Liby hat es in ihrem Beitrag schön beschrieben, was das Problem ist. Warum müssen wir so gut wie immer das Negative in anderen Personen sehen? Nur weil der lange Haare hat und eine Kapuzenweste trägt, ist der gleich ein linker Z***? Wegen einer Glatze wird man sofort ins rechte Eck gestellt - sind so Gedanken wirklich nötig? Nein.

Ich durfte mir ja wegen meiner kurzen Haare etwas anhören, was völlig übertrieben war. Die Eltern haben kein Problem mit mir - dann suchen sie sich halt eines... Doch bei einer kranken Kopfhaut ist es medizinisch notwendig, dass viel Luft hinkommt. Unter einer "Matte" trocknet die Kopfhaut aus und schuppt bzw. juckt folglich. Demnach ließ ich mir die Haare auf 12 mm schneiden. Ich schmiere mir nun täglich ein Öl auf die juckenden Stellen bzw. ggf. auf die roten Flecken. Letztere sehe ich nun dank kurzer Haare sehr gut. Bei längeren Zotten hätte das Öl nie die Kopfhaut erreicht, weil ich damit letztlich nur die Haare einreiben würde. Ich hatte mit Daheim seither keinen Kontakt, um mir unnötigen Streit zu ersparen.

Doch was war? Keiner hat mich bisher wegen der kurzen Haare verurteilt. Vielleicht hat sich jemand etwas "Böses" gedacht, aber das ist mir egal. Ich habe von 2 Ärzten die dringende Empfehlung bekommen, die Haare wegen meiner Kopfhaut-Geschichte möglichst kurz zu halten. Wem das nicht passt, dass ich etwas für meine Gesundheit mache, der kann mich kreuzweise.

Viele haben gemeint, dass mir die kurzen Haare außerdem viel besser passen. Mutter verglich mich mit George Clooney, als ich noch meine Matte hatte (sch*** Alliterationen... :) ). Inzwischen bin ich ein "ogscherta George Clooney". Naja, muss ich mich dafür jetzt genieren, oder was? ;)

Ich werde nun nicht weiter über meine Haargeschichte schreiben. Jedenfalls war es unlängst so, dass ich kurz mit Daheim telefonierte. Mama schaute gerade die Nachrichten an. Auf einmal sprach der Bezirksvorsteher von Brigittenau über die Schlägerei. Sie sagte dann zu mir "Was der für eine Frisur hat. Prolohaft...". Was ist das? Ein Vorurteil. Sie kennt ihn ja nicht. Ich dachte mir nur "ist schon recht..." und habe nichts mehr dazu gesagt.

Menschenkenntnis hin oder her - ich bilde mir über jemanden erst dann eine Meinung, wenn ich den/die wirklich kenne. Mein Liftfreund Tom wurde z.B. als primitiv abgestempelt. Nur weil er eine Glatze hat und halt so redet, wie er eben redet. Ich habe mir nichts dabei gedacht, da ich weiß, wie er was wann meint. Wenn ich etwas gegen ihn hätte, würde ich wohl nicht mit ihm befreundet sein. Wir teilen dasselbe Hobby, was eine gute Basis für eine Freundschaft ist. Meistens trifft das zwar zu - allerdings durfte ich schon in einem Fall das Gegenteil erleben.

Weiters finde ich es unfair, wenn Frauen, die viel Sex haben, einfach als Schlampen dargestellt werden. Es ist immer wieder interessant, wie Meinungen zum ersten Date auseinander gehen. Manche sagen, dass es da ja noch viel zu früh für einen Kuss sei. MMn sind so Äußerungen sinnlos. Wenn sich Sex beim ersten Date ergibt, warum nicht? Sofern man ohne Erwartungshaltung in die Situation geht, ist das doch völlig in Ordnung. Anders ist es natürlich, wenn ich mir von vorne herein Sachen wie "es muss heute mindestens zum Kuss kommen" einrede.

Genauso ist es Blödsinn, insbesondere Frauen nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Nur weil sich die so und so anzieht, ist das doch nicht gleich eine primitive Tussi. Wenn mir jemand so kommt, frage ich immer "Aso, kennstas leicht? Wia hastn de guade oide?". Dann lautet die Antwort oft "I brauchs dafir net kennan, des sig i glei so noch a poor Sekunden". Achso, wenn du das sagst, wird es schon stimmen... -.-

Irgendwie hängen Vorurteile auch mit (Un)ehrlichkeit zusammen. Manche haben scheinbar davor Angst, einer anderen Person offen gegenüberzutreten und sich erst danach eine Meinung zu bilden. Lieber gleich von vorne herein sagen "oh der hat a Glatze, sicher a Prolet" oder "die is ja blond, also strohdumm", als den anderen Menschen ehrlich zu beurteilen. Es kann ja sein, dass wir überhaupt nicht auf einer Wellenlänge sind. Aber wie will ich das im Vorfeld ehrlich wissen?

Mir ist bewusst, dass mich manche wegen eines gewissen Spiels sicher verurteilen würden. Da kämen dann so Äußerungen wie "der ist ja total kindisch" oder "der ist in seiner Kindheit stecken geblieben". Doch das sind genauso Vorurteile. An meinem Selbstwert nagt das aber keinesfalls, denn ich weiß genau, warum ich dieses Spiel noch immer so liebe wie auch schon vor 20 Jahren. Ich bin zwar im Spielekonsolen-Zeitalter aufgewachsen, aber habe das eine besagte Spiel trotzdem nie verworfen. Da steckt einfach ein extrem tiefgründiger Prozess dahinter, den ich über all die Jahre immer mehr verstanden habe. Wenn dann jemand mit "kindisch" usw. daherkommt, lache ich insgeheim und denke mir "du hast ja keine Ahnung...". ;)

Zum Abschluss dieses Beitrags greife ich nochmals libys Worte auf. Wie naiv sind wir eigentlich, dass Vorurteile unseren Alltag bestimmen? "Vorurteile vermeiden" ist demnach einer meiner wichtigsten Werte.

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liberty

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