses", der laut den Vertretern desselben nur eine Meinung und eine Position zulasse, und das sei die antifaschistische bzw. radikal-antifaschistische. Die Frage ist nun, ob in einem Land, in dem angeblich ein "antifaschistischer Grundkonsens" herrsche, eine postfaschistische (nachfaschistische) Partei, also Partei aus einem Milieu mit Nachkommen früherer Faschisten, überhaupt zu Wahlen antreten und kandidieren dürfe, oder nicht sofort verboten werden müsse.

Man kann es auch so sehen, dass Meloni sich für eine Vertreterin einer postfaschistischen Partei mit dieser Aussage bereits sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat, und eine Position bezogen hat, die Vielen in ihrer Partei nicht gefallen wird. Die also bereits genau das erfüllt, was die Kritiker von ihr verlangen.

In Österreich vergleichsweise haben FPÖ-Politiker vergleichbare Partisanen oder Widerstandskämpfer nicht als "unschuldige Österreicher", nicht als "Opfer eines Blutbades" bezeichnet, sondern als "Verräter", oder so.

In diesem Sinne kann man auch den Eindruck haben, Melonis Aussage sei ein Versuch des Brückenbaus zwischen beiden Lagern, und das ist vielleicht genau das, was "Linke" ihr vorwerfen, und was "Linken" an Meloni mißfällt.

https://www.derstandard.at/story/2000144910055/meloni-sorgt-mit-deutung-von-ss-massaker-1944-fuer-empoerung?ref=rec

Die Möglichkeit, dass Meloni weder zurücktritt noch sich so radikal von den Wurzeln ihrer Partei distanziert, wie ihre politischen Gegner das von ihr verlangen, auch und sehr wesentlich, um die Fratelli d´Italia zu schwächen, sondern dass die Wählerinnen und Wähler bei freien, fairen und demokratischen Wahlen darüber mitentscheiden könnten, ob Melonis Distanzierung ausreichend war oder nicht, blieb sowohl vom zitierten angeblichen "Experten" wie auch vom ganzen Standard-Artikel unerwähnt.

Aber das ist nicht die einzige Kuriosität in der "Standard"-Berichterstattung der letzten Tage.....

CC-BY-SA 3.0 / Presidenza del Consiglio dei Ministri, Palazzo Chigi https://de.wikipedia.org/wiki/Giorgia_Meloni#/media/Datei:Giorgia_Meloni_video_message_to_the_2022_NIAF_Gala.jpg

Italienische Premierministerin Giorgia Meloni: Ihre Aussage zum Massaker in den Ardeatinischen Höhlen für Rechte zu links, für Linke zu rechts ?

Und so gesehen genau richtig in der Mitte ?

Zum Massaker als solchem: eine 10:1-Vergeltung (mehr oder weniger wahllos zehn als nazi-besatzungskritisch-eingestufte Italienier pro jedem getöteten SS-Mann) für einen Partisanenanschlag ist schon extrem. Normalerweise kommen in derartigen Situationen eher "1:1-Vergeltungen" oder "3:1-Vergeltungen" zur Anwendung, die auch dann ziemlich problematisch bleiben, eben wegen ihrer Wahllosigkeit, was man aber dann auch von so manchem Partisanenanschlag sagen kann.

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