Die "O5"er - wertvolles Gedenken ... oder doch nicht?

Aufmerksamen Menschen, deren Weg schon einmal über den Wiener Stephansplatz geführt hat, wird rechts des Haupttores vom Stephansdom etwas aufgefallen sein: Hier liegen oft Rosen am Boden, auch Kerzen brennen regelmäßig. Weshalb eigentlich?

Eine Antwort erhält man, wenn man sich dieser Gedenkstätte nähert. Man entdeckt, hinter Glas, an der Wand des Stephansdomes das Symbol „O5“ und darunter in den Boden eingelassen eine Gedenktafel. Das Symbol "O5" stammt von dem Medizinstudenten Jörg Unterreiner und wurde ab dem Frühherbst 1944 von der sich als Sammelbecken proösterreichischer Kräfte verstehenden Widerstandsgruppe gleichen Namens an Haus- und Kirchenwände gemalt. Die Gedenktafel zur Vervollständigung des Mahnmals wurde zum Andenken an die ermordeten Widerstandskämpfer der österreichischen Widerstandsbewegung unter Präsident Prof. Norbert Macheiner im Oktober 2000 errichtet. Die Enthüllung der Gedenktafel erfolgte anlässlich einer von der Österreichischen Widerstandsbewegung durchgeführten Österreich-Kundgebung am 5. Oktober 2000 nach einer von Militärgeneralvikar Prälat Rudolf Schütz zelebrierten Gedenkmesse für die Opfer des Nazi-Regimes.

Heute noch nutzen viele Menschen diesen Ort, um kurz innezuhalten und daran zu denken, wieviel Mut und Überzeugung von ihren Werten – zu denen ein freies, unabhängiges Österreich gehört – die Widerstandskämpfer bewiesen haben; und um dafür zu danken, dass diese Menschen unter Einsatz ihres Lebens die Basis für unser heutiges Österreich gelegt haben.

Diese Gedenktafel scheint allerdings nicht allerorts für eine wertschätzende und dankbare Erinnerung zu stehen. So ist etwa keinesfalls selbstverständlich, dass die mit ständigen Renovierunsgarbeiten am Dom beauftragten Steinmetze auch darum gebeten werden, sich regelmäßig auch um die Konservierung der Gedenktafel zu kümmern. Ganz im Gegenteil wurde es sogar Privatinitiativen wie jener von Dr. Philipp Depisch, dem Präsidenten des vor allem auch für bewusste Werteorientierung im mitteleuropäischen Raum eintretenden Vereines IPM, in der Vergangenheit erschwert, sich um die Erhaltung des Gedenksteines auf eigene Rechnung zu kümmern.

Dass die gerne in der Öffentlichkeit eingenommene Distanzierung von den Gräueltaten des Nationalsozialismus scheinbar viel zu oft auf wenig innerer Überzeugung aufbaut, lässt eine aktuelle Diskussion zu dieser Gedenkstelle erahnen: seitens einer sich als Mitarbeiterin von St.Stephan bezeichnenden Person wird der Zustand der Gedenktafel als „egal“ bezeichnet, da ja ohnehin der Stephansplatz herausgerissen werde und man sich um die „wirklich wichtigen Dinge“ ohnehin kümmere. Man könne „aber gerne nach jeder Messe, Sonntags gäbe es 7 davon, sich im Curhaus ein Beserl ausborgen und selbst die Bürgerpflicht erfüllen, wenn es so ein Anliegen sei“.

Vielleicht würde man sich in der österreichischen Gesellschaft weniger vor einer Islamisierung fürchten müssen, wäre die Verbundenheit mit den eigenen Werten ein wenig ausgeprägter.

pixabay

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