In Galaxien vordringen … wie die UN den Weltraum regiert

In meiner Dienstzeit in Wien in den 1980er Jahren war es bei Partys mit ausländischen Gästen oft mein Job, da ich Deutsch sprach, an die zu Tür gehen, wenn die Polizei kam, um uns zu bitten die Musik leiser zu stellen. Das kam nach 22.00 Uhr häufig vor, wenn Nachbarn sich beschwert hatten.

Die Beamten waren im Allgemeinen ausgesucht höflich, und es gab keine Probleme. Aber einmal ging ein weiblicher Gast – es war weder eine Britin noch eine Österreicherin und sie hatte vermutlich schon ein Glas Wein getrunken – tätsächlich auf einen Polizisten zu, nahm ihm das Walky-Talky aus der Brusttasche und flötete: „Beam me up, Scotty“. Sehr undiplomatisch, kann ich nur sagen.

Als ich 2016 wieder nach Wien versetzt wurde, habe ich fasziniert festgestellt, dass das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) 1993 von New York nach Wien verlegt worden war.

Die UNOOSA ist das für die Förderung der internationalen Zusammenarbeit zur friedlichen Nutzung des Weltraums zuständige UN-Organ. Mit rund 30 Mitarbeitern verwaltet sie zusammen mit den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten ein „Register aller Flugobjekte, die in das Weltall gelangen“. Vor allem dient sie dem UN-Ausschuss für die friedliche Nutzung des Weltraums (COPUOS) als Sekretariat. Dieser wurde 1959 gebildet, nachdem die Sowjetunion im Oktober 1957 den weltweit ersten künstlichen Satelliten „Sputnik“ gestartet hatte.

Welche Interessen verfolgt Großbritannien im Weltraumausschuss COPUOS? Unsere National Space Strategy verpflichtet Großbritannien, „durch internationale Zusammenarbeit die Rechtsgrundlagen für die verantwortungsvolle Nutzung des Weltraums zu schaffen und mit anderen Nationen zu kooperieren, um aus Investitionen des Vereinigten Königreichs im Weltraumsektor größtmöglichen Nutzen zu erzielen“. Chancen für künftige Aktivitäten ergeben sich beispielsweise im Weltraumtourismus, bei der Ausbeutung von Rohstoffen im Weltraum oder bei Megakonstellationen vernetzter Satelliten. Jeder Aspekt hat seine eigene internationale politische und rechtliche Problematik. Im Weltraumausschuss können wir die Lösungen beeinflussen und gestalten.

Hier wird zum Beispiel über UN-Richtlinien für die langfristige Nachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten verhandelt. Diese Richtlinien sollen genau festlegen, was die Völkergemeinschaft von den Mitgliedstaaten erwartet, etwa beim Austausch von Informationen über die Umlaufbahn von Flugobjekten oder beim Aufbau von Kapazitäten in Entwicklungsländern mit ersten Raumfahrtprogrammen.

Wenn Großbritannien an Sitzungen des Ausschusses teilnimmt, gehören unserer Delegation häufig auch britische Wissenschaftler (z.B. von der Universität Leicester) und Wirtschaftsvertreter (z.B. von Surrey Satellites) an. Sie haben im COPUOS schon Vorträge über das britische Knowhow in der Raumfahrtechnik oder innovative Ansätze zur Regelung von Genehmigungsanträgen für Raumfahrtaktivitäten gehalten.

2017 ist für den COPUOS und die UNOOSA ein großes Jahr: Wir begehen den 50. Jahrestag des Weltraumvertrags, der die Rechtsgrundlage für die Aktivitäten von UN-Staaten im All bildet. In Wien haben wir mit den Verhandlungen über eine UN-Resolution begonnen, die im Oktober in New York verabschiedet werden soll. Sie soll den gesellschaftlichen Beitrag der Raumfahrttechnologie seit Unterzeichnung des Weltraumvertrags würdigen.

Und 2018 findet dann die Konferenz UNISPACE + 50 statt. Auf ihr wird Großbritannien mit anderen Ländern über die künftige Form der internationalen Zusammenarbeit und die Regelung der Weltraumaktivitäten des Menschen diskutieren. Die Vorbereitungen für diese Konferenz laufen schon.

Mit Raumschiff Enterprise hat das eher wenig zu tun; es geht vielmehr um die Vertretung britischer nationaler Interessen im Weltraum. In einer Zeit aufgewachsen, in der man glaubte, wir würden 1990 alle im Weltraum herum düsen (tritt vor, Dan Dare), bin ich gespannt, wann mein erster Dienstflug sein wird!

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MartinMartin

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Markus Andel

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