„BIST DU DEPPERT“ MIT DEM AUTO NACH PALERMO? Da lag er vor mir, der italienische Stiefel, aber leider war das nur eine Landkarte. Bella Italia, von ganz oben bis ganz unten, bis nach Palermo. Palermo liegt im Westen von Sizilien, Italiens größter Insel, und ist ihre Hauptstadt. Eigentlich gar nicht Italien, sondern Sizilien. Ein Sizilianer sieht sich nicht wirklich als Italiener, da muss man schon aufpassen, was man sagt.

Ein Sizilianer ist stolz auf seine Wurzeln, hat Olivenöl im Haar, ist freundlich, und nicht immer Mitglied der Mafia. "Fahre da nicht hin", hört man, "bist du deppert, da ist die Mafia." Wahrscheinlich lauert sie hinter jeder Ecke, so manches Auto wurde schon unter dem Hintern weg gestohlen. Sicher gefährlich, vor allem wenn man einen gebrauchten Renault so wie ich „Made in Frankreich“ fährt. „Matto Melone“ kranke Melone, mit dem“ Macchina „ nach Sizilien?

Aber das ist gerade für mich ein Abenteuer, sagte eine Stimme in mir. Ehefrau, zwei Töchter , eine auch noch Blond, in einem französischen Blechhaufen auf vier Rädern – und das in Sizilien. Irgendwie lockte es mich, einmal Palermo und retour. Also, vamos, äh, das ist spanisch, also avanti, auf nach Palermo. Was bedeutet einem Italiener am meisten? Natürlich die Mama, aber dann kommt „Macchina“ das Auto. Ferrari- Lamborghini- Maserati- Lancia. Namen für ein Stück Blech, das sich bewegt. So etwas bewegt Hirn und Herz und den Benzin in den Adern, nicht nur auf dem italienischen Stiefel.

Dazwischen zischt der Luigi. Was? Sie kennen ihn nicht? Das ist der kleine Fiat, oder wie er bei uns heißt das "Puchschammerl“ Er ist italienischer Lebensstil, gerade auf Sizilien. Früher war Sizilien ärmer, deshalb passte eine ganze Familie in einen Luigi, heute ist alles anders geworden. Aber er fährt noch, es gab auf dieser Reise viele Begegnungen der besonderen Art mit einem Luigi und es war immer sehr lustig.. Solche kleinen Autos können oft noch sehr bissig sein, und sie röhren wie ein großer. Mit viel Liebe hängen die Sizilianer an ihrem fahrenden Luigi.

Da fahren wir nun, Venezia- Bologna –Firenze- Rom- Neapel. Diese Städtenamen klingen gut, wie Urlaub. Dazwischen Spagetti –Cappuccino und jede Menge Autobahngebühr. So sind sie die Azzurri, sie wissen, wie man Reisende empfängt. Das ist Lebensstil aller „Amore mio“ Aber ab Neapel ist Schluss mit Azzurro. Hier wohnt der Süditaliener, nicht so reich wie der aus dem Norden, aber umso mehr „o Sole mio“ Hier beginnt das Land des richtigen Olivenöls und es fließt in ihren Adern.“ Forza Italia“ weiter geht es Richtung Süden. Ciao Neapel, Ciao Vesuvio, Ciao Capri. Alles hat einmal ein Ende nur die Wurscht hat zwei, so auch die Straße nach Süden.

Der Stiefel war zu Ende, vor uns lag die Wasser- Straße von Messina. Wer da alles schon durch-gefahren ist. Odysseus, die Griechen, die Römer, Asterix und Obelix, und jetzt ein Renault Made in Gallien, mit vier Touristen aus dem Ötzi Land. Da drüben lag sie, die Insel unserer Sehnsucht, und da drüben ging sie weiter die Strada del Sole nach Palermo. Ab hier sieht jeder Sizilianer aus wie ein Mafiosi. Wer rüber will nach Sizilien, muss zahlen.“ Bienvenido „ Willkommen auf Sizilien. Da war der Ätna, über 3000m hoch ist dieser Vulkan. Da waren Dörfer die wie Vogelnester an den Hängen hingen, da war ein Meer so blau wie eben Azzuro und da war Palermo. Palermo sehen und sterben, könnte ein Spruch der Mafia sein.

Dem ist nicht so, hier auf dieser Insel findet man noch ehrliche Gastfreundschaft. Gehen Sie einmal als Tourist mit drei Frauen, eine davon Blond, über einen Dorfplatz in den Bergen von Sizilien. „Mama mia“ jeder Sizilianer kämmt sein Olivenöl getränktes Haar sofort zweimal. In der Pizzeria formt der Koch, natürlich nur für die Frauen, die Pizza in Herzform und die Kellner streiten sich wer sie bringen darf. Und ich? Ich bin ein Ölscheich mit drei Frauen, ist doch etwas, oder? Jeden Abend dieselbe Vorstellung, und jeden Abend ist der Dorfplatz voller. „Madonna“ warum nur glaubt jeder Sizilianer eine blonde Frau sei die heilige Madonna? Na ja, andere Länder andere Sitten.

Kreuz und quer durch Sizilien bis Palermo und zurück. Wo aber war die Mafia, vor der uns zu Hause gewarnt wurde? Sicher nicht hier auf dem Dorfplatz, auch nicht in Palermo. Die Mafia hat andere Spielwiesen als Touristen jagen. Sizilien, das ist Sonne, Meer, Gastfreundschaft , wie wir sie nicht kannten. Sizilien das ist Luigi, der Mini- Fiat, das ist Olivenöl und Früchte.

„Bist du deppert“ ist diese Insel schön. Also doch ein schöner Traum, einmal Palermo und retour.

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chilis77

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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Andrea Walter

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