Die Brutkasten-Lüge als historisches Beispiel medialer (Kriegs)Propaganda und Gehirnwäsche

Wer hat es 1990 nicht geglaubt? Eine junge Frau aus Kuwait, die sich als „Nayirah“ der Öffentlichkeit vorstellte, gab am 10. Oktober 1990 vor dem Menschenrechtskomitee des US-Kongresses unter Tränen folgende Erklärung ab: Sie habe als kuwaitische Hilfskrankenschwester im Al-Adnan-Krankenhaus in Kuwait gearbeitet und sei dabei Zeugin des Eindringens irakischer Soldaten geworden. Sie beschrieb:

„Ich habe gesehen, wie die irakischen Soldaten mit Gewehren in das Krankenhaus kamen, die Säuglinge aus den Brutkästen rissen, die Brutkästen mitnahmen und die Kinder auf dem kalten Boden liegen ließen, wo sie starben.“

Lange Zeit hat das die Welt geglaubt. Dramatisch war der Auftritt, echt waren die Tränen. Dieser Teufel Saddam Hussein, der seine Soldaten nicht unter Kontrolle hatte!

Was für ein Schauspiel! Die Herrschaften auf dem Burgtheater müssten vor Neid erblassen!

Nach dem Krieg wurde bekannt, dass Nayirah as-Sabah die damals fünfzehnjährige Tochter des kuwaitischen Botschafters Saud Nasir as-Sabah in den USA und Kanada war sowie Mitglied der Herrscherfamilie Kuwaits. Ihr Vater saß während ihrer Aussage vor dem Kongress-Komitee als Zuhörer im Publikum. Ihr Bericht war frei erfunden und die Jugendliche hatte nie als Krankenschwester im betreffenden Krankenhaus gearbeitet.

Die kuwaitische Regierung hatte aus dem Exil heraus die amerikanische PR-Agentur Hill & Knowlton für zehn Millionen US-Dollar beauftragt, in der amerikanischen Öffentlichkeit für ein militärisches Eingreifen der USA zugunsten Kuwaits zu werben. Beauftragt wurde H+K dazu von der Scheinorganisation Citizens for a Free Kuwait, die wiederum von der kuwaitischen Regierung gegründet und finanziert worden war. Die Agentur startete eine Reihe von PR-Aktivitäten, wozu unter anderem die erfundene Brutkastengeschichte gehörte. Zwei Krankenschwestern der betreffenden Entbindungsstation erklärten später, dass die Jugendliche nicht dort gearbeitet habe und die von ihr beschriebenen Vorfälle niemals stattgefunden hätten.

Zehn Millionen Dollar für eine dreckige Lüge!

Die Mitverantwortung der US-Regierung wird von Amerika-Freunden bestritten. Doch der Historiker, Medienwissenschaftler und Journalist Andreas Elter analysiert folgendermaßen:

Die Arbeit der US-Werbeagentur für die Kuwaiter trug also in gewisser Weise die Handschrift des Weißen Hauses. Präsident Bush wurde von Fuller über jeden einzelnen Schritt unterrichtet. Ob er auch seine persönliche Einwilligung für die Baby-Geschichte gab, ist allerdings nicht zu belegen. Was bleibt, ist aber, dass enge personelle Kontakte zwischen der US-Regierung und einer Agentur bestanden, die nachweisbar Lügen in die Welt gesetzt hatte. Dieselbe Agentur wurde im anderen Zusammenhang von der US-Regierung sogar direkt beschäftigt.

Das Echo dieser Lüge war enorm:

Nayirahs Darstellung spielte eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung der USA über eine Intervention im Irak. Präsident Bush erwähnte die Lügengeschichte in wenigen Wochen mindestens zehnmal. Amnesty International veröffentlichte am 19. Dezember 1990, über zwei Monate nach dem Auftritt des Mädchens, einen 84-seitigen Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Kuwait, der die Brutkastenlüge enthielt. (!) Sie wurde auch noch am 8. Januar 1991 von einem führenden Amnesty-International-Mitarbeiter vor dem Komitee für auswärtige Angelegenheiten wiederholt. Der US-Senat stimmte schließlich am 12. Januar 1991 mit 52:47 Stimmen für eine Intervention im Zweiten Golfkrieg. Das Repräsentantenhaus stimmte mit 250:183 Stimmen für den Krieg.

Diese verlogene PR-Kampagne gilt als historisches Beispiel für gezielte Medienmanipulation und Desinformation, um Politik, Medien und Öffentlichkeit kriegsreif zu machen (Kriegsanlasslüge). Amnesty International versuchte nach der Befreiung Kuwaits, die Story zu verifizieren, und musste schließlich öffentlich zugeben, einer Fälschung aufgesessen zu sein.

Man mache sich seine eigenen Gedanken über das alles. Menschen, die nicht in einer solchen Verbrecherwelt leben wollen, haben ein Anrecht auf eine neue, bessere Welt. Man sollte nicht glauben, der Einzelne könnte die Welt nicht verändern!

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 07.05.2021 22:19:17

Zaungast_01

Zaungast_01 bewertete diesen Eintrag 03.05.2021 04:04:07

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 02.05.2021 16:58:19

philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 02.05.2021 13:59:29

72 Kommentare

Mehr von Iris123