TTIP: Es droht nichts weniger als ein Kahlschlag in der Landwirtschaft

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TTIP ist dank der Verhandlungsdokumente, die Greenpeace Niederlande letzte Woche veröffentlicht hat, wieder in aller Munde. Die Zahl der Befürworter des Pakts wird allerdings immer geringer – und das ist kein Wunder!

Dass TTIP eine Erhöhung des Handelsvolumens zwischen den USA und den EU-Ländern mit sich bringen würde, wie als Vorteil immer angeführt wird, stimmt sicher. Das ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Als Konsumenten sollten wir uns auch vor Augen halten, was ein Freihandelsabkommen mit den USA nicht nur für den Tierschutz, sondern vor allem auch für die österreichische Landwirtschaft bedeuten würde. VIER PFOTEN hat sich die Unterschiede in der Gesetzgebung bei Tierschutz und Tierhaltung zwischen den USA und der EU sehr genau angesehen. Unserer Ansicht nach ist vor allem eines sehr deutlich: Aufgrund der unterschiedlichen Produktionsbedingungen wird die österreichische Landwirtschaft langfristig mit den US-Preisen nicht mithalten können.

Die USA hinken im Vergleich mit der EU bei Tierschutzstandards deutlich hinterher, was eine extrem intensive und somit kostengünstige Tierhaltung möglich macht. Und das kann einer Überschwemmung des europäischen Marktes mit billigen, qualitativ minderwertigen Produkten Tür und Tor öffnen. Und zwar ohne dass wir es wirklich merken, wie uns das Beispiel Eier zeigt: In verarbeiteten Produkten wie Kuchen, Soßen etc. müssen Eier bekanntlich nicht nach Herkunft gekennzeichnet werden. Schon jetzt verwenden große Teile der Industrie und die Gastronomie preisgünstigere ausländische Eier aus der in Österreich verbotenen Käfighaltung. Wir können uns also lebhaft vorstellen, dass eine Öffnung des Marktes für billige Produkte aus US-amerikanischen Legebatterien nicht gerade zur Aufwertung unserer Nahrungsmittel beitragen wird.

Aber auch diverse andere fragwürdige Umstände in der US-Landwirtschaft wie etwa die extrem geringe Fläche, die einem Nutztier durchschnittlich zur Verfügung steht, würden den Wettbewerb verzerren und die österreichischen Standards zwangsläufig unter Druck setzen. Standards, auf die wir zum Teil durchaus zu Recht stolz sind. Daher ist es sowohl aus Tier- als auch aus Konsumentenschutz unbedingte Voraussetzung, im Fall eines Handelsabkommens kein Absinken der Standards gelten zu lassen. Das setzt aber voraus, dass die TTIP-Verhandler sich im Bereich der Landwirtschaft äußerst kritisch und gleichzeitig einfühlsam mit den einzelnen Bestimmungen auseinandersetzen. Wenn dies nicht möglich ist, muss TTIP klar abgelehnt werden. Um es drastisch zu formulieren: Es gilt, einen Kahlschlag in der Landwirtschaft, ähnlich wie er zum Beispiel in der Textilindustrie passiert ist, zu verhindern. Denn was passieren würde, wenn nicht Fabriken, sondern ganze Sektoren abwandern, möchten wir uns erst gar nicht vorstellen.

Wir Konsumenten sollten uns generell fragen, was uns unsere Lebensmittel wert sind. Und uns auch gut überlegen, welchen Weg wir uns für unsere Landwirtschaft in Zukunft vorstellen. Und dabei geht es keineswegs nur um die Tiere: Auch die Landwirte und deren faire Entlohnung sollten uns wichtig sein. Durchaus auch aus Eigennutz: Denn nur so können wir Verbraucher uns nachhaltig eine höhere Lebensqualität sichern.

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baur peter

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FerdinandK

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