"Reformverweigerer" Kaiser Franz Joseph I in sich verändernden Zeiten (100. Todestag, regierte 1848 bis 1916)

Demokratiemüdigkeit auch in Österreich und nach dem Debakel um die Präsidentschaftswahl, die im Dezember in die 3.Runde geht ist das Vertrauen der Österreicher in demokratische Institutionen, wie Parteien, Parlament und Regierung angeschlagen. Nach aktuellen Umfragen des Sora-Institutes ist der Wunsch nach einem starken Mann von 10% auf 40% gestiegen. Jedoch der Wunsch nach einer Rückkehr der Monarchie ist dabei nur sehr schwach ausgeprägt, auch wenn etwas verklärt immer von "der guten alten Zeit" gesprochen wurde.

Jubiläumsaustellung Nationalbank (von wo nachstehende Bilder stammen):

Der eloquente und intelligente Otto Habsburg gab sich sehr demokratisch. Hugo Portisch hatte jedoch kein entspanntes Verhältnis zu Otto Habsburg, weil sein Ziel wiederum ein ähnliches Modell, wie in der Zeit des klerikalen Austrofaschismus war, er als Reichskanzler und Justizminister in Personalunion.

Man darf nicht vergessen, dass die Aristokratie und der Klerus wie die Maden im Speck lebten, jedoch die Arbeiter schufteten täglich 15 Stunden bei kargsten Lohn sieben Tage die Woche. Aus Armut gab es die Doppeleinleger und über 1000 schliefen in Kanalschächten in Wien, um im Winter nicht zu erfrieren. Es herrschten erbärmliche, soziale Zustände und viele junge Mädchen überlebten durch Prostitution.

Maiestätsbeleidigung: 8 Jahre Schanzarbeit in schweren Eisen

Franz Joseph war kein Volkstribun, sondern ein erzkonservativer, pflichtbewusster, unflexibler rigider höchster Beamter. Man sagt ihm höflich ausgedrückt auch wenige intellektuelle Fähigkeiten nach, die Veränderungen der Zeit überforderten ihn völlig. Ab 1867 wurden die kaiserlichen Rechte suzkessive beschnitten, man spricht vom Übergang von einer absoluten zu einer konstitutionellen Monachie.

Das Serben-Ultimatum war eine große politische Fehlentscheidung, wie sich erst nachträglich herausstellte und löste den 1.Weltkrieg aus. Dies bedeutet auch den Untergang der Habsburger Monarchie 1918.

Dass die alte Zeit alles andere, als gut war muss diesem Verdrängungsoptimismus entgegengehalten werden. Jedoch der Propagandaabteilung des kaiserlichen Hofes gelang es, aus dem fast 7 Jahrzehnte regierenden Kaiser einen Mythos zu machen. Er hatte eine schöne Frau - Elisabeth (Sisi), Europas Glamourpaar.

Eine Verfilmung dazu gabs von Romy Schneider und Karlheinz Böhm, Sohn des Grazer Dirigenten Böhm. Ein richtiger Kult ist um die Kaiserin Sisi entstanden. Die Ehe mit Sissi war jedoch sehr problematisch, sie floh oft Monate vor dem Hofzeremoniell und war sehr eigenwillig und immer auf Reisen. Sisi wurde 1989 von einem italienischen Anarchisten ermordet, Franz Joseph war tief erschüttert, obwohl er selbst ein Verhältnis mit der Schratt (Postmeisterstochter Bad Ischl) hatte.

Der Kaiser beim Gebet:

Die Sisi in Bad Ischl sagt:

"Weil ich so blad bin,

geh ich heut zu Fuß auf die Katrin".

Der Kaiser nickt stumm und denkt sich:

"Zu dumm! grad da wollt ich heut mit der Schratt hin".

Kronprinz Rudolf begang Suizid zusammen mit seiner blutjungen unadeligen Geliebten Mary Vetsera ("Mayerlingtragödie" mit Geheimdienst-Verschwörungstheorien) und Franz Josephs Bruder Maximilian wurde in Mexiko ermordet.

Vetseras Abschiedsbrief wenige Stunden vor dem Suizid:

(Dazu gibts Verschwörungstheorien und auch Bemerkungen

von Kaiserin Zita, weil beide dem Hof unliebsam geworden sind)

Sisi (=Elisabeth) die Frau des Kaisers war immer auf Reisen

In Bad Ischl verbrachte er seine Sommerfrische ("Kaiservilla";) und anlässlich seines Geburtstages jeweils am 18. August finden sich viele Adelige in Ischl zu einer Gedenkmesse ein und danach geht man in die k&k-Konditorei Zauner. Im Volksmund heißt es, dass am 18.August (Kaisers Geburtstag) immer der Herbst beginnt.

Schratt = Postmeisterstochter und Geliebte vom Kaiser in Bad Ischl:

Märzaufstand 1848 gegen die Monarchie:

Huldigungskarten für den Kaiser:

Wien verdankt ihm die Schleifung der Stadtmauern, wodurch es erst möglich wurde, die Gründerzeitbauten rund um die Ringstraße zu errichten. Eine große Kaiserausstellung findet gerade in der Nationalbibliothek statt und andere Sonderschauen. Das imperiale Erscheinungsbild beim Michaelerplatz vorbei zur Hofburg ist immer wieder beeindruckend. Der Geldadel und das Großbürgertum wurden mächtiger, die Weltausstellung gastierte in Wien. Der christlich-soziale Lueger und Antisemit gegen Arzt Viktor Adler als Führer der Arbeiterschaft. Im Reichsrat prügelten sich die Abgeordneten der Kronländer. Die Deutschnationalen wollten ans Deutsche Reich.

Lange das einigende Symbol in der Monarchie wurden die Nationalitätenkonflikte immer heftiger und führten schließlich mit der Ermordung des in Graz geborenen Tronfolgers Franz Ferdinands am 18.Juni 1914 in Sarajewo durch einen nationalistischen Serben in den 1. Weltkrieg. Bosnien-Herzegowina wurde 1908 von den Habsburgern annektiert, damit war auch mit den Serben die Krise perfekt.

Nachstehend die Vielvölker der Donaumonarchie bis zu ihrem Untergang 1918. Damit wurde das Kaiserreich von Nationalstaaten abgelöst. Kaiser Karl folgte Franz Joseph I nach, der am 21.11.1916 in Schönbrunn starb, seine letzten Worte waren: "Bitte mich morgen um 4 Uhr früh wecken, ich bin mit meiner Arbeit nicht fertig geworden". Sein Markenzeichen war der Backenbart und seine beliebtesten Wort: "Es war sehr schön, es hat ihn sehr gefreut".

Bei einer Metternichaudienz war im Kaiserhof plötzlich ein Tumult, ein Stier war ausgebrochen. Franz Joseph ging zum Fenster und sagte zu Metternich: "Das ist das erste Rindvieh, das ohne Protektion hier hereingekommen ist".

Geängstigt vom Revolutionsjahr 1848 vermied Joseph dringende Reformen in einer sich verändernden Welt und aus Angst vor proletarischen Aufständen fand auch keine Unterstützung der Moderisierung der Industrie statt. Er hatte keine Visionen und versuchte krampfhaft die alte Ordnung zu bewahren. Der nach London geflüchtete Metternich kehrte wieder nach Wien zurück.

4 Reiche gingen Anfang des 20.Jh. unter und der 1.Weltkrieg war die Urkatastrophe des 20.Jh:

a) Habsburgermonarchie

b) Deutsche Kaiserreich (Willhelm II)

c) Zarenreich (Zar Nikolaus)

d) Osmanische Reich (Muslime)

Im 1.Weltkrieg kämpften Österreich/Deutschland gegen Russland/Frankreich/England - Italien wurde dann auch zum Gegner (Isonzoschlacht).

20./21.Jahrhundert:

Der 1.Weltkrieg war die Urkatastrophe des 20.Jh., danach begann der Kampf der Ideologien (1917: westliche Demokratien/Wilson's 14 Punkte, östlicher Kommunismus/Bolschwismus), dann die Roaring Twenties und danach die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre mündete in den 2. Weltkrieg (Hitler, Holocaust). Danach die Teilung der Welt in 2 Blöcke ("Kalte Krieg";). Die "Dritte Welt" wird entkolonialisiert und emanzipiert sich, Nord/Süd-Dialog versus Neokolonialismus.

60er/70er-Jahre breitet sich der Wohlstand immer stärker aus (Protestkulturen 68er gegen Vietnamkrieg, etc..). "Entspannungsära" und Fall des Eisernen Vorhanges ab 1989, Zusammenbruch des Kommunismus in den neuen Reformländern (ehemalige Ostblockstaaten) - Ende des Traumes von der "klassenlosen Gesellschaft" (Karl Marx), die es auch künftig nie geben wird.

Beginn der Globalisierung Mitte der 80er-Jahre, Wissensgesellschaft, Internet in den 90er-Jahren, Problem der Umweltzerstörung (CO2-Ausstoß, Erderwärmung, Klimawandel). Bis heute ungelöstes Nahost-Problem, neue Formen des islamistischen Terrors (9/11-Schock NY).

o Seit der Finanzkrise 2008 ist die Welt ökonomisch instabiler geworden, hohe Staatsverschuldungen, etc.. und seit 2015/16 steigt auch politisch die Instabilität der Weltordnung. Aufstieg Chinas (autoritärer Staat, Menschenrechtsverletzungen), Neoimperiales Russland (Syrienkrieg, Ukrainekonflikt mit Moskau) Flüchtlingsproblem, Islamistischer Terror,etc.

o Die neue "Weltunordnung":

Wir gehen wieder instabileren, unruhigeren Zeiten entgegen:

Flüchtlingskrise in Europa - "Willkommenkulturpolitik" Merkels geht nach hinten los, BREXIT, Spaltungstendenzen in der Gesellschaft "die da oben, die da unten", Trump-Sieg - (Protektionimus statt Freihandel),Renationalisierungsbestrebungen und Rückbau der europ. Integration und Globalisierung als denkbares Zukunftsszenario. Dazu kommt der Neoliberalismus/Casinokapitalismus, der aus Sicht des Volkes mehr Verlierer als Gewinner geschaffen hätte (Piketty). Abstiegsängste des Mittelstandes, Entsolidarisierung, Gesellschaftsklima ist kälter geworden, etc....

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Dieter Knoflach

Dieter Knoflach bewertete diesen Eintrag 22.11.2016 13:24:59

Margaretha G

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