Der Tiger der Fantasie ist grimmiger als der Tiger des Dschungels-Teil 2

Der Tiger der Fantasie ist grimmiger als der Tiger des Dschungels Teil 2

Jeder geht für sich in Gedanken gehüllt, jeder Atemzug ist eine Rückkehr zum Leben, das man scheinbar immer weiter hinter sich lässt. Es gibt keine Zeit mehr.

Zeit ist nicht mehr real, und ohne Zeit frage ich auch nicht nach dem Warum. Warum diese Strapazen, warum da hinaufsteigen, wo kein Leben mehr existiert? Die Luft ist dünn und unsere Lungen schreien vor Schmerzen. Links und rechts von mir sehe ich tiefe Gletscherspalten. Türkisfarben leuchtet es aus der Tiefe, eine Tiefe, die unendlich scheint.

Da ist er wieder, der Tiger in meiner Fantasie. Die Angst überfällt mich wie ein wildes Raubtier. Aber da ist das Seil, da ist Freddy. Wie oft hängt unser Leben an einem dünnen Faden, und man ist sich dessen gar nicht bewusst? Jetzt weiß ich was zählt, das ist der Augenblick, in dem sich unser Bewusstsein erweitert. Eispickel und Steigeisen, Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug, in meinem Inneren höre ich den Tiger brüllen.

Der Geist treibt den Körper, und ich habe das Gefühl, neben mir steigt noch jemand auf diesen Berg. Aber Freddy ist bereits zehn Meter vor mir. Als ich mich umsehe, sehe ich aber niemanden, nur der Wind spielt mit dem Schnee.

Ist es der Tiger der Fantasie, der mit mir spielt, oder sind es die Geister dieser Berge? Wo ist die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits unserer Welten? Vielleicht öffnen sich oft Tore von denen wir nichts erahnen, weil wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind. Abrupt bleibe ich stehen, denn es geht nicht mehr weiter. Wir stehen auf dem Gipfel. Weit über 6000 Meter hoch. Freddy umarmt mich und keuchend lachen wir.

Wir stehen über den Wolken, da sind die Sonne und das unendliche Universum. Da unten ist das Meer der Unendlichkeit, aus dem kleine Inseln ragen. Ich spüre, diesmal habe ich ihn besiegt, den Tiger in meiner Fantasie. Ich bin einfach durch ihn hindurch gegangen, meine Angst war nur ein Trugbild meiner Fantasie. Wie oft wird er mir wohl noch begegnen? Da kannte ich mein Ziel, und jetzt spüre ich nur unendliche Freiheit und den kleinen Hauch des Glückes.

Dieses Glück, das sind die Schwingungen, die mich immer wieder aus den Tiefen der Alltäglichkeit hinaufziehen. Dort draußen dort unten in meinem alltäglichen Leben, lauert er wieder, der Tiger der Fantasie. Er kommt in vielen Gestalten, die Angst davor macht ihn groß, und dann kann man sich verlieren in Selbstzweifel und Traurigkeit.

Aber ich weiß auch, dass diese Augenblicke, Augenblicke wie jene auf diesem Berg, meine innere Kraft fördern, sodass jeder furchterregende Tiger sich letztendlich als nichtssagendes Kätzchen entpuppt.

Wir sind alle nur Menschen, mit einer bestimmten Aufgabe, wir lernen, damit die Seele wachsen kann. Hoch hinauf; oder in die Tiefen der Seele zu steigen, kann weh tun, aber man findet Antworten.

Antworten auf die Fragen des Lebens.

Der Tiger der Fantasie ist grimmiger, als der Tiger des Dschungels.

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Bernhard Juranek

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