[Short-Story] Carrie und Nora - Teil 1

1

Es war ein idyllischer Oktober-Morgen. Die Sonne schien durch die dichten Blätter der Bäume auf das rustikale, kleine Häuschen mitten im Wald. Nora lächelte. Sie stand mit einem großen, braunen Karton davor und begutachtete ihren neuesten Besitz. Da es in den großen Städten immer mehr zu Gewaltverbrechen aller Art kam, hatte sie vor einigen Wochen beschlossen, sich ein Häuschen irgendwo im Nirgendwo zu kaufen, um diesen zu entfliehen. Die Menschen in den Großstädten waren wütend. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit. Wegen der steigenden Preise. Wegen der Kriegstreiberei. Die Reichen wurden immer reicher, die Armen gingen zu Grunde. Lediglich die Mittelschicht schaffte es, sich mit Müh' und Not über Wasser zu halten. Die Armen versuchten alles um am Leben zu bleiben, was oft mit Raub, Einbruch und auch mit Mord an Personen der Mittelschicht und darüber endete. Die Gefängnisse waren dermaßen überfüllt, dass man die Todesstrafe wieder einführte, um besonderes gefährliche Schwerverbrecher hinrichten zu lassen, um Platz einzusparen. Doch es schien ein aussichtsloser Kampf gegen die Verzweiflung der Armen zu sein, die zudem ständig mehr wurden und es folglich zu immer mehr Verbrechen kam. Das Leben im Jahre 2023 war hart. Für alle.

Nora selbst kam aus der Mittelschicht. Als Polizistin lebte man zwar auf gefährlichen Fuß, trotzdem hatte sie selten einen Einsatz, indem es wirklich gefährlich für sie wurde. Ihr Mann, Tom, kam aus der gehobenen Mittelschicht. Er war ein Architekt, verdiente dementsprechend gut und trug auch den Großteil der Kosten für das Haus im Wald und den Sicherheitseinrichtungen dafür. Eine Alarmanlage, die bei unbefugtem Zutritt die Polizei alarmierte, würde innerhalb von 30 Sekunden nicht der richtige Code eingegeben werden. Ein Panikraum, dessen Tür sich als Buchregal getarnt im Wohnzimmer befand. Und eine versteckte Überwachungskamera die die Haustür im Blick hatte. Aber obwohl Tom gut verdiente, wurden selbst hier seine Mittel etwas knapp, sodass er und Nora anfangs nur dürftig leben konnten. Aber die Sicherheit die das etwas versteckte Haus im Wald bot, war es ihnen wert. Die Isolation von Anderen, die nächsten Nachbarn wohnten etwa 5 km entfernt, machte ihnen keine großen Sorgen. Sie schätzten die Abgeschiedenheit. Und es gab nur zwei Wege dieses Haus zu finden. Entweder man war schon mal hier, oder man hatte sich verirrt. Was die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in ihr Haus einbrechen und ihr gesamtes Hab und Gut stehlen oder gar schlimmeres anstellen könnte, wie es in den Großstädten oft der Fall war, deutlich verringerte.

2

Nach ein paar Wochen, als sich Nora und Tom etwas eingelebt hatten, beschlossen sie, Carrie und ihren Mann Kevin, sowie Lyra und ihren Mann Joel zu einer kleinen geselligen Dinnerparty einzuladen. Carrie und Kevin sagten sofort zu, Lyra jedoch sagte ab. Sie und Joel feierten ihren ersten Hochzeitstag und wollten diesen nur zu zweit verbringen. Aber Nora beschloss, sich deswegen nicht die gute Laune verderben zu lassen und richtete alles für eine tolle Party her. Der Tisch war schön gedeckt, das Haus glänzte beinahe, so schön hatten sie es geputzt. Es war nun an der Zeit, ihren ersten Besuch in ihrem neuen Haus zu empfangen. Nora sah auf die Uhr. Es war Freitag, 17:14 Uhr. Eigentlich sollten Carrie und Kevin um 17 Uhr ankommen. Die Beiden anzurufen war unmöglich, da es wegen der ganzen hohen Bäume in der Umgebung so gut wie keinen Handyempfang gab. Also blieb Nora und Tom nichts weiteres übrig, als ungeduldig zu warten. „Ob den Beiden etwas passiert ist?“ fragte sie sichtlich nervös. „Immerhin müssen sie auf einigen abgelegene Straßen fahren um hier her zu kommen .. und Carrie's Naivität könnte die Beiden in echte Schwierigkeiten bringen. Was, wenn sie einen Anhalter mitgenommen hat, der sich als verrückter Serienkiller entpuppt hat?“ Tom lachte. „Schätzchen, du hast zu viel Phantasie. Die Beiden werden sich wahrscheinlich nur verfahren haben. Hierher zu finden ist nun mal nicht einfach, nicht mal das Navi findet hier her. Aber eines ist Gewiss: Für dich gibt’s in nächster Zeit keine Horrorfilme mehr. Du bist ja schon fast paranoid.“ Nora lächelte. Tom hatte recht. Ihre Phantasie ging mit ihr durch. Aber andererseits musste man in Zeiten wie diesen, immer mit dem schlimmsten rechnen.

Als Polizistin wusste sie durchaus wozu die Leute imstande waren, immerhin hatte sie schon viele Mord-Tatorte gesehen. Tom zündete sich unterdessen eine Zigarette an. „Kannst du bitte zum Rauchen nach draußen gehen? Du weißt, dass ich das im Haus nicht mag.“ - „Oh, sorry, hab ich vergessen. Bin schon weg.“ Tom zog sich seine Jacke und Schuhe an und ging nach draußen vor die Haustüre. Er stand etwa 2 Minuten draußen, als er in der Ferne Scheinwerfer eines Autos sah. Er öffnete die Haustüre einen Spalt und rief Nora zu. „Sie kommen. Siehst du, ich habs dir doch gesagt, dass den Beiden nichts passiert ist.“. Er schloss die Haustüre wieder. Etwas mulmig war ihm jedoch schon, da er nicht erkennen konnte, ob es sich wirklich um die Beiden handelte. Und die Straßen waren sehr gefährlich, besonders wenn es Dunkel war. Das Auto kam hinter dem von Tom und Nora zum stehen und parkte. Die Türen öffneten sich und Tom war erleichtert. Es handelte sich um Carrie und Kevin. „Hey ihr Beiden.“ rief er ihnen zu. „Hey Tom“ rief Carrie ihm entgegen. „Sorry dass wir so spät dran sind, aber wir haben uns ein paar mal verfahren. Frag mal Mr. 'Wir brauchen doch keine Karte um hier her zu finden' warum das passieren konnte.“ scherzte sie. „Hey, was kann ich dafür, dass die Bäume hier alle gleich aussehen“ erwiderte Kevin. Er war mittlerweile bei Tom angelangt und reichte ihm die Hand. „Schön dich zu sehen, Mann“ - „Ebenfalls. Geht doch schon mal rein, Nora wartet schon ganz ungeduldig auf euch. Ich rauche noch aus und bin dann auch gleich bei euch.“ - „Hast du eine für mich? Ich hab meine Zigaretten zu Hause vergessen.“ - „Klar.“ Tom gab ihm eine Zigarette und warf einen Blick in die Schachtel. „Mist, ich hab auch nur noch zwei … die beiden rauchen wir nach dem Essen und dann fahr ich schnell los und hol uns neue.“ Carrie begrüßte Tom mit einem Küsschen links und rechts auf die Wange und ging ins Haus zu Nora. Kevin ließ sein Feuerzeug aufflammen und zündete sich seine Zigarette an. „Nimmst du mir auch welche mit? Ich geb dir dann 'nen 10er“ - „Klar … kannst du dich noch an damals erinnern, als du für Zigaretten nur 'nen 5er gebraucht hast? Damals war halt alles besser und billiger.“ - „Yeah, Mann. Du sagst es.“

3

Nachdem die Vier gegessen hatten und die beiden Frauen den Esstisch abgeräumt hatten, öffnete Nora eine Flasche Rotwein. Sie goss sich und Carrie ein Glas ein, während die Männer sich noch eine Flasche Bier gönnten. „Es ist echt beeindruckend, was ihr Beide aus dem alten Haus hier gemacht habt. Es sieht echt toll aus.“ sagte Carrie. „Danke“ antwortete Nora. „Aber alles hat halt auch seine Schattenseiten. Hier kommt nie jemand raus, man ist relativ isoliert von der Außenwelt. Eigentlich ist es hier wie in einem Horrorfilm, besonders jetzt. Wir befinden uns in einem alten Haus mitten im Wald. Draußen herrscht pechschwarze Finsternis. Wir haben alle keinen Handyempfang. Und wir haben eine Blondine die in Horrorfilmen immer als erste stirbt. Ich hab noch nie so viele Horrorfilm-Klischees an einem Ort gesehen“ Carrie lachte. „Aber ich habe ein weißes Top an. Und Personen mit einem weißen Top überleben meistens .. blutverschmiert.“ „Außer, das weiße Top wird irgendwie nass oder zerrissen, sodass sich die Brüste darunter schön sehen lassen … komm schon Baby, zeig ein wenig was du hast .. oder hast du etwa Angst?“ scherzte Kevin. Nora, Tom und Carrie lachten. „Wir bräuchten einen Schwarzen … der stirbt auch in den Horrorfilmen immer zuerst. Meistens sogar vor den Blondinen.“ warf Carrie ein. „Dem muss ich widersprechen.“ sagte Tom. „In 'Die Nacht der lebenden Toten' von Romero hat ein Schwarzer bis zum Ende überlebt. Außerdem gibt es gewisse Regeln um einen Horrorfilm zu überleben .. habt ihr die 'Scream'-Filme nicht gesehen?“ Die Drei anderen schüttelten den Kopf. „Also dann fang ich mal an. Erstens: Enthalte dich jeder Form von Sex.“ Schallendes Gelächter brach aus. „Oh mein Gott, wir werden alle draufgehen“ sagte Nora lachend. Tom fuhr unbeirrt fort: „In Horrorfilmen überleben meist nur Jungfrauen und Nerds … Sex ist ein großes No-Go. Zweitens: Kein Alkohol und keine Drogen.“ Erneut brachen alle in Gelächter aus und Kevin prostete Tom mit seiner Bierflasche zu. Tom ließ sich dadurch aber nicht unterbrechen: „Das alles fällt unter Sünde. Und gilt somit als Erweiterung vom ersten Punkt. Aber am wichtigsten ist der letzte Punkt: Sag niemals, unter keinen Umständen, warum auch immer 'Ich komm gleich wieder', denn du wirst nicht wieder kommen. Aber diese Regeln treffen nur auf die alten Horrorfilme zu … heutzutage ist wahrscheinlich niemand mehr sicher in einem Horrorfilm. Es kann jeden erwischen. Das Unerwartete ist da neue Klischee.“ Tom machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. „So und nun werd ich in die Stadt fahren und mir Zigaretten kaufen ...“ Er fügte mit einer bedrohlich wirkenden Stimme hinzu „Ich komme gleich wieder.“ Während die Drei anderen wieder in Gelächter ausbrachen, zog er sich seine Schuhe an, verließ das Haus und ging zu seinem Auto.

4

Tom fuhr in die Stadt zum nächstbesten Zigarettenautomat und kaufte sich zwei Schachteln Zigaretten. Die Straßen waren zwar hell erleuchtet durch die Straßenlaternen, dennoch wirkte es ein wenig unheimlich. Es waren beunruhigend wenig Leute unterwegs, und die die unterwegs waren, gingen schnellen Schrittes. An manchen Hauswänden saßen Obdachlose, hielten die Hand auf oder hatten einen leeren Becher vor sich stehen. Einige hatten Schilder „Habe Hunger.“ „Mir ist kalt“ oder ähnliches, andere riefen den Leuten hinterher „Eine kleine Spende bitte“ „Etwas Mitleid für einen frierenden Mann“ .. es war deprimierend. Während Tom seinen Blick über die Szenerie schweifen ließ, fiel im der rote Mustang auf, der unter einer defekten Straßenlaterne geparkt war. Er sah zwar, dass es sich um zwei Personen handelte, die in dem Wagen saßen, was sie aber taten konnte er nicht erkennen. Wollte er auch nicht. Ihm war es nur wichtig, schnell wieder aus der Stadt zu verschwinden. Als Tom in seinen Wagen stieg und den Motor anließ, warf er einen schnellen Blick in den Rückspiegel, zu dem Mustang. Dessen Motor ging an und seine Scheinwerfer ebenfalls. Tom wurde etwas mulmig zumute. Aber er versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Er hatte, so wie Nora, einfach zu viele Horrorfilme gesehen. Es war nur etwas Paranoia. Zumindest redete er sich das ein, als er losfuhr. Nach ein paar Straßen, warf er wieder einen Blick in den Rückspiegel. Der rote Mustang befand sich mit etwas Abstand hinter ihm. Tom wurde nervös. Falls es sich um Diebe oder Räuber handelte, durfte er sie keinesfalls zu seinem versteckten Haus führen. Aber es könnte natürlich auch nur Zufall sein, dass der Mustang den selben Weg fuhr wie er. Tom entschied sich auf Nummer sicher zu gehen und legte einen ungeplanten Halt bei einer Tankstelle ein. Während er ausstieg um den Tankdeckel zu öffnen, sah er den roten Mustang an der Tankstelle vorbeifahren. Tom atmete auf. Falls die Beiden in dem roten Mustang etwas vorhatten, so wurde es nun durch seinen ungeplanten Zwischenstopp vereitelt. Tom tankte sein Auto voll, ging in die Tankstelle, bezahlte und machte sich wieder auf den Weg. Als er zu dem Feldweg kam, der zu seinem Haus hinaufführte, sah er nochmal in den Rückspiegel.

Niemand war weit und breit zu sehen. Er war erleichtert und bog ab. Nachdem er bei seinem Haus angekommen war, stellte er den Motor ab und ging ins Haus. Er warf Kevin die Zigaretten zu, die er für ihn gekauft hatte und gab ihm sein Wechselgeld. Er erzählte den Anderen von dem Vorfall mit dem roten Mustang. Nora lachte. „Na, wer hat hier zu viele Horrorfilme gesehen von uns Beiden?“ - „Jaja, ich weiß … aber es war echt unheimlich.“ Das Gesprächsthema schwenkte schnell wieder um auf die üblichen Belanglosigkeiten. Beruf. Freizeit. Hobbys. Klatsch. Tratsch. Nach etwa einer Stunde klopfte jemand an die Tür. Das eben noch aufgeregte Gespräch der Vier wurde unterbrochen und von abruptem Schweigen abgelöst. Nora sah Tom nervös an. Dieser stand wortlos auf und ging zur Tür. Er warf einen Blick durch den Türspion. Ein Mann und eine Frau standen vor der Tür. Der Mann war Mitte dreißig, schien körperlich fit zu sein. Er hatte braune kurze Haare und einen 3 Tage Bart. Die Frau war Anfang dreißig, sah aber umwerfend schön aus. Sie hatte lange schwarze Haare und einen Körperbau, der so ziemlich jeden Mann schwach machen würde. Und sie hatte etwas auf dem Arm, Tom konnte es aber nicht genau erkennen. Er öffnete die Tür einen Spalt. „Ja bitte?“ - „Hallo, wir sind eure Nachbarn. Naja, eure entfernten Nachbarn.“ scherzte der charismatisch wirkende Mann. „Uns ist eine Katze zugelaufen und daher wollten wir nachfragen, ob es vielleicht die eurige ist.“ Tom öffnete die Tür etwas weiter und warf einen Blick auf das Tier in den Armen der Frau. Die Katze hatte ein wunderschönes, weißes Fell und sah Tom mit, so schien es zumindest, mitleidigen Augen an. „Nein wir haben keine Katze.“ antwortete Tom. „Schade, dann werden wir das Tier wohl in ein Tierheim bringen müssen. Es sei denn, ihr wollt es adoptieren?“ Tom überlegte kurz und musterte die beiden. „Tut mir leid, wo sind nur meine Manieren. Ich bin Frank. Frank Miller. Und das ist meine Freundin Bonnie Parker.“ Frank streckte Tom die Hand entgegen. Tom zögerte kurz, wollte aber nicht unhöflich erscheinen und schüttelte Frank die Hand. „Tom. Tom Browning.“ Tom entschied sich, seine Paranoia zu überwinden. „Wegen der Katze .. das muss ich erst mit meiner Frau besprechen. Aber in der Zwischenzeit könnt ich euch etwas anbieten. Habt ihr Durst?“ fragte er die beiden. „Naja, gegen ein Bier hab ich nie etwas einzuwenden.“ sagte Frank. „Na dann immer rein in die gute Stube.“ Tom öffnete die Türe und Frank und Bonnie betraten das Haus.

5

„Leute, ich möchte euch unsere Nachbarn Frank und Bonnie vorstellen. Frank und Bonnie, das sind Carrie, ihr Mann Kevin und meine wundervolle Frau Nora. Nora, bring doch bitte dem Stubentiger auf Bonnies Arm eine kleine Schale mit Wasser.“ Bonnie begrüßte die Anderen und begab sich mit Nora in die Küche. Frank unterdessen setzte sich zu den Anderen an den Tisch. „Hier, dein Bier, Frank.“ sagte Tom und stellte ihm eine Flasche Bier hin. „Danke“ Frank nahm einen großen Schluck und stellte das Bier wieder ab. „Aaaah, sehr gut. Damit sollte es leichter gehen.“ - „Leichter gehen?“ fragte Carrie. „Was denn?“ Frank lächelte. „Das hier.“ Er zog einen Revolver hervor und hielt ihn Carrie an den Kopf. Gleichzeitig hörte man ein klirren in der Küche und sah die Katze herauslaufen. Kurz danach kam Nora aus der Küche, hinter ihr ging Bonnie, eine Pistole auf sie gerichtet. „Was zum Teufel soll das?“ schrie Tom. Frank sah ihn an und antwortete ruhig: „Alles zu seiner Zeit. Zuerst werden du und Kevin vier Stühle in der Mitte des Raums aufstellen. Danach wirst du jeden Einzelnen an einen Stuhl fesseln, bevor wir schlussendlich dich an einen Stuhl fesseln. Bei irgendwelchen faulen Tricks, werden eure beiden Frauen mit ihrem Leben dafür bezahlen, war das klar soweit?“ Tom überlegte kurz, ob er es riskieren sollte, ihm den Revolver aus der Hand zu reißen. Aber da Bonnie seine Frau bedrohte, würde das nicht gut ausgehen. Also taten er und Kevin wie ihnen befohlen wurde. Nachdem alles so geschehen war, wie von Frank gewünscht und dieser und Bonnie nochmal die Fesseln der Vier überprüft hatten, steckten die beiden die Waffen weg. Tom saß Nora gegenüber und neben ihm saß Kevin, der Carrie gegenüber saß.

Die Katze lag unterdessen auf der Couch und schlief. „Na, das hat doch wunderbar geklappt.“ sagte Frank. „Und damit das so bleibt, hier die Regeln, die ich und Bonnie aufge ..“ - „Ich glaub du kannst aufhören mich Bonnie zu nennen.“ unterbrach ihn seine Partnerin. Sie wandte sich an die Anderen. „Bonnie ist sowas wie mein Alter-Ego. Benannt nach Bonnie Parker von Bonnie und Clyde. In Wirklichkeit heiße ich Julie. Und Frank heißt in Wirklichkeit ..“ - „Bist du wohl still? Das geht sie gar nichts an. Zudem ich den Namen Frank Miller mag. Ich wollte schon immer mal ein Comicautor sein.“ Julie rollte mit den Augen. „Auch recht. Also dann sind wir eben Julie und Frank. Ist ja nicht so dass die Vier das hier überleben werden um irgendjemanden davon zu erzählen.“ Nach diesem Satz brach Carrie etwas in Panik aus und fing an zu schreien. Frank ging zu ihr hin und langte ihr eine, woraufhin sie verstummte. „Okay, ich seh mal über dein Verhalten hinweg weil du die Regeln nicht kanntest, aber nun aufgepasst.“ Er wandte sich wieder an alle. „Wie vorhin schon erwähnt, gibt es Regeln, damit ihr so wenig Schmerzen wie möglich ertragen müsst. Regel 1: 'Je höher die Lautstärke, desto größer wird der Schmerz sein, den wir euch zufügen.' Regel 2: 'Fluchtversuche werden mit dem Tod bestraft. Selbiges gilt für aktivieren der Alarmanlage oder das anrufen der Cops.' Regel 3: 'Ihr tut alles was wir sagen, ansonsten resultiert euer weigern wieder in Schmerzen.' Das war alles bis jetzt, irgendwelche Fragen?“ - „Warum macht ihr das mit uns?“ fragte Nora. „Gute Frage, Nora. Aber das werden wir erst später beantworten. Das ist es was ich in Filmen immer so hasse. Der Böse erzählt dem Guten seinen Plan. Der Zuseher weiß Bescheid und alles verliert irgendwie seinen Reiz. Es ist doch viel interessanter, wenn die Absichten des Bösen erst am Ende ans Licht kommen, oder?“ antwortete Julie. Nora ließ resignierend den Kopf sinken. „Werdet ihr uns töten?“ fragte Carrie zaghaft. „Auch diese Frage lass ich noch unbeantwortet. Wobei es natürlich auch auf eure Kooperation mit uns ankommt.“ Frank ging unterdessen nach draußen. Man hörte wie er einen Kofferraum öffnete und diesen kurz darauf wieder zufallen ließ. „Macht euch über solche Dinge keine Gedanken. Es kommt ohnehin wie es kommen muss. Und wie es kommen muss, hängt ganz allein von euch ab.“ Frank kam wieder durch die Tür und hatte zwei silberne Metallkoffer in der Hand. Links einen etwas dünneren und rechts einen dickeren. Julie rückte einen Tisch zurecht, sodass alle ein freies Blickfeld darauf hatten und Frank platzierte seine Koffer darauf. Zuerst öffnete er den Koffer, den er in der linken Hand getragen hatte. Darin befanden sich etliche Messer und Skalpelle, Zangen, ein Seil, eine Klaviersaite, ein kleines Fläschchen mit einem Totenkopf darauf und ein Fleischerbeil. Danach öffnete er den größeren Koffer. Darin befand sich eine kleine Bohrmaschine, eine größere Rohrzange, diverse Ketten und Halterungen für diese, ein Fuchsschwanz und einen kleinen handlichen Winkelschleifer, der aber anstatt des Trennblattes ein Sägeblatt mit vielen kleinen, feinen Zähnen eingespannt hatte.

6

Julie nahm sich eines der Messer aus dem Koffer und betrachtete es. Danach ging sie damitauf die an den Stuhl gefesselte Nora zu. „Weißt du eigentlich, dass es heißt, ein Mörder der seine Opfer mit einem Messer ersticht, leidet an Impotenz? Ich vertrete diese Theorie nicht.“ Julie hockte sich vor Nora hin um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Sie hielt ihr das Messer vor das Gesicht. „Ich mag das Messer, weil es genauer und leiser ist, als eine Schusswaffe. Die sind immer so laut und der Spaß ist meist zu schnell vorbei. Mit einem Messer sieht man jeden noch so kleinen Schmerz den diese Klinge verursacht.“ Sie fuhr mit der Spitze der Klinge über die nackte Haut an Noras Oberarm. „Jede noch so kleine Berührung bereitet dem Opfer Unbehagen .. denn es weiß nie, was als nächstes kommt, so wie jetzt zum Beispiel. Ich könnte dir meinen Namen in die Haut einritzen, sodass du ihn nie wieder vergisst. Ich könnte dir in den Hals stechen. Ich könnte dir das Messer in die Brust rammen, oder …“ Julie hob das Messer auf Noras Augenhöhe und bewegte sich damit langsam auf ihr linkes Auge zu. „Oder ich könnte dir deine Augen ausstechen … kannst du dir vorstellen, wie schmerzhaft das sein muss?“ Sie zog das Messer wieder weg. „Damit werdet ihr kranken Schweine niemals durchkommen“ sagte Tom. Frank lachte. „Ach nein? Wäre das hier ein Horrorfilm, hättest du wahrscheinlich recht. Aber das hier ist die Realität. Und in der Realität gewinnen immer die Bösen, nie die Guten.“ „Aber die meisten Bösen werden irgendwann geschnappt, es ist nur eine Frage der Zeit.“ warf Carrie ein. Frank ging zu ihr hinüber und hockte sich vor ihr hin, um ihr in die Augen sehen zu können. Seine schwarzen Augen schienen sie zu durchdringen, ihre Angst förmlich aufzusaugen. „Das ist vielleicht richtig, aber dennoch gewinnen die Bösen immer. Pass auf, ich zeig dir was ich meine …“ Frank überlegte kurz. „Sagt dir der Name Linda Ann Healy etwas?“ Carrie schüttelte den Kopf. „Vielleicht Lisa Levy?“ Erneut schüttelte sie den Kopf. „Hmm … aller guten Dinge sind drei. Brenda Carol Ball?“ Erneutes Kopfschütteln. „Und was ist mit Ted Bundy?“ „Ja, den kenn ich .. das war doch dieser Irre Serienmörder.“ Frank lächelte. „Richtig, kleines Schäfchen. Die anderen Namen, waren die Namen von drei seiner Opfer. Und genau das meine ich damit, wenn ich sage 'Die Bösen gewinnen immer'. Die Namen der Bösen wird man nie vergessen, wohingegen sich niemand an ihre Opfer erinnern wird.“ Während Frank mit den Anderen sprach, sah sich Julie etwas im Raum um. Sie ging durch das Wohnzimmer, schlenderte zum Bücherregal und sah sich die Titel auf den Buchrücken an. Gerade als sie wieder zu den Anderen stoßen wollte, fielen ihr kleine Kratzer auf dem Boden vor dem Bücherregal auf. Sie kniete sich nieder und untersuchte sie genauer. Es schien, als würden die Kratzer von dem Buchregal in einem Bogen wegführen .. wie bei einer Tür. „Die haben hier einen Panikraum hinter dem Buchregal.“ sagte sie schließlich laut. Frank verstummte und begab sich zu Julie. Er sah sich den Boden an, die Kratzer und das Buchregal. Dann wandte er sich an Nora. „Wie öffnet man denn euren Panikraum?“ Nora schwieg. „HALLO, ich rede mit dir.“ sagte Frank, diesmal etwas lauter und bedrohlicher und ging auf Nora zu. Doch diese schwieg immer noch. „So so .. du willst also nicht mit mir reden? Na das wollen wir doch mal sehen.“ Frank begab sich zu einem der Metallkoffer auf dem Tisch und nahm eines der größeren Messer heraus. Dann ging er wieder auf Nora zu. „Also, ich frage dich nun ein letztes Mal: Wie öffne ich diesen Panikraum?“ Nora blieb standhaft und schwieg weiterhin. „Naja, du lässt mir keine andere Wahl, Kleines ..“ Frank hob den Arm mit dem Messer um auszuholen. Nora biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Franks Arm sauste nieder und die silberne, metallene Klinge des Messers, fraß sich durch die Haut, tief in das Fleisch, durchtrennte mehrere Adern. Ein lauter Schrei gellte durch die finstere Nacht, weit abgeschieden im Wald, fern von jeglicher Hilfe.

Fortsetzung Folgt ...

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