Papst Franziskus, bürgerlich Bergoglio, übte in einem Interview scharfe Kritik an der Abtreibung: eine Abtreibung vorzunehmen, sei wie einen Auftragsmörder zu engagieren.

https://derstandard.at/2000089055054/Papst-vergleicht-Abtreibung-mit-Auftragsmord

Ich werde im folgenden Text versuchen, zu erklären, warum das Abtreibungsverbot, das der Katholizismus der letzten 30 bis 35 Jahre praktizierte, bzw. vorschrieb, nicht funktioniert:

1.) Die Mariatroster Erklärung der österreichischen Bischofskonferenz des Jahres 1968, die ähnlich gelagerte Königsteiner Erklärung deutscher Bischöfe und die Solothurner Erklärung Schweizer Bischöfe erklärte Empfängnisverhütungsfragen zu Fragem der privaten Moralität. Diese Erklärungen entstanden in zusammenhang mit der Enzyklika "Humanae vitae" aus den 1960er Jahren. Diese drei Erklärungen (Österreich, Schweiz, Deutschland) waren eine Distanzierung von Papst Paul VI, der gesagt hatte: "Ebenso ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel."

Diese internen Konflikte (z.B. zwischen Papst und Bischofskonferenz) kommen in der katholischen Kirche selten, aber doch gelegentlich vor. Da bereits beim Thema der Empfängnisverhütung Konflikte auftraten, wurden weitergehende Meinungsverschiedenheit nicht ausgetragen, obwohl mit der "Pille danach" sich eine noch schärfer am Grat wandernde Frage der Moral ergab.

In den 1960er Jahren war die Überbevölkerung, bzw. das Bevölkerungswachstum, die Umweltverschmutzung als Zerstörung der Schöpfung noch kein Thema, und wenn dieselben Personen, die in den 1960er Jahren die Entwicklung der katholischen Kirche bestimmten, heute leben würden, würden sie vielleicht eine andere Position vertreten. Wenn Franziskus / Bergoglio Abtreibung zum Mord erklärt, dann rückt er auch die Schweizer, Österreicher und deutschen Bischöfe der 1960er Jahre, darunter Kardinal König, die sich dafür aussprachen, Familienplanungsfragen zu Fragen der privaten Entscheidung zu erklären, in die Nähe des Mordes.

2.) Franziskus spricht immer nur von der "Abtreibung", als ob es so eine Art Norm-Abtreibung gäbe. Aber es gibt viele verschiedene Typen der Abtreibung, auch ausgehend vom Einzelfall:

2a) Abtreibung nach Vergewaltigung, z.B. im Krieg ist einer der Grenzfälle, in denen auch unter katholischen Theologen eine Ausnahme vom Abtreibungsverbot diskutiert wird; einer der Gründe dafür ist, dass vielfach die vergewaltigte, kriegstraumatisierte Frau unfähig ist, eine gute Mutter zu sein.

2b) medizinische Gründe für Abtreibung, z.B. die Eileiterschwangerschaft. In diesen Fällen nistet sich das befruchtete Ei nicht in der Gebärmutter ein, sondern verbleibt im Eileiter, der nicht geeignet ist, Kinder bis zur Geburt zu entwickeln, sondern der platzt, wenn keine Abtreibung vorgenommen wird, was bedeutet, dass die Mutter an inneren Blutungen verblutet und stirbt und mit ihr das Kind.

3.) In der Bibel (Genesis 1,28) heisst es: "Seid fruchtbar und mehret Euch, und füllet die Erde!" Zitiert davon wird meistens nur der erste Teilsatz, aber dass der zweite Teilsatz als Begrenzung im Sinne von "bis die Erde voll ist" verstanden werden kann, wird von der katholischen Kirche ausgeblendet. Und bei 8,5 Milliarden Menschen stellt sich die Frage der Überbevölkerung sehr wohl, die sich in früheren Zeiten nicht gestellt hatte. Umgekehrt könnte man sagen, ein Gebärzwangfetischist wie Franziskus, der Empfängnisverhütung und Abtreibung verbietet, leistet der Bevölkerungsexplosion nd damit zusammenhängenden Kriegen, Flüchtlingswellen und Hungersnöten Vorschub, womit dann Franziskus der "Auftragsmörder" bzw. Beitragstäter wäre.

4.) Im alten Testament spielte ebenso wie in der Phase der Reconquista (Rückeroberung der iberischen Halbinsel vom Islam) der Soldatennachschub und damit der Kinderreichtum und damit Abtreibungs- und Verhütungsverbote eine Rolle: siehe auch

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/hexenverbrennung-inquisition-und-religionenkrieg-46142

D.h. zahlreiche Abtreibungs- und Verhütungsverbote der Bibel (insbesondere des alten Testaments) sind verbunden mit Kriegszuständen und Stammeskriegen. Wenn diese Notwendigkeit, möglichst viele Soldaten zu haben, hätten die Propheten des Alten Testaments wahrscheinlich ganz anders geschrieben.

Papst Franziskus/Bergoglio hingegen hat sich stets für Friedensorientierung und gegen die Waffenindustrie ausgesprochen, vielleicht aus einem lateinamerikanischen Hintergrund heraus. Dass die Jesuiten die indigenen Völker in den südamerikanischen reducciones zwischen 1610 und 1780 bewaffneten, widerspricht dem Ultra-Pazifismus eines Bergoglio/Franziskus. Es ist zwar wahr, dass der historische Franziskus (Franz von Assisi) in seinen späten Jahren pazifistisch war, aber in seinen jungen Jahren war er Soldat gewesen. Und er betrachtete den Pazifismus als für den Franziskaner-Orden verbindlich, aber forderte nie einen Pazifismus für die gesamte katholische Kirche.

So gesehen passen seine Position in Gesamtheit bzw. in der Gesamtsicht der Bibel nicht zusammen: entweder er setzt auf Friedenspolitik, dann entfällt die Notwendigkeit, möglichst viele Soldaten zu haben, auch durch Abtreibungsverbote und Empfängnisverhütungsverbote. Oder er setzt in AT- oder Reconquista-Tradition auf Kriegspolitik und die damit zusammenhängenden Abtreibungs- und Verhütungsverbote.

Aber vielleicht geht es ihm auch gar nicht um die Sache, sondern nur um ein Ablenkungsmanöver von der Frage der sexuellen Belästigung.

Und ja: ich bin selbst katholisch. ebenso übrigens wie der frühere britische Premierminister Tony Blair, der auch einer der Hauptakteure des Irakkrieges war, zu dem Bergoglio meiner Wahrnehmung nach noch keine Position bezogen hat.

5.) selbst in katholischen Ländern sprechen sich oftmals Bevölkerungsmehrheiten, entweder in Volksabstimmungen oder dadruch, dass sie abtreibungsbefürwortende Parteien oder Politiker wählen, die oft auch katholisch sind, für die Abtreibung aus. In Zeiten der Globalisierung ist es ein leichtes, in ein Land mit Abtreibungserlaubnis zu fahren, sodass kleinräumige Abtreibungsverbote nicht mehr funktionieren, sondern nur mehr Verkehr und Umweltverschmutzung verursachen, und damit genau das, was Bergoglio auch abzulehnen behauptet; Bergoglio/Franziskus riskiert jede Glaubwürdigkeit als Ökopapst zu verlieren, wenn er Abtreibungsverbotsumgehungsverkehr und die damit verbundene Umweltverschmutzung forciert und anheizt.

6.) der katholische Gebärfetischismus legitimiert den islamischen Gebärfetischismus, auch Geburtendschihad genannt: alle Bemühungen des Katholizismus in den letzten 40 Jahren, wie extrem sie auch gewesen sein mögen, haben in einer Hinsicht nichts gebracht: die Muslime vermehren sich weitaus schneller, und sind dabei, in zahlreichen Regionen Katholiken oder auch Orthodoxe und Atheisten zu verdrängen. Von Sun-Tsu über Clausewitz sagten alle Militärstrategen, dass man sich das Schlachtfeld aussuchen soll, auf dem man selbst gute Chancen hat, zu gewinnen, und nicht das, auf dem "der Feind" gute Chancen hat, zu gewinnen. D.h. wenn der Katholizismus bei Geburtenwettlauf unausweichlich auf der Verliererstrasse in der Auseinandersetzung mit dem Islam ist, dann sollte er den Geburtenfetischismus aufgeben und neomalthusianistischer werden, wo er bessere Chancen hat, zu bestehen.

7.) Die Feindlichkeit des jetzigen Katholizismus gegenüber dem Sex-nur-zum-Spass widerspiegelt auch eine gewisse UNterschichtfeindlichkeit, eine gewisse Feindlichkeit gegenüber armen Schichten. Gerade Bergoglio, dermit dem Anspruch antrat, ein Papst der Armen zu sein, läuft Gefahr sich unglaubwürdig zu machen, indem er den Armen, die sich Kinder im Moment nicht leisten können oder wollen, durch Abtreibungs- und Verhütungsverbote den einzigen Spass bzw. eine der wenigen Vergnügungsmöglichkeiten weg, nämlich Sex. Die andere Interpretation ist, dass der Papst seine eigenen Aussagen nicht ernst nimmt und damit rechnet, dass die Gläubigen siene Vorgaben ignorieren.

8.) Die katholische Kirche befindet sich möglicherweise in einer schweren Krise, in einer Phase der Gerontokratie, die der Gerontokratie (Altenherrschaft, Vergreistenherrschaft) der Sowjetunion der frühen 1980er Jahre (mit Breschnjew, Andropow und Tschernenko) entspricht. bei all den Widersprüchen und Ungereimtheiten ist ein weiterer Absturz der katholischen Kirche offensichtlich unvermeidlich.

CC / zug.gem. Casa Rosada https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Franciscus_in_2015.jpg

Verhaftet in veralteter Theolgie, verwickelt er sich in Widersprüche und Unglaubwürdigkeiten ? Papst Franziskus, der unfreiwillige Totengräber einer ehemaligen Weltreligion ?

In Matthäus 23,9 heisst es: "Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel."

In diesem Zusammenhang kann man auch die Frage stellen, inwieweit das Papsttum als solches bibelwidrig ist.

In Matthäus 23 kommen auch die Pharisäer vor: Pharisäer waren diejenigen Religionsexegeten der vorchristlichen Theologie, die die alten Schriften allzuwörtlich und unmenschlich auslegten. Der Konflikt zwischen den Pharisäern, an den Autorität Jesus durch seine Neuauslegung der Schriften kratzte, und Jesus führte letztlich zu seinem Tod.

Es stellt sich auch die Frage, inwieweit die führenden Kräfte der heutigen katholischen Kirche Pharisäer sind, als die Schrift zu streng auslegen und die Menschlichkeit vermissen lassen.

Siehe auch:

https://www.kathpress.at/goto/meldung/1685503/theologe-kritik-an-selig-und-heiligsprechungen-von-paepsten

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