Beide Firmen sind nun insolvent. Ich weiß, was das heißt. Das ist unfassbar. Es geht immer weiter Richtung volle Konzentration auf dem heimischen Lebensmittelmarkt. Die Betriebe, die jetzt den Markt beherrschen, sind freilich effizienzgetrieben.

Diese Effizienz siegt scheinbar. Einfach nur ein Supermarkt zu sein, der Menschen Lebensmittel verkauft, reicht anscheinend nicht. Dazu braucht es auch noch eine ausgeklügelte Marketingstrategie. Was ja eigentlich skurril ist. Vor allem, weil Schirnhofer ja als einer der wenigen Qualitätsfleischbetriebe mit drinnen hängt. Reicht es denn heutzutage nicht mehr aus, einfach nur Essen und Trinken zu verkaufen? Die völlig entfesselte Marktwirtschaft frisst ihre eigenen Kinder. Und freilich bleiben vornehmlich die übrig, die am lautesten schreien.

Zurück bleibt ein Heer von Arbeitslosen, arme Existenzen, die an den Rand der Armut gedrückt werden. Und genau die trifft es am härtesten, die am unteren Rand dessen, was irgend wann einmal „Mittelstand" genannt wurde. Übrig bleiben dann die billigst produzierten Eigenmarken oder gleich die Diskonter. Dort sollen die armen Menschen ihr Billigfleisch, die Billiglimonade und die Billignudeln finden. Die, die noch ein bisschen mehr haben, kaufen sich dafür gleich das Koberind und die Markenprodukte. Aber das wird nicht funktionieren. Immer größer, immer mehr, immer billiger – nein, das geht nicht. Die Wirtschaft braucht ja den Mittelstand. Und Maßhalten werden wir wieder lernen müssen , siehe Klimawandel!

In diesem Spiel um Macht und Geld können die kleinen Betriebe kaum noch überleben, ohne bis zur Selbstaufgabe zu arbeiten. Die Selbstausbeutung scheint die oberste Maxime zu sein. Denn wer wie wir dann nachhaltig produzieren will, der muss einfach teurer verkaufen. Aber ich sage Ihnen eines: Auch die großen Multis wird es irgendwann vor lauter Effizienzsteigerung zerreißen. Und was bleibt dann? Ich fürchte, dass das bodenlose Fass des Finanzkapitals eine unglaubliche Sogwirkung entwickeln wird, ein schwarzes Loch sozusagen, das alles zertrümmert. Und was ist dann? Dann bleiben hoffentlich die übrig, die bislang schon nachhaltig gewirtschaftet haben, aber da träum' ich wahrscheinlich . Das kann sich das bald keiner mehr leisten, wenn manche Leute um gerade einmal 1.000 Euro netto Vollzeit arbeiten gehen. Mit dem Zielpunkt und dem Schirnhofer zerbröselt es nicht nur zwei Unternehmen, sondern eigentlich die ganze Idee der entfesselten Marktwirtschaft.

Im übrigen bin ich selber als Kleinbetrieb in den frühen 90er-Jahren in die Pleite geschlittert, konnte das Unternehmen aber retten ..auch ich bin damals zu schnell gewachsen und habe geglaubt , Schulden sind eh kein Problem und Wachstum die einzige Gottheit. Da habe ich auch lernen müssen.

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julbing

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Silvia Jelincic

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