Meistens schreibe ich, wenn ich mich gerade geärgert habe. Nun, das ist im Moment der Fall. Ich bin zwar als Österreicher nicht einmal potentieller Wähler der SPD – trotzdem. Frau Bretschneider ist lediglich Archetyp eines Denkmusters, auf das man immer öfter trifft. In ganz Europa. Menschen, die aus einem selbstgerechten Gut/Böse-Schema agieren. Ihre Positionen sind in Stein gemeißelt. Wenn das Böse eindeutig identifiziert ist, dann gibt es keine Veranlassung, konziliant zu sein. Im Gegenteil. Jede Gesprächsbereitschaft, jedes offene Zuhören wäre ein Verrat an der „richtigen“ Position. Viel schlimmer ist aber das Wegfallen von Hemmungen wenn in die ideologische Schlacht gezogen wird. Die Position heiligt die Mittel. Und wenn die eigene unumstritten gut ist, so ist jedes Mittel heilig. So niederträchtig kann es gar nicht sein.

Das erste Video beleuchtet die Alltagswirkung des Sprachterrors. Ich werde oft gefragt, wo ich denn den sähe. Es ginge ja viel eher um eine freundliche Empfehlung. Von Terror könne keine Rede sein. Wenn nun aber einem Volksvertreter das Wort entzogen wird, weil er sich dem nicht unterwerfen will, dann erinnert mich das sehr an Orwells Visionen – „Neusprech“ lässt grüßen.

Zielsicher wird auch jeder andere Verstoß gegen PC erschnüffelt. Der Redner wird nicht wegen dem was er sagt, sondern deswegen wie er etwas vorträgt gemaßregelt. Es geht viel weniger um die Botschaft, sondern viel mehr um die Implikationen die Frau Vorsitzende zumisst. Zumal ich, auch nach mehrmaligem Abhören, keine Herabwürdigung einer Gruppe erkennen kann. Einmal abgesehen von faschistischen Regimen und deren Vorgehensweise gegen ungeliebte Minderheiten. Dem Weitblick der Vorsitzenden ist es zu verdanken, dass wir über die wahre Intention aufgeklärt wurden. Auch dies ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal. Diese Empörung über verdächtige Äußerungen, nämlich jenen die nicht den drei Zeitgeistwahrheiten entsprechen, kennt man. Für nicht eindeutig der „guten Seite" zuordenbare Statements erntet man, auch in weniger illustrer Runde, das beliebte „Wie meinst denn Du das jetzt?“. Allerdings wird hier keine Antwort erwartet sondern ein unmittelbares Einschwenken auf die unverdächtigen Einheitswahrheiten. Da ist man rigoros.

Ich ziehe es nun vor mich nicht vor Dingen, die vielleicht im Zuge der politischen Veränderungen passieren, zu fürchten. Mir ist Gesinnungsterror, Sprachpolizei und Zensur ein viel größeres Anliegen. Und diese Dinge sind Realität. Es sind die Instrumente der selbsternannten Hüter der Demokratie. Ich frage mich immer öfter, ob es für die Bürger etwas Bedrohlicheres gibt als Menschen, die völlig unkritisch davon überzeugt sind, im Recht zu sein. Und zwar umfassend. Auch moralisch. Diese Position macht anfällig für repressives, undemokratisches Agieren. Womöglich mehr als simple Bösartigkeit.

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Grossfire

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baur peter

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Margaretha G

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