„Genieß die Ruhe, ich geh mit den Kindern und den Hunden eine Runde.“

„Mama? Gehst du nicht mit?“

„Nein, Mama darf daheim bleiben und einmal Ruhe haben!“

Küsschen werden an der Haustüre verteilt, wie wenn eine Reise von mehreren Monaten anstehen würde. Die Mama bleibt an der Türschwelle stehen und winkt brav, den winkenden Kindern zurück, bis sie außer Sichtweite sind.

Die Türe fällt langsam ins Schloss…

Sie dreht sich um. Gestern war es hier doch noch ordentlich und sauber? Hatte sie nicht erst vorgestern alles gesaugt, gewischt und geputzt? Wo kamen die Erdklumpen her? Die erdigen Fußabdrücke stammen von den aufgeregten Kindern, die nach der Osternestersuche zuerst quer durch das frisch angelegte Beet und dann durch das Haus gerannt waren. Die gestern gefunden Spielsachen liegen verstreut am Boden, nachdem die Kinder die Lust am Spielen verloren hatten. Sie bahnt sich mit einer wischenden Fußbewegung den Weg zum Sofa und lässt sich darauf nieder, streckt die Beine aus und sieht auf das Chaos vor ihren Füßen.

Ruhe! Herrliche, verdiente Ruhe! Wie sehr hat sie sich diese Stunde voller „Nichtstun“ verdient. Ein Traum! Wunderbar!

Keine fünf Minuten hält sie es aus, dann springt sie auf, packt den Staubsauger aus seinem Schrank und übertönt das laute Gebrumme mit einem fröhlichen Pfeifen auf ihren Lippen!

„Wenn ich schon gesaugt habe, dann könnte ich doch auch noch schnell den Boden wischen“, denkt sie so bei sich und lässt nebenbei schon das warme Wasser in den Putzeimer laufen.

Einmal keine Diskussionen mit den raunzenden Kindern, über die 15 Minuten Bewegungsverbot, während der Boden trocknet. Und diese 15 Minuten sind fürs Wischen dieses Mal auch gar nicht notwendig, bemerkt sie, als sie auf die Uhr an der Wand sieht.

Nach 10 Minuten ist auch diese Tätigkeit erledigt, weil niemand sie dazu braucht schnell mal etwas zum Trinken zu richten. Den Sohnemann muss sie nicht aus der Küche scheuchen, weil er etwas aus der Naschlade fladern will. Der Tochter muss sie nicht schnell mal währenddessen, zum hundertsten Mal, die Barbie neu einkleiden. Die Hunde muss sie nicht von einer Seite des Hauses auf die Andere schicken und diesen Befehl nicht tausend Mal wiederholen, weil sie es doch immer wieder „vergessen“ wo sie doch bitte zu bleiben haben. Bis man schlussendlich doch drei Mal die selbe Stelle wischen muss, weil es einer der Hunde ohne Frauli einfach keine Minute länger mehr aushält.

Ja ,sie kann einfach. Sie macht einfach. Und sie tut es einfach.

Nachdem sie gesaugt, den Boden gewischt und nebenbei das Spielzeugchaos beseitigt hat, lässt sie sich nach 50 Minuten wieder auf das Sofa nieder, streckt die Beine aus, genießt den frischen, sauberen Duft der sich nun im Haus breit gemacht hat und atmet zufrieden durch. Da hört sie, wie der Haustürschlüssel ins Schloss geschoben wird. Kurze Zeit später, stürmen die Hunde, die Kinder und ein verschwitzter Mann ins Haus.

„Na? Hast du die Ruhe genießen können?“

„Genutzt, mein Schatz. Ich würde sagen, ich habe die Ruhe genutzt.“

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