Du hast es wieder einmal geschafft: Nach einjähriger Pause feierte der Life Ball eine Renaissance des Tiefgangs seiner Botschaft. Du hast dieses großartige Fest reduziert, quantitativ und nicht qualitativ. Statt sinnentleerter A bis Z Promis wurde der Life Ball auf seine ursprüngliche Botschaft – die Gefahr durch HIV für das Leben – reduziert. Und das ist auch gut so! Ich glaube, ich war damals 18 Jahre alt, als ich das erste Mal den Life Ball besucht habe. Naturgemäß war dies für mich ein opulentes Fest der provokanten Zügellosigkeit. Und ja, ich fühlte mich auch dort wohl mit all den Freiheiten, die diese eine Nacht hergab. Mit den Jahren – und zwei HIV-Erkrankungen in meinem Bekanntenkreis – begann auch ich zu denken und der Life Ball bekam eine ganz andere Bedeutung für mich. Man würde auch dem Ball unrecht tun, wenn man nicht immer wieder herausstreichen würde: In dieser einzigen Nacht werden mehr Spendengelder für die Aids-Forschung gesammelt als bei all den anderen Veranstaltungen weltweit. Ich glaube, ich war die letzten Jahre so ca. 15 Mal auf Deinem großartigen Charity-Fest. Heute aber möchte ich Dir etwas Wichtiges sagen: Die Eröffnung war – trotz Reduktion auf die Botschaft – einzigartig. Die gesamte Inszenierung war stimmig, die Musik, die Darsteller, die Moderatoren, die Künstler, die Tänzer – alles war großartig. Bis auf einen kleinen aber doch wesentlichen Punkt: Lieber Gery, Homosexualität ist weder schwarz noch weiß, weder links noch rechts, weder eine Erfindung oder Erbpacht der Sozialisten, der GrünInnen noch der Liberalen oder der Konservativen. Die Freiheit, seine sexuelle Orientierung auszuleben, die Freiheit der Liebe baut auf Toleranz, wird durch sie geschützt. Homosexualität kennt daher keine gesellschaftliche Herkunft. Die Gefahr vor der HIV-Seuche ist kein Gegenstand für politische Ideologien und diese Krankheit macht weder vor Linken noch Rechten, Großen und Kleinen, Dicken und Dünnen Halt. Und daher verwundert es mich umso mehr, dass mit den sinnentleerten Reden von Michael Häupl und Christian Kern dieser großartige Life Ball zeitweise dann doch zu einem SPÖ-Sektionsgschnas mutierte. Michael Häupl, mit rund 1000 Atü aufgeblasen erlaubt sich von der Bühne herab mitzuteilen, wer auf den Life Ball darf und wer nicht. Lieber Gery, ja die vorgezogene Nationalratswahlen drohen und ja, selbstverständlich musst Du in einem roten Wien auch den roten Interventionen nachkommen. Aber Gery, mit Verlaub: Dieser Ball lebt nicht wegen Michael Häupl sondern trotz den abstrusen Ansprachen des mittlerweile abgehalfterten designierten Ex-Bürgermeisters. In diesem Sinne wünsche ich Dir und mir – nach der diesjährigen Reduktion des Balles auch eine Reduktion der parteipolitischen Reden im Jahr 2018. Verstehe mich nicht falsch: der Ball und das Anliegen ist hochpolitisch aber nicht parteipolitisch!

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Spinnchen

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Aron Sperber

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Aysel Stern

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