Zeitenwende für den "American Dream" - Globalisierung abgewählt

Das Signal ist klar - die Globalisierung wurde mit Trump/USA und BREXIT/GB abgewählt - das Volk hat vom Freihandel die Nase voll, weil es sich perzeptiv als Verlierer der Globalisierung fühlt. Waren doch die USA und auch GB immer Vorreiter für Freihandel und einem liberalen Wirtschaftsmodell und versuchten das auch global zu vermitteln.

Die Re-Nationalisierung der Wirtschaftspolitik geht ausgerechnet von den beiden Staaten aus, die die weltweite Öffnung der Märkte durch Handelsabkommen sowie die Deregulierung und Entgrenzung der Finanzmärkte maßgeblich vorangetrieben haben: die USA und Großbritannien.

Vor über 25 Jahren wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Mauern und mit Schussbefehl bewachten Grenzzäune niedergerissen. Nunmehr erleben wir den neuen Präsidenten Trump, der Zäune wieder errichten will.

Trump hat im Wahlkampf damit geworben hat, Mauern zu bauen, Märkte abzuschotten und durch eine binnenorientierte, nationalistische Politik Amerika stark zu machen. Das muss zwar nicht das Ende der offenen USA bedeuten. Es signalisiert aber, wie sehr das System der liberalen Marktwirtschaft und der Globalisierung durch wiederum mehr Protektionismus unter Druck kommen könnte. Dazu gehört auch das vom Volk inzwischen verhasste Establishment. Die Eliten werden vom Volk als ausschließliche Profiteure der Globalisierung angesehen und Teile der Mittelschicht und die Unterschicht sind abgehängt worden - man hat sie im Stich gelassen. Jetzt kommt die Rechnung.

Die Protestwelle, so viel ist abzusehen, wird nach dem überraschenden Wahlsieg von Trump nicht stoppen. Schon bald könnten auch Österreich und Frankreich rechtspopulistische Staatsoberhäupter haben, und auch in Italien und den Niederlanden ist es nicht ausgeschlossen, dass Populisten an die Schalthebel der Macht kommen.

Ökonomen werden zur Kenntnis nehmen müssen, dass große Teile der Bevölkerung nichts mehr hören wollen von marktwirtschaftlichen Lösungen, von den Segnungen des Freihandels oder von der Notwendigkeit von Strukturreformen. Ökonomen gelten einer wachsenden Schar von Bürgern ebenso wie Journalisten und Politiker als Bestandteil eines „Systems“, das die Wahrheit unterdrückt. Und es waren Ökonomen, die zu dieser Haltung beigetragen haben, weil sie an Dogmen wie dem von den jederzeit effizienten Finanzmärkten festgehalten haben, obwohl die Empirie etwas anders sagte.

Statt auf Fachtagungen und Medienkongresse müssen sie wieder zum Volk hinausgehen und Aufklärungsarbeit leisten und dem Volk aufs Maul schauen.

Joschka Fischer beschreibt sogar ein Horrorszenario:

"Eine Restauration russischer Vorherrschaft mit einem Erstarken des Anti-Amerikanismus in Deutschland einhergeht. Er befürchtet, dass ein Sieg Marine Le Pens bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich der EU den Todesstoß versetzen würde. Dann fiele Deutschland in eine geopolitische Mittellage zwischen Ost und West zurück und Europa werde wieder ein Kontinent des Chaos.

Wir müssen auf Trumps Taten warten, wieviel er wirklich von dem im Wahlkampf gesagten dann auch umsetzen will. Allerdings ist der Immobilienmilliardär im Binnen- und nicht im Exportsektor reich geworden. Offensichtlich ist nach dieser Wahl allerdings auch, dass in den Vereinigten Staaten allzu viele Wähler einen tiefen Groll gegenüber den herrschenden Zuständen und Eliten hegen.

Man darf nicht übersehen, dass auch die Macht des US-Präsidenten infolge des Checks & Balances Prinzipes beschränkt ist durch Kongress und Senat. Auch glaube ich nicht, dass die Wähler den Erfolg der US-Marktwirtschaft durch Abschottung ihrer Volkswirtschaft infrage stellen wollen.

In Europa wird der stark zugenommen Zentralismus durch Brüssel vom Wähler abgelehnt, mehr Subsidiarität ist wieder gefordert. Was das Volk hier woie drüben ablehnt, wenn sich die Eliten auf Kosten des "gemeinen" Volkes bereichern. Vertreter der Landwirtschaft werden kaum je müde, vor einer weiteren Öffnung der Märkte zu warnen.

Auch in der Schwerindustrie/Stahlindustrie will man sich gegen chinesisches Preisdumping wehren. Einfache Industrie- und Dienstleistungsarbeitsplätze werden in kostengünstiger produzierende Länder verlagert. Und die Löhne für diejenigen anspruchslosen Jobs, die nicht verschwinden, geraten unter Druck. Die technologischen Durchbrüche der Digitalisierung beschleunigen diesen Prozess noch zusätzlich, was bei den (potenziell) Betroffenen für Unsicherheit sorgt.

Wichtig ist:

Ein wirtschaftsfreundliches System braucht demokratische Mehrheiten und einen breiten Mittelstand, der nicht ins Hintertreffen gerät.

Verunsicherung und das Gefühl zurückzufallen nähren den Ruf nach Schutz. Dies beschert Politikern wie Donald Trump breiten Zulauf. Jedoch wieweit darf dieser Schutz gehen, um nicht wiederum die int. Wettbewerbsfähigkeit in Frage zu stellen. Ein wirtschaftsfreundliches System braucht immer demokratische Mehrheiten und damit einen breiten Mittelstand, der nicht ins Hintertreffen gerät. Märkte abzuschotten in protektionistischer Manier wäre jedoch ein falscher Ansatz.

In meinen Augen zu befürchten ist, dass Trump durch angekündigte Steuersenkungen die Finanzierungsbasis für das ohnehin sehr schwach ausgeprägte Sozialsystem in den US weiter untergräbt, wie zu Reagan's und Bush's Zeiten.

Auch die Chancenvielfalt durch das sich laufend verteuernde Bildungssystem ist in Gefahr. Ein Teil des Grolls breiter Kreise in den USA dürfte damit zusammenhängen, dass das dortige Bildungssystem grosse Mängel aufweist und der Zugang zu guter Bildung für viele sehr teuer ist.

Wenn ein Job dem Strukturwandel zum Opfer fällt, soll derjenige, der die Stelle verliert, eine echte Chance haben, sich für einen neuen Arbeitsplatz zu qualifizieren. Ältere Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, müssen einen neuen finden können und sollten nicht vom System schnell aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden. Dabei müsste auch der Staat unterstützend eingreifen.

Es bleibt abzuwarten, ob der "American Dream" langsam zu Ende geht, oder nicht. Zunehmende Bürokratisierung und Abschottung nach außen und dadurch sinkende Werttbewerbsfähigkeit könnten zu einem abrupten Erwachen aus diesem Traum führen. Ich bin jedoch überzeugt, dass Amerika weiterhin trotz des Aufstiegs China die Technologische Weltführerschaft nicht verleiren wird.

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robby

robby bewertete diesen Eintrag 11.11.2016 13:02:16

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