Zwischen Freiheit und Todesurteil: Der metaphysische Irrtum der Impfgegner

Eine tote Fledermaus in einem Kindergartengelände in Sachsen-Anhalt reicht aus, um die ganze Misere unserer Zeit zu entlarven. Sie trägt ein Virus in sich, das man nicht diskutieren, nicht relativieren, nicht wegtwittern kann. Tollwut kennt keine Meinungsfreiheit. Sie verhandelt nicht. Sie tötet – mit absoluter, unbestechlicher Konsequenz.

Doch was geschieht, wenn sich das Faktische in ein Land verirrt, das sich seiner Tatsachen längst entwöhnt hat? Was passiert, wenn die Biologie mit einer Klarheit zurückschlägt, die kein Algorithmus verwischen kann?

Man impft. Man schützt. Man handelt – mechanisch, effizient, staatlich organisiert. Ein letzter Reflex der Vernunft zuckt durch die Behörden, bevor auch dieser Muskel verkümmert. 45 Kinder erhalten eine Immunisierung, die ihnen das Leben sichern soll. Zehn jedoch erhalten – nichts. Nicht, weil man sie vergessen hätte, sondern weil ihre Eltern, jene neuen Hohepriester des Gefühls, sich weigern.

Sie verweigern nicht aus Not, nicht aus Unwissen, nicht aus einem schlichten „Ich hab’s nicht gewusst“. Sie verweigern aus Überzeugung – dieser postaufklärerischen Form der Unvernunft, die sich mit unerschütterlicher Miene in moralische Autonomie kleidet und dabei nicht merkt, dass sie längst nackt ist.

Die Impfung? Für sie ein Komplott. Die Krankheit? Ein Einzelfall. Die Wissenschaft? Eine Erzählung unter vielen.

Der Tod? Wird schon nicht so schlimm sein.

Die Eltern spielen mit dem Schicksal ihrer Kinder wie mit Bauklötzen, aus denen sich ein Weltbild zimmern lässt, in dem alles möglich ist – außer das Eingeständnis, sich zu irren.

Tollwut ist nicht heilbar. Sie verläuft tödlich in hundert Prozent der Fälle.

Nicht „sehr gefährlich“, nicht „grenzwertig“, nicht „diskussionswürdig“, sondern schlicht: unausweichlich.

Aber in einer Gesellschaft, die jeden Pflasterstein hinterfragt, bevor sie ihn betritt, gelten selbst unumstößliche Naturgesetze nur noch als Meinungsangebote.

Hier endet nicht nur die Aufklärung. Hier beginnt das Zeitalter der metaphysischen Arroganz: die Hybris, das eigene Kind dem Tod auszusetzen, weil man dem eigenen Bauch mehr traut als der Gesamtheit aller medizinischen Erkenntnisse.

Was für eine Freiheit soll das sein, die nur dann auflebt, wenn sie sich gegen jede Form von Realität richtet? Was für eine Fürsorge, die darin besteht, ein Kind der Möglichkeit des qualvollen Verreckens zu überlassen – nicht aus Versehen, sondern im Namen elterlicher Souveränität?

Man darf das nicht mehr nur Dummheit nennen. Es ist Ideologie mit Kindergesichtern als Kollateralschaden.

Es ist ein ethisches Totalversagen, getarnt als Individualentscheidung.

Es ist die morbide Kapitulation des Gemeinsinns vor der Selbstverliebtheit des Zeitalters.

Und niemand hält sie auf. Man ruft nicht die Polizei, man lässt sie entscheiden. Man respektiert, diskutiert, vermittelt.

Denn auch die Tollwut muss heute inklusiv gedacht werden.

So triumphiert die Fiktion über die Biologie, das Ich über das Leben, der Wahn über die Wirklichkeit.

Und wenn eines dieser zehn Kinder in einigen Wochen Symptome zeigt, dann wird man nicht mehr diskutieren, nicht mehr googeln, nicht mehr entscheiden. Dann wird der Körper selbst zu sprechen beginnen – auf eine Art, die kein Elternrat und kein Telegram-Kanal je wieder korrigieren kann.

Es gibt keine Worte mehr dafür. Und deshalb müssen wir endlich die richtigen finden.

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