Politische Hetze und Kannibalismus: Die Ermordung der de Witt-Brüder

Im Sommer des Jahres 1672, der in die niederländische Geschichte als das „Rampjaar“ – das Katastrophenjahr – einging, herrschte in den Provinzen der Republik Aufruhr und Angst. Die Niederlande waren von Feinden umzingelt: Frankreich, England, Münster und Köln hatten das Land überfallen, und das Vertrauen in die politische Führung war erschüttert. Johan de Witt, der brillante Staatsmann und Ratspensionär von Holland, hatte gemeinsam mit seinem Bruder Cornelis jahrelang die Geschicke der Republik gelenkt. Sie waren Verfechter der Republik und Gegner des Hauses Oranien, was ihnen in Zeiten der Krise viele Feinde einbrachte.

Die Stimmung in Den Haag war aufgeheizt. Gerüchte machten die Runde, dass die de Witts Verräter seien, die das Land ins Unglück gestürzt hätten. Am 20. August 1672 eskalierte die Lage: Cornelis de Witt wurde fälschlicherweise des Verrats beschuldigt und inhaftiert. Johan eilte zu seinem Bruder ins Gefängnis, um ihm beizustehen. Doch draußen hatte sich ein Mob versammelt, aufgehetzt von politischen Gegnern und der allgemeinen Not. Die Brüder wurden aus dem Gefängnis gezerrt und auf offener Straße brutal gelyncht.

Was folgte, war ein Akt der Barbarei: Die Leichen der de Witts wurden verstümmelt, Gliedmaßen abgetrennt, das Fleisch von ihren Körpern gerissen. Zeitgenössische Berichte erzählen, dass einige aus der Menge Stücke des Fleisches aßen – ob aus Hass, Symbolik oder purer Grausamkeit, bleibt bis heute unklar. Sicher ist, dass die Ermordung der de Witt-Brüder ein dunkles Kapitel der niederländischen Geschichte markiert. Sie steht für die Gefahren politischer Hetze, für die Macht des Mobs und für den tragischen Untergang zweier Männer, die ihr Land liebten – und dafür mit ihrem Leben bezahlten.

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