Tiere leiden für die Pelzindustrie nicht ausschließlich auf Pelzfarmen, wie ich in Teil 1 berichtete. Weltweit werden etwa 15 Prozent der sogenannten Pelztiere durch Schusswaffen oder aufgestellte Fallen getötet. (siehe Quellenangabe Nummer 10) Häufig werden sogenannte Fangeisen verwendet. Tritt ein Tier in die Falle, gräbt diese sich oft bis zum Knochen in sein Fleisch ein. Das Tier durchlebt einen verzweifelten Kampf und unermessliche Schmerzen. Dabei ist es Witterungsverhältnissen, Wundbrand, Hunger, Durst und Angriffen durch Raubtiere schutzlos ausgeliefert. Schwimmtiere werden häufig in Unterwasserfallen gefangen und sterben einen grausamen Erstickungstod, der bis zu 9 Minuten dauern kann. (Quellenabgabe Nummer 11)

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist vor allem der Fuchspelz aus der Bejagung mit Schusswaffen von Bedeutung. Hier verschweigen die Jäger, dass ein Großteil der Tiere nur angeschossen wird und sich mit klaffenden Wunden, zerschlagenen Knochen und heraushängenden Eingeweiden durch den Wald schleppt. Die meisten dieser Tiere werden erst sehr spät oder gar nicht mehr von den Jägern gefunden und sterben einen langsamen und elendigen Tod.

Kennzeichnung und Handel von Pelzen in der EU

Seit 2012 gilt in der EU die Textilkennzeichnungsverordnung und schreibt bei Pelzen und Pelzbesätzen an Mützen oder Jackenkragen den Vermerk „[e]nthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“ vor. (12) Trotz dieser Kennzeichnung stoßen Tierrechtler und Journalisten sehr häufig auf falsch oder gar nicht deklarierte Pelze in Modegeschäften aller Preisklassen. (13) Die Kennzeichnung ist nicht nur unwirksam, sondern führt immer wieder zu Verbrauchertäuschung, indem Tierpelze, womöglich absichtlich, als Kunstpelz verkauft werden.

Für Pelze bestimmter Tierarten gibt es in der EU bereits Handelsverbote. So dürfen seit 2008 keine Hunde- und Katzenfelle mehr in der EU verkauft werden. Da die Tierart eines Pelzes kaum kontrolliert und nur mit aufwändigen Laborttests bestätigt werden kann, entdecken Tierschützer weiterhin Pelzprodukte von Hunde und Katzen auf dem europäischen Markt. (14,15, 16) Umso wichtiger ist es zu wissen, wie man echte Tierhaare von Kunstpelzen unterscheiden kann.

Auch der Import und Handel von Robbenprodukten ist in der EU seit 2010 verboten. Neben Fleisch, Fett und Öl schließt das Verbot auch den Pelz der Tiere ein. Nach Russland und den USA ist die Schweiz zuletzt das 35. Land, das sich diesem Handelsverbot angeschlossen hat.

Pelze belasten die Umwelt und die Gesundheit

Nicht nur Tiere leiden für die Pelzproduktion. Die Haltung und Ernährung der meist fleischfressenden Wildtiere verschwendet eine Menge Ressourcen in Form von Futtermitteln, Wasser und Anbauflächen. Zusätzliche Schäden entstehen durch die Ausscheidungen der Tiere, die zur Versäuerung des Ökosystems führen, sowie durch gefährliche Treibhausgase wie Lachgas und Ammoniak. (17)

Um die Verwesung der Tierpelze zu verhindern, werden die Felle unter hohem Energieaufwand gekühlt oder mit Tonnen umweltbelastender Salze bedeckt. Bei der Gerbung kommen umweltschädigende Chemikalien wie Chrom III, Aluminium und Schwefelsäure zum Einsatz. Gegerbt wird häufig in Billigproduktionsländern, wo die giftigen Abwässer oftmals ungefiltert in die Natur abfließen. Laboruntersuchungen zeigten in Pelzprodukten aller Preisklassen Rückstände krebserregender, allergieauslösender und hormonverändernder Chemikalien auf, die bei Hautkontakt zu schweren Erkrankungen wie Krebs, chronische Vergiftungen oder Allergien führen können. (18)

Quellen:

(10) Deutscher Bundestag (2017): Bundestag verbietet Schlachtung trächtiger Rinder. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw20-de-tierschutzrechtliche-vorschriften/505060

(11) International Fur Federation (2016): Wild Fur.

https://www.wearefur.com/responsible-fur/wild-fur/

(12) John W. Ludders et al. (1999): Drowning Is Not Euthanasia.

Wildlife Society Bulletin 27.3: 666-70.

(13) Verordnung (EU) Nr. 1007/2011 vom 27. September 2011 über die Bezeichnungen von Textilfasern und die damit zusammenhängende Etikettierung und Kennzeichnung der Faserzusammensetzung von Textilerzeugnissen.

(14) Marktcheck (2017): TV-Sendung: Wenn uns Echtfell als Kunstpelz verkauft wird. Stuttgart: SWR Fernsehen. 24.01.2017

(15) Hajibagher, Sarah (2017) Real animal fur sold as fake on British high street. Sky News 10. April 2017

(16) Hering, Bodo (2015): Alex-Händler verkaufte verbotene Hundefell-Mütze. Berlin Journal. 8. Dezember 2015

(17) Verordnung EG) Nr. 1523/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2007 über ein Verbot des Inverkehrbringens sowie der Ein- und Ausfuhr von Katzen- und Hundefellen sowie von Produkten, die solche Felle enthalten, in die bzw. aus der Gemeinschaft. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften. 27.12.2007 L 343, S.1

(18) Bijleveld, Marijn/Korteland, Marisa/Sevenster, Maartje(2011): The environmental impact of mink fur production. Report. Delft, CE Delft

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Spinnchen

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