Die Angst vor dem blauen Mann – und warum viele die FPÖ wählen.

Es ist wieder so weit: In deutschen Medien werden die Zustände in Österreich als "ekelhaft" bezeichnet. In Medienforen und auf sozialen Netzwerken ist die Empörung noch größer. Die Rede ist – Überraschung, Überraschung – von der rot-blauen Koalition im Burgenland.Ja, sie ist der ultimative Tabubruch der Roten. Damit hat die SPÖ eines ihrer stärksten Atouts in linksliberalen Kreisen – die klare Abgrenzung zur FPÖ seit 1987 – aufgegeben.

Dass Deutschland mit lustvoller Angst auf Österreich schaut, oder wir uns auf Twitter und Facebook wechselseitig zusichern, dass wir das alles schrecklich finden, mag therapeutisch – warum immer wir? – sinnvoll sein.Die Angst vor dem blauen Mann wird aber sicher nicht weitere Wähler davon abbringen, der FPÖ ihr Vertrauen zu schenken.

Weshalb die Skandale, das Hypo-Debakel und unendlichen Korruptionsstories aus der schwarz-blauen Koalitionszeit in den Augen der FPÖ-Wähler nichts ausrichten, mögen Historiker oder Psychologen analysieren.Sicher ist nur, dass wir derzeit die Geschichte wiederholen: Die FPÖ rennt von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, die übrigen Parteien quälen sich wie sie es denn nun mit den Blauen halten sollen. Und, wie einst in den 90er Jahren bei Haider, fragt sich auch heute das In- und benachbarte Ausland, was da in der Alpenrepublik denn los sei.

Zumindest diese Frage lässt sich beantworten: In Österreich waren die Rechtspopulisten weit früher erfolgreich als in anderen EU-Staaten. Heute aber ist der Aufstieg der Rechten - siehe Marine Le Pen - ein gesamteuropäisches Phänomen. Und es wird wohl auch nur gemeinsam zu bewältigen sein. Statt in Angst vor dem blauen Mann zu verharren, muss man Menschen wieder zukunftsoptionen bieten.Denn FPÖ-Wähler haben auch Angst: vor Arbeitsplatzverlust, vor der rapide fortschreitenden Technologisierung, davor ihren Standard nicht halten zu können, davor überrollt zu werden. "Der Ausländer" ist "nur" der Sündenbock. Und das ist schlimm genug.

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Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:09

Stephan von Spalden

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Aron Sperber

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