Jetzt nach der Ibiza-Affäre wäre es langsam Zeit, eine der in Österreich bestvertuschten Fragen in Cold-Case-Manier wiederaufzurollen: warum machte eine Partei wie die FPÖ, die früher eine Honoratiorenpartei aus Rechtsanwälten und Notaren gewesen war, einen juristisch unbeleckten Trottel wie Strache im Jahr 2005 zum Parteiobmann und Kanzlerkandidaten ?

Eine von mir entwickelte Theorie wäre folgende multifaktorielle:

1.) aufgrund seines unakademischen Unterschichtgestus erschien Strache geeignet, die Wähler aus der Arbeiterschaft, die Haider der SPÖ in den 1990er Jahren "geraubt" hatte, zu halten.

2.) es scheint bisher unbekannte geheime Deals gegeben zu haben, zum Beispiel der Form, dass Strache nur Obmann und Kanzlerkandidat werden darf, wenn er sich verpflichtet, sich von Kickl coachen zu lassen.

Inwieweit eine etwaige von Strache betriebene Parteispaltung nun einen Bruch dieser alten, intransparenten Abmachung darstellt, wäre ja eine interessante Frage.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-Christian_Strache

CC / SPÖ-Presse und Komm. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-Christian_Strache#/media/Datei:2017_ORF-Elefantenrunde_%2837410230120%29_%28cropped%29.jpg

Der attraktive Körper von Strache (oben) und die beratende und trainierende Intelligenz von Kickl (unten):

CC / Manfred Lucan https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Kickl#/media/Datei:2018-02-15_Herbert_Kickl_FP%C3%96_8911.JPG

Wurden die Beiden 2005 sozusagen als Team zum Bundesparteiobmann und Kanzlerkandidaten gewählt ?

Kickl wäre zwar von der Intelligenz her alleine fähig gewesen, den Parteiobmann und Kanzlerkandidaten anzugeben, aber für die Burschenschaften und Pennalien, traditionelle Kaderschmieden der FPÖ, hatte Kickl als Teil der von Haider hinzugewonnenen Buberlpartei zuwenig Stallgeruch, um akzeptiert zu werden, hingegen auf die burschenschaftliche Treue Straches konnten sich die Burschenschaften verlassen. So ist es auch zu erklären, dass die Burschenschaften in der Ära Strache einen weit höheren Anteil an Mandataren erzielt hatten als in der Ära Haider, und wohl auch als in einer hypothetischen Ära Kickl.

P.S.: es ist übrigens interessant, dass nun die SPÖ Strache forciert und propagiert. So ist auch das Strache-Foto auf der Wikipedia-Page zu Strache laut Angabe von der SPÖ-Presse-und-Kommunikationsabteilung, was ja auch irgendwie Sinn macht.

Denn wenn Strache die FPÖ spaltet, aber mit seiner Splitterpartei den Sprung über die hohe Wiener Fünfprozenthürde nicht schafft, dann hat die SPÖ bessere Chancen, gemeinsam mit den Grünen die absolute Mandatsmehrheit trotz Verlust der absoluten Stimmenmehrheit zu halten.

Auch Straches jetzige Frau Phillippa Strache kommt ja vom SPÖ-nahen Medium "Österreich" bzw. wurde von dem zur Fellner-Konzern gehörigen "Madonna" zur Schönheitskönigin ernannt, sodass eine neue Madame Pompadour oder eine neue Löffler vermutet werden kann, die den damaligen Bundespräsidenten Klestil umdrehte, der 1992 von einer schwarz-blauen Mehrheit gewählt worden war und in seinem ersten Wahlkampf die FPÖ als "regierungsfähig" bezeichnet hatte, aber nach der Heirat mit der SPÖ-nahen bzw. Häupl-nahen Löffler seine diesbezügliche Position um 180 Grad gedreht hatte und ab 1998 nur mehr eine große Koalition befürwortete.

Der FPÖ-Politiker Hilmar Kabas reagierte darauf mit Lump-Hump-Dump-Vorwürfen an Klestil, was in Anbetracht des quasi-monarchistischen Majestätsbeleidigungsparagraphen verständlich oder auch nicht erscheint. In der Tendenz ähnlich, aber in der Wortwahl moderater und weniger verurteilungsgeneigt hatte sich auch Andreas Mölzer geäußert.

Es stellt sich zusätzlich zur Transparenzfrage die Frage, ob eine derartige Strache-Kickl-Coaching-Geheimvereinbarung ein Verstoss gegen das freie Mandat ist. Denn wenn Strache als FPÖ-Abgeordneter gar nicht das sagen durfte, was er will, sondern laut FPÖ-Geheimabkommen das sagen musste, was sein Mastermind Kickl ihm einsagte, dann ist das ein Verstoss gegen den Verfassungsgrundsatz des "freien Mandats" und somit ohnehin rechtsungültig, aber Strache war möglicherweise lange zu blöd, um die Rechtsunwirksamkeit dieser Vereinbarung zu erkennen - wie in vielen Fragen die zahntechnische Hilfskraft Strache mit komplizierten juristischen Materien heillos überfordert war.

Freies Mandat Artikel 56 B-VG:

"Artikel 56. (1) Die Mitglieder des Nationalrates und die Mitglieder des Bundesrates sind bei der Ausübung dieses Berufes an keinen Auftrag gebunden."

https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000138

Auch die "Wählertäuschung" lässt sich argumentieren: wenn gar nicht Strache zwischen 2005 und 2019 FPÖ-Parteiobmann war, sondern verbal und intellektuell Kickl, dann wurden dadurch viele Wähler und Wählerinnen getäuscht.

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