Ein Beitrag von robby mit einem Gedicht hat mich zu diesem Beitrag inspiriert.

https://www.fischundfleisch.com/robby/bei-hitlers-brennt-noch-licht-29505

Der Dichter hat - besonders im politisch motivierten Gedicht - einen wichtigen Stellenwert. Er vermittelt das, was im normalen Sprachgebrauch vielleicht untergehen könnte. Deshalb ist es gut, wenn man sich mit Gedichten befaßt. Aber mit allen möglichen, aus mehreren Richtungen.

Eines bringe ich nun aus Rumänien. Dichter sind manchmal auch "Seher". Sie prophezeien, was in vielen Jahren auf uns zukommt. Dieser Dichter, übrigens sehr bekannt in Rumänien, gehört zu diesen. Jeder, der mit beiden Beinen im Leben steht, bekommt mit, wie sich Rumänien "leert". Die Leute verlassen Rumänien, - erinnert mich an den Spruch 89 in der DDR, - "der Letzte machts Licht aus".

Es würde hier zuweit führen, die Problematik und vor allem die Dramatik zu erklären, die mit diesem Exodus zusammenhängt. Aber er war für denjenigen, der sehen wollte, vorhersehbar. Dieser Dichter gehört dazu.

Als er im Jahre 1997 dieses Gedicht bereits verfaßt hat, fand man erst nach seinem Tode (2010) heraus, welche Vorahnung er hatte und veröffentlichte das Gedicht 2014. Vorher kannte man es kaum.

ROMANIA, ULTIMUL BAL (Adrian Paunescu):

În loc să fim o ţară numai fraţi,

Simţim, în noua epocă barbară,

C-am fost, în viaţa noastră, blestemaţi

S-ajungem chiriaşi la noi în ţară.

Din tot ce facem, nu avem nimic,

Ne macină străine interese,

Făina noastră n-are spor nici pic,

Nici pâinea în cuptor nu ne mai iese.

Trăim acelaşi tragic simţământ,

Sub politicieni şi sub contabili,

Că noi, ca neam, avem destinul frânt

Şi suntem de prisos şi nerentabili.

Umili, ne cerem scuze de la toţi,

Că nu ne-au chinuit destul în viaţă,

Şi ne conduc nişte fanarioţi,

Ce pe cei mici trădarea îi învaţă.

Poet nebun, ce vorbe mai îndrugi,

De zici că eşti din neam ce nu se lasă,

Când am ajuns în ţara noastră slugi

Şi suntem cerşetori la noi acasă?

Şi vii, şi morţi, amestecaţi, acum,

Dispuşi să emigreze se arată,

Mormintele se pregătesc de drum,

În România deromânizată.

Sus-puşii nu mai au nimica sfânt,

Ca pe cravate, jurământu-şi schimbă,

Nu mai avem nici fabrici, nici pământ,

Vorbim şi limba noastră-n altă limbă.

Şi-acum se-aude clopotul fatal,

Vin vremuri de urgie şi de grindeni

Şi este seara ultimului bal,

Din zori, vom fi români de pretutindeni.

Probabil, mâine-aici va fi pustiu

Şi toţi în pribegie vom porni-o,

Drum bun, popor pierdut la un pariu,

Adio, mamă patrie, adio!

---

Ich habe - so gut es ging, versucht, das wortgetreu zu übersetzen:

RUMÄNIEN, DER LETZTE BALL

Anstatt, dass wir ein Land von Brüdern sind,

fühlen wir, in dieser neuen barbarischen Zeit,

als diejenigen, die wir in unserem Leben verflucht waren,

dass wir unsere eigenen Mieter werden in diesem Land.

Von allem, was wir machen, haben wir nichts ,

Wir mahlen für fremde Interessen

Unser Mehl hat nicht den geringsten Wert,

Nicht einmal das Brot kommt mehr aus dem Ofen.

Wir erleben das gleiche tragische Gefühl ,

Unter Politikern und Buchhaltern,

Dass wir als Menschen dazu da sind, um gebrochen zu werden.

Und wir sind nutzlos und unrentabel.

Demütig entschuldigen wir uns bei allen

Dass wir im Leben nicht genug gequält waren,

Und werden von einigen Fanatikern geführt,

Die uns mit kleinen Lügen belehren.

Die verrückten Dichter, sie sprechen nur noch leise,

Wenn sie sagen, unser Menschenschlag läßt sich nicht unterkriegen,

Auch wenn wir in unserem Land zu Knechten geworden sind.

Sind wir bei uns daheim zu Bettlern geworden?

Und die Lebenden und Toten, alle, in dieser Zeit

Sind bereit, auszuwandern, wie es aussieht.

Auch die Begrabenen bereiten sich auf den Weg vor,

Aus einem Rumänien, das nicht mehr rumänisch ist.

Den Oberen ist nichts mehr heilig

Sie wechseln ihre Schwüre wie Krawatten.

Wir haben weder Fabriken, noch Grund und Boden,

Und sprechen unsere Sprache in anderen Sprachen.

Und nun hört man die Totenglocke,

Es nahen Zeiten der Verwüstung und der Katastrophen,

Und es ist der Abend des letzten Balls.

Im Morgengrauen werden sich die Rumänen versammeln.

Wahrscheinlich wird es morgen dann leer sein

weil alle haben nur noch vor, wegzugehen.

Gute Reise, du Volk, das bei einer Wette verloren wurde,

Leb wohl, Vaterland , leb wohl!

---

Und jetzt kann sich jeder fragen, warum ich das hier veröffentliche, und was das alles mit Deutschland und Österreich zu tun hat. Was will ich damit rüberbringen?

Zum einen die Auswanderungswelle von Leuten, die eigentlich in Rumänien gebraucht würden. Leute, die arbeiten und was Anständiges für ihr Geld abliefern wollen. Ja, auch die gibt es, gab es zumindest. Werden ja immer weniger. Die Gründe für den Exodus sind vielschichtig, - es würde zu weit führen, dieses Thema hier anzuschneiden.

Was aber viel stärker – bei mir zumindest – zu Buche schlägt, das ist die Duplizität der Ereignisse. Der Anlass mit dem Attentat in Berlin gibt den Anstoß dazu, über die Frage „quo vadis, Deutschland?“ nachzudenken.

Ja, ich muss es zugeben, es tut weh, wenn man das beobachtet, was da alles abläuft. Auch, wenn man so wie ich schon seit Jahren ausgewandert ist, - es tut weh, das zu sehen, wie es in einem Land immer mehr bergab geht,- dort, wo man Jahrzehnte verbracht hat, wo man in den 70er Jahren Hoffnung schöpfte, wo alle meine Kinder geboren wurden, - wo ich die glücklichsten Jahre meines Lebens verlebt habe.

Nun kommen viele aus Deutschland zu uns nach Siebenbürgen. Nicht auf Urlaub, sondern für immer. Leute, die hier niemals Wurzeln gehabt haben. So wie ich. Sie kaufen sich Grund und Boden, oder bereits fertige Häuser, und „flüchten“ vor den Verhältnissen in Deutschland, wo sie seit ihrer Geburt gelebt haben, weil sie es nicht mehr aushalten.

Unternehmerisch gesehen, für mich ein Glücksfall. Wir organisieren alles hier, leiten und überwachen die Bauvorhaben, damit der Kunde eine garantierte Qualitätsarbeit bekommt. Aber – ehrlich gesagt - ich hätte auch ohne diese Erscheinung genug Arbeit. Gesellschaftlich, - genauso gut. Die Zahl der Leute, denen ich zu Beginn des Tages ein „Guten Morgen“ statt des „Buna diminiata“ (= rum. Guten Morgen) zurufe, wächst von Woche zu Woche.

Ich denke da aber etwas weiter, über meinen persönlichen „Tellerrand“ hinaus. Ist es das, was die Pfarrerstochter wollte? Die Deutschen aus dem Land hinausekeln? Einer hats ja formuliert, vielleicht auch mehrere, - aber bei dieser Rede des Regierungspräsidenten von Kassel wurde auch gefilmt:

https://www.youtube.com/watch?v=GKls9RM20ho

Ist es das, was angestrebt wird? Eine neue Völkerwanderung? Die Rumänen gehen aus ihrer Heimat weg, und die Deutschen auch? Übrigens nicht nur die Deutschen, - erst kürzlich habe ich jemanden hier aus Salzburg begrüßt, der ausgewandert ist. Kam sogar in zünftiger Lederhose.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass auf dem traditionellen Weihnachtsmarkt in Hermannstadt (= Kreisstadt in Siebenbürgen) keiner Angst haben muss, dass da ein LKW hineinfährt. Geht schon technisch nicht, - aber selbst, wenn sowas jemals vorkommen würde, dann bräuchte der Verursacher keine Handschellen mehr, sondern allenfalls eine Holzkiste in der Größenordnung 50 x 100 cm. Das würde vollauf reichen.

Ich weiß nicht, wie es den Leuten geht, die in Deutschland oder Österreich im täglichen Hamsterrad stecken. Frage: merkt denn keiner mehr, was da abläuft? Ist denn das Hamsterrad schon so perfekt konstruiert, dass keiner mehr Zeit oder Muße hat, mitzudenken?

Gehts wirklich nur in die Richtung, die FPÖ oder die AfD in den Sattel zu heben, damit es besser wird? Ist denn keiner mehr bei den legendären Parteien wie rot oder schwarz in der Lage, mit der Faust auf den Tisch zu hauen und laut (damits jeder hört) zu sagen: Herrschaften, so kanns nicht mehr weitergehen? Kann denn niemand mehr unterscheiden zwischen „echten“ Verfolgten, die unsere Hilfe brauchen, und Leuten, die nur auf Kosten anderer ein angenehmes Leben führen wollen, und wieder anderen Leuten, die nur kriminelle Energie haben? Sind denn die Leute wirklich schon so bescheuert, dass sie voraussetzen, jeder, der zu Allah betet, müsse dadurch ein anständiger Mensch sein? Das gibts bei den Christen und den anderen Konfessionen ja auch nicht.

Quo vadis, Deutschland? Oft habe ich mich das in der letzten Zeit gefragt. Aber ich habe keine Antwort drauf gefunden.

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