Es ist Fußball-WM-Finale und ein Spieler hat beim Elferschießen den Matchball vor sich liegen. Ein gigantischer Druck lastet auf ihm. Der Tormann springt letztendlich in die falsche Ecke, doch der Ball streift nun ganz knapp am Kreuzeck vorbei. Gefühlsgegensätze sind selten so extrem wie in derartigen Momenten.

Eigentlich bin ich jetzt vom Thema abgekommen. Es geht natürlich um Kitzbühel. Was war da heute bitte los? Mehrere top Skiathleten stürzen an exakt der gleichen Stelle. Hat da jemand die Piste manipuliert? Zufall kann das doch bitte nicht sein...

Ich bin jetzt nicht der Skifan, der sich jedes Rennen anschaut. Doch zufälligerweise sah ich heute speziell den Lauf von Svindal. Im Gleitstück verlor er leider die 2 Zehntel, die er im ersten Teil herausgefahren hatte. Als es ihn an der besagten Stelle ausgehoben hat, wurde mir wirklich ganz anders. Was geht da bitte ab, dass mehrere Top-Skistars hier stürzen?

Im nächsten Moment wollte ich schon den Fernseher abdrehen. Doch ich wartete noch ab, bis Svindal von seinem Sturz aufstand. Die Blicke der Zuschauer waren meiner Meinung nach nicht anders als beim Ausfall von Hannes Reichelt. In so einer Situation ist es wirklich sch*** egal, für welches Land der Läufer antritt. Nebenbei bemerkt mag ich den Svindal und ich hätte ihm den Sieg in Kitz genauso vergönnt wie z.B. einem Reichelt (auch wenn letzterer schon 2014 gewann).

Spätestens nach dem dritten Sturz an exakt der gleichen Stelle hätte das Rennen sofort abgebrochen werden müssen. Da kann man doch nicht mehr so tun, als wäre nichts gewesen. Es war bekannt, dass heute schlechtes Wetter käme. Warum hat man die Abfahrt nicht einfach gestern angesetzt? Oder eben mit dem gestrigen Bewerb getauscht? Es war ein super Wetter und demnach gab es auch perfekte Sicht. Man kann jetzt sagen, dass man ja heute eh noch gut sah. Ich würde da aber dennoch etwas mehr Vorsicht an den Tag legen, denn die Sicht ist bei so einem Speed-Skibewerb so ziemlich das Wichtigste.

Als ich früher mit meinem Vater noch bei jedem Wetter Skifahren ging, kam es einmal vor, dass man im Lift wirklich nur den nächsten Bügel sah. Damals hatte ich den Papa als Anhaltspunkt und er war natürlich entsprechend vorsichtig, sodass ich ihn stets im Blickfeld hatte. Wie ein richtiger Skilehrer. Dank ihm kann ich heute wirklich jede Piste hinunterfahren. Ich würde mir auch eine Streifbesichtigung zutrauen. Doch es gibt ein Problem: Die dortigen Lifte entsprechen nicht meinen Vorstellungen. Und ich unterstütze keine entsprechenden Skigebiete, da bleibe ich lieber in meinen Liftoasen, wo Erholung noch Erholung ist.

In Gaissau Hintersee hatte ich 2012 bei meinem Erstbesuch das entsprechende Nebelproblem. Ich verlor jegliche Orientierung und war auf einmal zwischen zwei Pisten. Glücklicherweise fand ich recht bald auf den Ziehweg zurück. Der Nebel verzog sich dann schneller als erwartet. Diese Situation ist jetzt nur ein Beispiel für extrem schlechte Sicht. Seht euch das folgende Bild an.

Grexi

Was will ich damit sagen? Dass bei so schwierigen Bewerben wie eben der heutigen Abfahrt keinesfalls die Sicht unterschätzt werden darf. Man hat ja gesehen, wie schnell etwas passieren kann. Klar, bei so einem Rennen muss man für den Sieg alles riskieren. Doch wie geht es dir, wenn vor dir schon 3 andere Läufer an der gleichen Stelle gestürzt sind? Da wird es dann doch sehr schwer, nicht mit "angezogener Handbremse" zu fahren.

Mich regt es halt auf, dass eben auch hier einfach nur mehr der Profit im Vordergrund steht. Es muss ein saugeiles und atemberaubendes Action-Abfahrtsrennen geboten werden. Das Wetter war nicht optimal, aber interessiert ja keinen. Vermutlich gab es an besagter Stelle nur eine winzige Bodenwelle, die man eben schwer sah. Gestern hätte es das bei den Top-Wetterbedingungen wohl nicht gespielt. Das nützt uns jetzt aber auch nichts mehr, wir können den verletzten Sportlern nur die besten Genesungswünsche aussprechen.

Natürlich liegt es in der Verantwortung des Läufers, ob er volles Risiko nimmt oder nicht. Bei der Streif musst du für den Sieg einfach alles geben. Aber ich bleibe dennoch dabei, dass das Rennen nach Svindal abgebrochen werden hätte müssen. Wenn er und zwei Österreicher an exakt der gleichen Stelle stürzen, muss man doch handeln. Aber für Geld geht man ja bekanntlich über Leichen...

Übrigens hätte es nichts an meiner Meinung geändert, wenn unter den Verletzten kein Österreicher gewesen wäre - siehe Absatz 4.

Bevor jetzt jemand kommentiert, dass das weicheimäßig gewesen wäre, nach Svindal den Bewerb zu beenden: Wenn ihr schon so große Töne spuckt, macht es selbst besser. Reden ist immer leichter. Ich möchte eure Gesichter sehen, wenn ihr am Beginn der Streif steht. Wahrscheinlich würden sich viele von euch nicht einmal im Sommer zu Fuß den Hang hinauf- oder hinuntergehen trauen.

Ich weiß auf Grund meiner Skierfahrung sehr wohl, wovon ich rede. Anbei noch ein Video von einem der steilsten Schlepplifte im Allgäu. Die von ihm erschlossene Piste ist absolut tief-schwarz und wird noch dazu als Buckelpiste ausgeführt. Beachtet während der Liftfahrt den benachbarten Hang. Jetzt wird vielleicht einer sagen, dass man ja da kein ordentliches Tempo zusammenbringt. Dazu gibt es andere Abfahrten. Diese ist extra für Skifahrer gedacht, die auch einmal eine Challenge ohne Geschwindigkeitsrausch wollen. Es braucht nicht nur breite und top-präparierte "Autobahnen".

Und hier noch ein Blick von oben auf den Hang. Wie wäre es mit einem FUF-Skitag im besagten Skigebiet? Eines müsst ihr noch wissen: Dort gibt es kein modernes Glumpat mit Arschheizung etc.

Grexi

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