Es wird der heißeste Sommer Eures bisherigen Lebens. Und der kälteste Eures künftigen.
Ein Satz wie ein Grabstein mit Wärmestau. Elegant, schmerzhaft, endgültig. Und doch ist er nur das freundliche Vorspiel einer Epoche, in der sich der Mensch selbst ins Schwitzen lügt – und der Planet die Quittung schreibt, in Flammen und Fluten.
Wer trägt die Schuld? Die Antwort ist keine philosophische, sondern eine buchhalterische. Die wahren Schuldigen tragen nicht Schilder auf Demos, sondern Aktentaschen. Sie sitzen in Aufsichtsräten, nicht in Aktivistenzelten. Sie heißen Exxon, RWE, Total, Shell – und sie wissen seit Jahrzehnten, was kommt. Sie haben es berechnet, kartografiert, intern dokumentiert – und entschieden: Profit vor Planet.
Die Klimakrise ist kein Schicksal, sondern ein Geschäftsmodell. Und das Einzige, was daran erneuerbar ist, ist die Lüge, dass man dran arbeite.
Und während die Erde kocht, servieren dieselben Politiker, die sich zu „Klimazielen“ bekennen, das nächste Subventionspaket für die Fossilindustrie – als sei der CO₂-Ausstoß ein schützenswertes Kulturgut. Sie stehen mit ernster Miene vor schmelzenden Gletschern, halten Reden über Nachhaltigkeit – und unterzeichnen hinter verschlossenen Türen neue Gas-Deals. Das nennt sich dann Realpolitik. Ich nenne es: organisiertes Verbrechen.
Die Medien? Tanzen mit. Zwischen Regenradar und Rekordhitze gibt’s bunte Tipps zum "cool bleiben bei 42 Grad", als wäre das Ende der Stabilität bloß ein Lifestyle-Problem. Die Informationsgesellschaft hat alle Daten – aber keine Haltung.
Und das Publikum? Lässt sich von Talkshow-Zombies einreden, Klimaschutz sei „übertrieben“, „unrealistisch“, „zu teuer“. Zu teuer – im Vergleich zu was? Zu einem Planeten, auf dem man noch atmen kann?
Nicht nur der Konsument zerstört die Welt – aber ohne ihn läuft das Zerstörungswerk wie geschmiert. Er lebt in einem System, das ihm billige Flüge, billiges Fleisch und billige Ausreden liefert. Aber niemand zwingt ihn, sie zu schlucken.
Der Preis für Kerosin mag niedriger sein als für Zivilcourage – aber beides wird täglich bezahlt. Nur dass ersteres den Planeten kostet und letzteres vielleicht ein bisschen Bequemlichkeit.
Es sind nicht alle gleich schuld. Und wer das behauptet, vernebelt mit moralischer Gleichmacherei die politischen Tatsachen. Die große Schuld liegt oben – doch die kleine Entscheidung liegt bei jedem Einzelnen. Und sie summiert sich – Tag für Tag – zur Frage, ob wir überhaupt noch wissen, was verantwortlich heißt.
Nein, die Täter sitzen oben. Dort, wo Macht nicht in Stimmen, sondern in Aktien gezählt wird. Wo Lobbyisten Gesetzestexte schreiben und dann so tun, als hätten Parlamente sie beschlossen. Wo Greenwashing ein Geschäftsmodell ist und jede Hitzewelle mit neuen Ölbohrungen beantwortet wird.
Und doch, trotz aller Warnungen, trotz aller Berichte, trotz aller Kipppunkte, läuft alles weiter – als wäre die Katastrophe eine Phase. Der Planet steht in Flammen, und die Menschheit diskutiert über Parkplätze.
Wir erleben nicht den Klimawandel. Wir erleben die Klimawahl. Und sie fällt – Tag für Tag – gegen das Leben aus.
Der Sommer wird heiß. Noch heißer wird die Frage: Wann wird uns endlich warm ums Gewissen?
Denn wenn wir heute nichts ändern, werden wir in zwanzig Jahren nicht zurückblicken und sagen: „Wir haben es nicht gewusst.“
Sondern: Wir haben es gewusst – und nichts getan.