Es gibt einen Ort im spanischen Andalusien, da sollte man einmal hinfahren. Man bereut es nicht, es ist eine Bereicherung für die Seele. Es treffen sich dort viele alte Bruderschaften des Blutes. Vamos, jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt und jeder neue Weg ist auch ein Abenteuer. Graz-Frankfurt-Madrid-Malaga: Schon kann meine Suche beginnen. Es ist ein Uhr Nachts in Malaga, als ich mit meinem Leihwagen in die andalusischen Berge fahre.

Ich bin müde, aber ich spüre sie wieder, diese Spannung, und ich atme die Luft des Südens, die Luft andalusischer Felder. Ich schrecke hoch, als eine große Katze von einem Baum auf mein Auto springt, unter dem ich vor Müdigkeit eingeschlafen war. Auge um Auge mit einer andalusischen Wildkatze, wer fürchtet sich da mehr? Schon fliegen sie vorbei, die andalusischen Felder, denen ich einem wunderschönen Sonnenaufgang entgegenfahre .

Buenos Dias, guten Morgen. Da ist Sevilla, die Schöne, die Stadt vieler Träume, aber ich muss weiter, weiter nach El Rocio. Einsam, wild und verlassen ist die Landschaft, nur ein Schild weist mir den Weg. Da ziehen sie seit Jahrhunderten vorbei auf ihren prachtvollen Pferden, mit Eseln und Planwägen, die Spanier, Adelige, Hidalgos –Spanische Edelleute – um einer Jungfrau zu huldigen

Christof Columbus, Hernando Cortez, Francisco Pizarro, die Eroberer der neuen Welt – alle holten ihren Segen von der Jungfrau aus dem Sumpf "Blanca Paloma". Vor mir eine große Staubwolke, da ziehen Planwägen von Ochsen an mir vorbei, dazwischen andalusische Reiter auf ihren schönen Pferden. Die Frauen tragen bunte Kleider. Ein biblischer Zug, ich reibe mir die Augen, ein Traum, aber es ist die Wirklichkeit. Es dauert nicht lange und ich bin in el Rocío. Da ist sie, die wunderschöne "Ermita de Nuestra Senora", die weiße Kirche mit ihrem Glockenturm. Menschen und Pferde, Planwägen, ein buntes Treiben ohne Ende. Der Strom der Menschen zieht mich mit, mit bis zur Kirche, Viva Paloma Blanca, Viva el Rocio.

Von der Hand aus werden immer wieder Feuerwerkskörper abgefeuert, jede Bruderschaft hat ihr eigenes Wappen. Dumpf klingen die Trommeln und andalusische Flöten erzeugen eine mystische Stimmung. Überall ist Musik, dazwischen wird Flamenco getanzt und gesungen. Ich bin eingetaucht in eine andere Welt, in eine Welt, in der sich Gläubigkeit mit ehrlicher Freude zum Ausdruck bringt. Langsam und ohne dass es mir wirklich bewusst war, ist es Nacht geworden. Ich tauche ein in Kerzenlicht und in das Gebet der Menschen Spaniens, begleitet von den Viva Rufen. Nachdenklich stehe ich vor der vergoldeten Jungfrau aus dem Sumpf, ihre Augen blicken in die Ferne, in eine Ferne wie die Zeit, aus der sie kommt. Viva, viva Paloma Blanca. Ich spüre den Stolz der Menschen von hier, den Stolz, aber auch die Lebensfreude und ich bin ein Teil dieses Schauspiels in El Rocio geworden Die Glocken läuten, der Wind streift mein Gesicht, es ist ein warmer andalusischer Wind, der aus den Bergen dieser Region kommt.

Drei Tage lang ziehen hier an dieser weißen Kirche die Menschen zu tausenden vorbei. Nachts wird an Lagerfeuern gefeiert, getanzt, gesungen und geliebt. Irgendwann in der Nacht bringen sie die Jungfrau aus dem Sumpf aus der Kirche und tragen sie durch die Menge. Tausende Menschen sinken in ehrlicher Ehrfurcht nieder und hoffen auf den Segen der Virgen del Rocio. Ein Schauspiel, das ein wenig still werden lässt über diese ehrliche Gläubigkeit dieser temperamentvollen Menschen. Achthundert Einwohner zählt man in El Rosio. Die Straßen des Dorfes sind nicht asphaltiert, es ist trocken und staubig.

Jetzt zu Pfingsten, sind es fast eine Million Menschen. Sie kommen von überall, aus der ganzen Welt. Sie sitzen an den Lagerfeuern, tanzen und singen. Jede Bruderschaft trägt stolz ihr Wappen, das sie verbindet. Sie sind jetzt Hidalgos – Edelleute, die das Blut verbindet. Die Pferde bewegen sich, als würden sie tanzen, wild weht ihre Mähne im Wind. Andalusische Pferde, heißblütige Araber, stolze Tiere mit stolzen Menschen auf ihren Rücken.

Ich bin wieder eingetaucht, für kurze Zeit, in eine Welt, die mir neue Hoffnung schenkt. Eine Hoffnung, die man dringend braucht, in unserer schnelllebigen Zeit. Andalusische Felder ziehen wieder an mir vorbei, ich sehe Pferde und Rinder und in der Ferne leuchtet ein Regenbogen.

Es ist mir als, kehrte ich zurück aus einer anderen Welt, aus einer anderen Zeit und ich habe das Gefühl, nur geträumt zu haben. Man kennt diese Träume aus denen man oft nicht aufwachen will, aber es bleibt mir ein leiser Schauer der Wehmut, aber auch der Freude im Herzen, etwas Großartiges erlebt zu haben. Viva Andalusia, Viva la Blanca Paloma.

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crinan

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Claudia Braunstein

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chilis77

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Silvia Jelincic

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