Zikamücken und Tsetsefliegen in Österreich – wie die IAEO Krankheiten und Unterernährung bekämpft

Hunderte Anophelesmücken stillen ihren Durst an warmem Blut. Nebenan haben sich Tausende Larven von Fruchtfliegen über ein leckeres Obstkompott hergemacht, sie mampfen vor sich hin, winden sich und machen sogar – Vorsicht! – Luftsprünge. Unbeeindruckt davon sitzen in einer anderen Ecke des Labors Tsetsefliegen – am schwersten zu züchten – in ihren Drahtgeflechten, sie bekommen ebenfalls frisches Blut zu trinken.

Ich befinde mich in einem Labor der Internationalen Atomenorganisation (IAEO) in Seibersdorf, etwa eine Stunde von Wien entfernt. Wir sind nicht nur hier, um die Arbeit der IAEO im Hinblick auf die Überwachung der Nichtverbreitung von Kernwaffen zu sehen (zivile nukleare Einrichtungen dürfen keine unangemessenen Aktivitäten betreiben, die der Entwicklung militärischer nuklearer Fähigkeiten dienen könnten), sondern wollen uns auch die Forschungslaboratorien für nukleare Wissenschaften und Anwendungen anschauen. Hier geht es um den Einsatz nuklearer Techniken zum Beispiel zur Bekämpfung von Schädlingen, für medizinische Zwecke wie bei der Strahlentherapie oder im Bereich Tiergesundheit, etwa zum Schutz von Nutztieren gegen die entkräftende Schlafkrankheit.

Die Rolle der IAEO bei der Bekämpfung der Proliferation ist vielen bekannt, aber die wenigsten haben eine Ahnung davon, dass sie wertvolle Arbeit bei der Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung leistet. Die übermütigen, aber irgendwie unheimlichen Mücken, Fruchtfliegen und Tstetsefliegen werden beispielsweise dazu genutzt, sterile Männchen zu erzeugen. Die Technik wird dann in den jeweiligen Ländern angewandt, und die sterilen Männchen werden in der Natur freigesetzt. Populationen von Insekten, die das Zikavirus verbreiten, die Gesundheit von Rindern in den ärmsten Ländern der Welt beeinträchtigen oder die landwirtschaftliche Produktion behindern, können auf diese Weise dezimiert werden.

Die britische Regierung unterstützt die Seibersdorfer Forschung. In jüngster Zeit hat sie Mittel für die dringend erforderliche Renovierung der Laboratorien bereitgestellt, unter anderem auch für einen Neubau, in dem neue Strahlentherapiegeräte zur Behandlung von Krebs untergebracht werden sollen. Tatsächlich entsteht in Seibersdorf gerade ein neues Laborgebäude, das von Großbritannien mit finanziert wurde. Die Arbeit dieser Labors ist wichtig, denn sie wird uns auf dem Weg zur Erreichung aller unserer Entwicklungsziele ein gutes Stück weiter bringen.

Ich hoffe, es findet sich wieder einmal eine Gelegenheit, den Labors – und auch den Insekten – einen Besuch abzustatten. Bis dahin habe ich hoffentlich aufgehört, von den blutsaugenden Bewohnern von Seibersdorf zu träumen.

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Markus Andel

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