Weidel und Chrupalla gönnen sich jetzt also 24.000 Euro im Monat – doppelt so viel wie eine einfache Bundestagsabgeordnete. Natürlich nicht „einfach so“, sondern über den Umweg einer Fraktionsentscheidung. Kein Alleingang, keine Selbstbedienung – bloß ein kollektives Nicken in der eigenen Echokammer. Das ist kein Skandal, wird man sagen, das ist Regelbetrieb. Und genau darin liegt das eigentliche Drama.
Denn ausgerechnet jene, die seit Jahren unermüdlich gegen die „gierigen Eliten“ hetzen, die das Establishment verspotten und von sich behaupten, anders zu sein, verhalten sich exakt wie das, was sie angeblich bekämpfen. Nein – sie verhalten sich nicht „exakt so“. Sie sind effizienter. Denn während sich die Altparteien wenigstens die Mühe geben, die Selbstbedienung hinter parlamentarischen Komplexitäten zu verbergen, reicht bei der AfD ein Fraktionsbeschluss, um den eigenen Anspruch auf moralische Überlegenheit gegen bare Münze einzutauschen.
Wer den Bundestag jahrelang als Selbstbedienungsladen diffamiert hat, der sollte zumindest den Anstand besitzen, nicht ausgerechnet an der Kasse Schlange zu stehen, wenn der Jackpot klingelt. Stattdessen erklären die beiden Parteivorsitzenden, sie müssten aufgrund besonderer Belastungen mehr verdienen. Der Preis für die ständige Bedrohung, den Hass, die Sicherheitslage. Ein gefährlicher Job eben. Nur dass man sonst bei gefährlichen Jobs – Feuerwehr, Pflege, Gefängnisvollzug – selten die Möglichkeit hat, sich selbst die Gefahrenzulage in fünfstelliger Höhe zu genehmigen.
Und so mutiert die selbsternannte Anti-System-Partei endgültig zu einer satten, selbstzufriedenen Machtmaschine, die das Misstrauen ihrer Wähler zur Währung gemacht hat – um es dann im Parlament gegen harte Euro einzutauschen. Die Ironie? Das System, das sie angeblich zerstören wollen, macht sie reich. Und sie, die Totengräber, fressen sich am Leichnam der Demokratie satt.
Es ist, als hätte man die Bühne des Populismus mit Parolen betreten – und würde sie nun mit dicken Brieftaschen verlassen. Und während einfache Parteimitglieder noch an den Mythos vom „kleinen Mann“ glauben, der in Berlin gegen das Establishment kämpft, zählt die Parteispitze längst zur Einkommenselite dieses Landes. Nicht, weil das System sie dazu gemacht hat – sondern weil sie es ganz bewusst für sich nutzen.
Wer jetzt noch glaubt, dass es ihnen um Prinzipien geht, sollte sich fragen, ob Prinzipien sich so leicht mit Funktionszulagen verrechnen lassen. Und ob der Kampf gegen „die da oben“ wirklich glaubwürdig ist, wenn man selbst so tief im steuerfinanzierten Geldstrom schwimmt.
Die Farce ist perfekt: Die Empörten sind korrumpiert. Die Mahner sitzen an der Quelle. Und die Partei, die einst angetreten ist, das System zu stürzen, hat nichts Eiligeres zu tun, als sich im System häuslich einzurichten. Mit allem Komfort. Nur das Klatschen fehlt – doch das wird sicher auch bald subventioniert.